das sogenannte Osteosarcom als eine Art Krebs des
Knochens und stellt als chirurgischen Lehrsatz die
merkwürdige Meinung auf, dafs der Krebs der Knochen
mit weit günstigerem Erfolge zu op^riren sei,
als der weichen Theile.' Dem ist aber nicht so.
Wenn die Amputation der Knochen oft glücklich in
diesen Fällen ist, so ist sie es, weil eben das Osteosarcom
und Enchondrom keine krebshaften, d. h. aus
einer allgemeinen Dyskrasie hervorgegangenen Entartungen
(wenigstens in der Regel) sind. —
Wenn, wie wir oben gesehen habend die erdige
Substanz der Knochenkörperchen und der ganzen
Knochensubstanz resorbirt werden kann, so ist dies
noch keine Rückbildung in Knorpelsubstanz. In dieser
letzten Entartung verschwinden die Knochenkörperchen
ganz und gar und es bilden sich neue Knorpelkörper
*). Dafs dies der Fall sei, werde ich durch
die Entwickelung von Knorpelmasse im Lipom beweisen.
Mül ler hat diese Entartung in seiner schönen
Untersuchung mit dem passenden Namen Enchondrom
belegt. Nach Mül ler **) bildet sie eine
durch Amputation heilbare schwammige Geschwulst
der Knochen und Drüsen (dafs sie auch sonst Vorkommen
kann, wird die zweite Beobachtung zeigen);
sie erscheint nach ihm als eine weiche Expansion des
Knochens und die Gelenkenden werden selten befallen.
Das Parenchym der Geschwulst zeigt auf dem Durchschnitt
zweierlei, mit blofsem Auge erkennbare Substanzen
: eine fibrös-häutige, Zellen bildende, aus Fasern
und eine knorpliche, aus Knorpelkörperchen bestehende.
(Dies bestätigt auch die folgende Beobachtung).
*) Diese Ansicht findet, auch ihre Stiize in der Beobachtung
von M ü l l e r , dafs erweichte Knochen gar keinen Leim
geben, während das Enchondrom Knorpelleim giebt.
" **) Ueber den feinem Bau der Geschwülste.
Mül ler unterscheidet zwei Entwickelungsformen
; in der ersten geht die Krankheit vom Centrum
nach der Peripherie, in der zweiten entwickelt sie
sich an der Oberfläche. (Mein Fall gehört der ersten
Form an.) Durch Kochen erhielt er den eigenthüm-
lichen Leim der Knorpel, Chondrin. In den von ihm
untersuchten Fällen glichen die Knorpelkörperchen in
sofern denen des Embryo, als noch keine Zwischensubstanz
sich gebildet hatte (ich beobachtete dagegen
eine körnige Zwischenmasse). r
ln den meisten von Mül ler gesammelten Fällen
bedingte eine Quetschung die Entwickelung der Entartung
(was auch für unsern Fall von Wichtigkeit ist).
Aber in andern Fällen scheinen allgemeinere Ursachen
da zu seyn, wie Fälle von gleichzeitiger Entwickelung
an mehreren Fingern zeigen.
Diese Entartung beginnt meist in der Kindheit
und kann lange Jahre hindurch sich entwickeln (Wale
n tin bestätigte [Repertorium II. 117] die mikroskopische
Structur).
Hier nun die von mir beobachteten Fälle.
1) Ein 14jähriger Knabe von gesunden Eltern,
kräftige Geschwister, er selbst von nervös-lymphatischer
Constitution. Er fiel vor 2 | Monaten etwa
(von der Amputation gerechnet) bei gymnastischen
Uebungen auf beide Kniee, es zeigte sich nun Schmerz
in beiden, doch zuerst heftiger im l inken, der nach
Anwendungen Blutegeln u.s. w. ziemlich verschwand.
Nach einigen Wochen zeigte sich aber am r ec h t e n
Unterschenkel eine schmerzhafte Geschwulst, die, all-
mälig sich vergröfsernd, die Gröfse eines Kinderkopfes
erreichte. Sie befand sich unterhalb des Kniegelenks.
(Der linke Schenkel blieb ganz frei). Sie
wurde geöffnet und es zeigte sich ein schwammartiges,
röthliches, Eiter absonderndes Gewebe,. Consul