„ tirt von meinem Collegen Dr. Per kins , untersuchte
ich eine kleine Partikel der Geschwulst unter dem
Mikroskop, erkannte, dafs wir es hier mit' keinem
fungus medullaris zu thun hatten, und stellte eine in
dieser Hinsicht günstige Prognose für die Amputation.
Diese wurde von den Herrn Uyt t e rhove n und
Graux vorgenommen, bis jetzt für die Gesundheit
mit ganz günstigem Erfolge, indem der Knabe geheilt
ist und sich wohl befindet. — Die Geschwulst hat ih-_
ren Sitz in der Tibia,
Die Muskeln und Sehnen treten wohl in sie hinein
, sind aber nicht verändert. Aber es hat sich in
ihrem Innern eine grofse mit Blut-gefüllte Höhle gebildet,
die mit dem Innern der erkrankten Tibia in
Verbindung steht. Die krankhafte Veränderung der
Tibia erstreckt sich in einer Länge von 70 Millitm
Die hintere Fläche derselben ist frei Von jeder Entartung
und hart geblieben, während die andern Selten
die Auftreibung bilden.
Die Entartung hört eine Linie breit unter dem
Kniegelenk auf, so dafs dieses ganz frei ist. Es ist
das Gelenk aber nicht mehr durch Knochenmasse,
sondern nur durch die Knorpel von der Entartung
völlig getrennt. Die Tibia läfst sich an den entarteten
Stellen mit dem Scalpell zerschneiden, die Entartung
geht vom Innern nach der Peripherie. Auf dem
Durchschnitt unterscheidet man zwei Substanzen,
1) eine fleischig fibröse und 2) eine nach Farbe und
Consistenz knorpelartige.
Die kn o rp el ar t ige Substanz hat sich von in-
- nenjnach aufsen gebildet; aus dem'Innern des Knochens
heraustretend, bildet sie in der eben erwähnten
Blut enthaltenden Höhle eine erbsengrofse Hervorra-
gung. Sie enthält sehr viel Knorpelkörperchen; sie
sind von verschiedener Gröfse, die kleinsten bilden
rundliche Zellen mit Kern von 0,0007 P. Z. Durchmesser,
die gröfsten schliefsen mehrere Kerne und
eine schliefst sogar zwei andere Körperchen, die wieder
Kerne haben, ein. Sie sind von 0,0041 Durchm.
Zwischen ihnen liegt einer körnige Zwischenmasse. Ich
finde weder in Gröfse noch Aussehen einen bedeuten-
den^Unterschied mit den Knorpelkörpern desselben
Individuums. Die weichere, fibröse in Zellen enthaltene
Masse, die durch ihr blafsröthliches Aussehen
den Namen Sarcom verdiente, enthielt sparsame Knorpelkörperchen
, kleinere Zellen mit Kernen (vielleicht
sich erst bildende Knorpelkörperchen), geschwänzte
Zellen und was die Hauptmasse ausmachte, Fasern
cylindrisch wie Zellgewebsfasern in Bündeln gelagert.
Ich glaube, dafs hier, wie in den meisten beschriebenen
Fällen, zwei verschiedene Substanzen, eine sarko-
matöse und eine knorpelartige, abgelagert waren.
Sollte nicht hier, wie in den übrigen Fällen, die
Bildung und Entwickelung durch das aus der Quetschung
ergossene Blut im Innern der Knochen < vor
sich gehen ? Die Struktur zeigt darauf hin: denn
während einige Fasern ganz ausgebildet waren, zeigten
andere noch rauhe Conturen, wie bei sich bildenden
Pseudomembranen;' auch der erwähnte Bluter-
gufs deutet darauf hin. Doch mufs dies weiteren
Forschungen Vorbehalten bleiben.
2) Der zweite Fall von Enchondom ist interessant,
weil es zum erstenmal in einer ganz fremdartigen
Geschwulst beobachtet ist. In dem XIII. §. 1. I.
beschriebenen Lipom befanden sich eingestreute
knorplige^ Stellen, die aus Knorpelkörperchen von
0,0012 und mehr Durchmesser mit Kernen bestanden;
zwischen ihnen'ist wie im gesunden Knorpel eine körnige
Substanz abgelagert.