es in ein regelloses flockiges Gewebe von Fasern
und Plättchen. Zuletzt hat noch Burdach sich
darüber in der Art ausgesprochen, dass das Zellgewebe
auf der niedrigsten Stufe dér Bildung, *)
und er sagt, dass die Blätter und Fäden des Zellgewebes
blos aus einer homogenen Masse zu bestehen
scheinen; wenigstens sind die mechanischen
Elemente desselben, die man bei mikroscopischen
Untersuchungen gefunden haben will, sehr zweideutig.
Unter denjenigen zweitens, welche sich
eines Mikroscops bedienten, finden sich verschiedene
Meinungen ausgesprochen. Ich nenne hier
Heusinger, der glaubt, die Fasern beständen aus
rundlichen Körpern, die grösser als die Blutkügelchen
sind ; Milne Edvards hält sie für aus Kügelchen
zusammengesetzt; Fohmann und Arnold
halten das Zellgewebe für lymphatische Gefässe.
Unter den frühem beschrieben Fontana und Treviranus
zuerst das Zellgewebe als aus gewundenen
cylindrischen Faden bestehend. Krause und Jor-
,dan endlich gaben eine ähnliche Beschreibung der
Zellgewebsfasern, der Letztere mit einer genauen
Abbildung; eben so wurde von den beiden Letztem
der Durchmesser bestimmt. — Eine schon von
J. F. Meckel citirte Meinung, dass die Fasern des
Zellgewebes nichts als einsaugende .Gefässe sein,
ist nur wieder von Fohmann und Arnold vorgetragen
worden. Meckel sagte nämlich schon **■) .-
die angeblichen Fasern sollen sogar eine bestimmte
Bedeutung haben, einsäugende und aushauchende
Gefässe sein.
Die Ursache, warum frühere Anatomen das
Zellgewebe als eine gleichförmige strukturlose
Masse ansahen, begreift sich leicht, warum aber
selbst in der neuern Zeit Physiologen, wie Bur-
*) Ich bemerke hierbei, dass die den Glaskörper ein-
schliessende Membran nicht dem Zellgewebe, sondern
den das Fett einschliessenden Söckchen zu vergleichen
ist, nur dass jene viel durchsichtiger ist, als diese;
diese Membran ist ganz einförmig, ohne Spur von Faserung,
selbst bei einmaliger Vergrösserung.
**) Dessen Anatomie. Halle 1815. Bd. I. 116 u.. 117.
^ dach, die alte Meinung wiederholten, ist kaum
einzusehen. Ist es denn so nothwendig, die Gewebein
einer gewissen naturphilosophischen Reihe
zu ordnen, und wenn, grade mit dem Zellgewebe,
als unterstem Gliede anzufangen? Noch unbegreiflicher
ist es, dass man das Zellgewebe, als aus
Kügelchen componirt darstellt, wenn man es dem
Mikroscop unterwirft. Diese Ansicht findet nicht
einmal in der etwaigen schlechten Beschaffenheit
des Instruments, sondern nur in der nachlässigen
Präparation ihren Grund. Wahrscheinlich wurden
die" Lagen Zellgewebe nicht in den Bündeln iso-
lirt, und die Fettbälge als die Kügelchen der Bündel,
die man wiederum irrthümlich für Primitivfasern
hielt, genommen. Eben so wenig kann
man die Primitivfasern des Zellgewebes als hohl
und als Gefässe ansehen. Nie haben sie doppelte
Linien an den Seiten, ja es fehlt sogar wegen ihrer
Dünnheit die Lichtreflexion, die in Faden von
stärkerem Durchmesser den Anschein von Hohlheit
erzeugt. Im Ganzen übereinstimmend mit
den frühem Beobachtungen von Krause*) und
Jordan finde ich folgende Beschaffenheit des Zellgewebes
:
Cylindrische, solide Fasern, deren Masse das
Licht durchschimmern lässt, (nicht durchsichtig,
wie Andere behauptet haben) von 0,0005—0,0009 Lin.
Durchmesser. Sie haben eigenthiimliche, wellenförmige,
schlängende Windungen, die natürlich
ein Kunstprodukt sind, aber ein gutes Merkmal
abgeben; in weiten Bogen, und gedrückt oder gezogen,
nehmen sie immer wfieder diese Form an.
Sie liegen in Bündeln von 5—7 und mehr Fäden
zusammen, und alle haben dann dieselben Windungen.
Diese Fäden (Primitivfasern) liegen also
durchaus parallel neben einander; die Bündel dagegen
durchkreuzen sich in verschiedenen Winkeln,
und bilden so die dem Auge sichtbaren Plat-
*) 1) Handbuch der menschlichen Anatomie. Bd. I. Hannover
1833.
2) Jordan: De tunicae dartos tentu cum aliis compa-
rato. Berolini 1834.