§.3. Beobachtung zahl reicherBalggeschWül ste
als epidemische Krankhei t bei
Fischen.
Die krankhaften Veränderungen, die oft epidemisch
die untern Thierklassen befallen, fangen an, ein
gröfseres Interesse durch die Untersuchungen von
A u d o u i n über die Muscardine der Seidenwürmer u.
s. w. zu gewinnen, deswegen möge auch die folgende
schon 1838 in den Bulletins der hiesigen Akademie
- mitgetheilte Beobachtung hier einen Platz finden.
Bei den Karpfen kennt man zwei Krankheiten
der Haut, die eine findet man als petite veröle bei
französische» Schriftstellern bezeichnet, sie besteht in
der Entwickeluijg yon Pusteln, die andere ist eine
Art SchimmelbiLdung.
Sonst kennt man die Krankheiten der Fische sehr
wenig, obgleich diese oft tödtlichen Epidemieen unterworfen
sind, und es wäre wohl Zeit, wie die vortrefflichen
Beobachter des vorigen Jahrhunderts, dem'
Leben der Thiere wenigstens ebenso viel Aufmerk-.,
samkeit zuzuwenden, als einer'oft kleinlichen Classification.
Durch dieHrn.Professoren G o d y ündS c h ei d t-
w eil.er wurde ich auf das Däseyn von einer grofsen
, Afizahl von Stichlingen (gasterosieus aculeatus) in
den Gräben der Thierarzneischule aufmerksam gemacht,
die folgende Krankheit zeigten:
Zuweilen zahlreiche, 1—4, zuweilen einzelne Geschwülste
safsen auf der Haut dieser Fische, sie sind
mehr oder weniger sphärisch, meist von der Gröfse kleiner
Erbsen, einige nur wie ein Stecknadelknopf.
Meist sind sie.weifs, und nur silberglänzend zuweilen
von der sie bedeckenden Epidermis. Ich fand sie
bei den verschiedenen Individuen auf allen Körpergegenden:
auf dem Rücken, am Munde, am Ursprung
der Flossen; ich sah selbst einmal eine Geschwulst
an der innern Fläche des Bronchialdeckels, ohne dafs
die Respiration dadurch erschwert schien, selbst an
den Flossen hinderten sie das Schwimmen nicht.
Uebrigehs befanden sich die Thiere vollkommen
wohl und ich hielt sie wohl einen Monat lebend in
meinem Cabinet, ehe ich sie in Alkohol aufbewahrte.
Nicht alle Stichlinge des Grabens waren krank, und
soviel ich mich erinnere, erschienen sie im nächsten
Jahre wieder. Zuweilen safsen zwei Geschwülste auf
derselben Stelle; sie nahmen, so lange ich sie beobachtete,
nicht an Umfang zu.
Mit einer Stecknadel geöffnet entleerte die Geschwulst
eine halbflüssige weifse' Masse. Nachdem
diese entfernt war, blieb eine Kyste von einer durchsichtigen
glatten Membran gebildet übrig. Diese war
in allen Geschwülsten. Eine zweite unvollständige
fand si ch nur bei einigen durch die bedeckende Haut
gebildet. Exstirpation der Geschwülste, mit Vorsicht
ohne Verletzung der Flossen angestellt, hatte auf die
Gesundheit der Thiere keinen Einflufs, deren übrige
Organe, so wie das Blut, normal waren. Die Masse
in den Kyste» coagulirte durch Alkohol und entwickelte
Gas durch Mineralsäuren (wahrscheinlich Kohlensäure).
Mikr o s k o p i s c h e Analyse.”
1) Weiche Masse. Sie bestand aus unzähligen
Körpern, die länglich, fast cylindrisch, glatt, halbdurchsichtigsind,
von g^Millim. Länge und ^ Breite.
In derselben Geschwulst haben die Körper alle
dieselbe Form und Gröfse, in den kleinsten (wahrscheinlich
zuletzt gebildeten) sind die Körper so klein
und von so unbestimmter Form, dafs sie nicht mehr