Wenn man untersuchen will, ob sich Eiterkügelchen
im Blute Amputirter befinden, so findet
man in der Regel diese nur in den Venen, über
der amputirten Seite und im rechten Herzen. —
Wenn keine Venenentzündung bei Amputirten, so
habe ich b is j e t z t keinen Eiter im JBlut gefunden.
Mtpi erkennt unter dem Mikroscop leicht
das Dasein der Eiterkügelchen an der oben beschriebenen
Form, und da sie sich nicht in Wasser
auflösen, so kann man sie isoliren, indem man
einen Tropfen Wasser zu etwas Blut setzt. Die
Blutkügelchen lösen sich auf, und man erblickt
dann die Gruppen der Eiterkügelcheh. Obgleich
in der Regel, wenn bei Phlebitis Eiter im Blut
da ist, auch Eiterablagerungen in verschiedenen
Organen statt finden, so giebt es doch Ausnahmen.
So sah ich im Hôtel Dieu einen unterhalb des
Kniegelenks Amputirten. Kein Symptom hatte
das Dasein einer Venenentzündung oder Eiterresorption
verkündet. Weder Lunge, Leber, Niere,
noch Milz, zeigten eine Spur von irgend dem kleinsten
Abscesse. Aber die vena cruralis war über
der Amputations wunde in ihrer innern Fläche eiternd
, und wie gewöhnlich diese eiternde Stelle
durch ein oberes und unteres Coagulum verschlossen,
das aber nur schwach an den Wänden ad-
härirte. Das über dem Coagulum befindliche Blut
der Venen enthielt Blutkügelchen, die blasser, als
gewöhnlich waren ; es hatte sich ein Theil des
Färbestoffs schon so aufgelösst, dass sie nnter dem
Mikroscop auf einem gelblichen Grunde gelagert
waren. Ihnen waren eine ungeheure Menge Eiterkügelchen
zugemischt $ die Blutkügelchen des
rechten Herzens waren weniger verändert, und
ihnen war eine geringere Quantität Eiterkügelchen
beigemischt. Das Dasein des Eiters im Blut habe
ich auch nach grossen und tiefen Vereiterungen
von äussern Verletzungen beobachtet.
2) Metritis und Entzündung der Venen des
Uterus der Wöchnerinnen. *)
*) Der Erguss, den man in der Peritonitis der Wöchnerinnen
mit dem falschen Namen Lymphe bezeichnet,
Herr Prof. Fering zeigte mir zuerst das Vorkommen
derselben in dem Blute. Ich habe dies
aus eigener Beobachtung später mehrmals bestätigen
können.
ä) Phlebitis, nach ungeschicktem Aderlass.
Auch in diesem Falle schliesst ein Coagulum
von beiden Seiten die eiternde Stelle der Vene
ein. Kein' Organ zeigte irgend eine krankhafte
Veränderung5 nur in den Lungen war ein leichtes
engouement. Die Sektion wurde 20 Stunden nach
dem Tode gemacht. Während das Blut, wie ich
schon oft bemerkt, wenn dieses selbst nicht erkrankt
ist, mehrere Tage nach dem Tode in den
Blutkügelchen u. s. w. sein normales Aussehen behalten
kann, so war hier dagegen nach so k u r z e r
Ze i t , und als die einzige, selbst mit dem Mi-
kroscope nur wahrnehmbare materielle Veränderung
folgendes eingetx*eten: Es bildete das Blut
eine gelbliche graue Masse, in der die Blutkiigel-
chen, namentlich deren Kerne, nur noch sehr schwer
erkennbar waren, ihnen waren eine grosse Menge
Eiterkügelchen beigemiseht; die Eiterkügelchen
hatten, was keine gewöhnliche Erscheinung ist,
(vergleiche unten) ein,eigentümliches, stahlblaues
Ansehen.
4) Phthisis. Der Wunsch, irgend materielle
Ursachen des am Ende derselben statt findenden
merkwürdigen Fiebers aufzufinden, leitete mich
auf die Untersuchung des Bluts. Ich habe gefun--
den, dass, wenn grosse Eiterhölen sich in der
Lunge ausbilden, man in der Regel Eiter im Blute,
und zwar in den verschiedensten ,Venenstämmen,
wie im Herzen findet. Es bedarf , in der That
nur eines Blicks auf die Zerstörung der Gefasse,
durch die eiternden Tuberkelmassen in der Lunge,
um es wahrscheinlich zu machen, dass oft in diesem
Augenblick, wo Blut und Eiter sich zusammen
berühren, ein Uebergang des letztem statt
besteht, so_gross auch seine Quantität sein möge, nur
aus vielen E i t e r k ü g e i c h e n und aus. einem durchsichtigen
Serum.