W enn der Verfasser die Behauptung wagte, dass
noch kein gutes Handbuch der allgemeinen Pathologie
existire, so dürfte er auf die Zustimmung
vieler rechnen, aber er glaubt, dass man mit
eben dem Rechte sagen darf, dass wohl einige
Elemente der allgemeinen Pathologie, aber diese
selbst keinesweges vorhanden ist. Dieses und die
Ursachen darzulegen, welche die Entwickelung
einer so wichtigen Lehre, aufgehalten haben, ist
der Zweck der gegenwärtigen Abhandlung. Stellen
wir zuerst den Begriff der allgemeinen Pathologie
fest.
Die Lehre von den einzelnen Krankheiten
entstand durch die Beobachtung wiederkehrender
constanter Symptome. Husten mit blutigem Auswurf
z. B., und Schmerz beim erschwerten Ath-
men, bildeten so ein eigenes, durch die Erfahrung
der Jahre vervollkommnetes Bild einer Krankheit.
Die anatomischen Untersuchungen zeigten später,
dass die Consistenz und Farbe der Lunge in jenen
Symptomén sich verändert vorfinde. So weit,
oder nicht viel weiter, gehen alle unsere Kenntnisse
über alle einzelne Krankheiten. Bald, und
zwar gehört dies Verdienst nicht etwa der neuern
Zeit an, denn schon in den hippokratischen Schriften
herrscht diese Idee, fühlte man das Bedürfniss,
die den verschiedenen Krankheitsbildern gemeinen
Erscheinungen zusammenzustellen und die allgemeinen
Gesetze zu finden, denen die krankhaften
Veränderungen der Organe folgen. Der Voi’satz
war wissenschaftlich, die Ausführung aber wurde,
bis jetzt durchaus mit Unzureichenden Mitteln unternommen,
gänzlich verfehlt. Man kannte die
Vorgänge im Innern der erkrankten Organe nicht,