
ISO
wie alle seine Vorgänger legt er dem Weibchen
von Syngnnthus Acus und Syngnathus Typhle alle
die Functionen bei, welche recht eigentlich dem
Männchen zukommen, und kann sich nicht von der
allgemein angenommenein Meinung losmachen, däss
der Körper dés Fisches während der Entwickelungszeit
der Eier eine grosse Veränderung auf
der Oberfläche erleide* *)Er glaubt, dass das Organ,
wetöbes er Ovarium nennt, sich auf die W eise
öffne, dass die Haut (d. §j die oben beschriebenen
Deckel, welche die Oeflhung vërsctdiessen), durch
Zersprengung mittelst der Ausdehnung der Eier
während ihrer Entwickelung berste, und nimmt
davon einen Beweis für die nach Pl iuius angeführte
Meinung, dass die Fische ohne Verlust ihres
Lebens oder irgend ein bedeutendes Leiden
schwer verwundet werden können
Ein Schriftsteller neuerer Zeit (Dr. Gold*
fu s s ) glaubt auch, dass die Eier in eine Blase
eingeschlossen werden, welche platze, wenn die
Jungen Leben bekommen haben d ) .
So stand die Sache, als die gegenwärtigen
Anatomen und Naturforscher mit dem schärfern
Blicke und den ausgedehnteren Kenntnissen, welche*
den grossem Theil der jetzigen Gelehrten
auszeichnen, den. Bau des merkwürdigen Propa-
gationsorgans dieses Fisches Vollständiger und der
Natur gemässer untersuchten.
Der grösste Naturforscher unserer Tage, der
Baron G uv hér, hat jener Ungewissheit ein Ende
gemacht, welche eine so geraume Zeit hindurch
*) Hist. nat. des Poiss. T. II. p. 29.
**) „Ihre Eier entwickeln sich in eiriem Sack, der Sich in der
Haut des Bauches oder des Schwanzes bildet, und sich spaltet,
um die lebendigen Jungen heraustreten zu lassen. —
Grundriss der Zoologie, p. *64,
ein Stoff für viele verschiedene Erklärungen gewesen
war. Er sagt *), dass das Organ, in welches
die Eier abgesetzt werden, bei einigen Arten
unter dem Unterleibe, bei anderen hingegen
hinter dem After an der Basis des Schwanzes
liege und durch zwei getrennte Deckel verschlossen
werde, welche Doppelthuren gleichen. So
ist auch das Verhalten des in Rede stehenden
Organs wirklich.
Zur Berichtigung der Irrthümer, welche noch
bei der Frage über die Fortpflanzung dieses Fisches
Statt finden, will ich einige Beobachtungen
anfiihren, die ich Gelegenheit gehabt habe, zu
machen.
Die Laichzeit der Meernadel fällt in den Mai-
monat; da das Männchen gezwungen ist, sein Weibchen
aufzusuchen, oder umgekehrt, und da eine ordentliche
Paarung zwischen beiden Geschlechtern
nothwendig ist, so erfordert die Laiche liier eine
längere Zeit, als sonst bei den Fischen im allgemeinen.
Schon am Schlüsse des Aprils verlassen
die Weibchen die Stränder und das seichtere W asser,
uiu in der Tiefe ihre Laiche anzustellen. Wenn
die Laichzeit herannaht, so schwellen die blattförmigen
Deckel, welche die Oeflhung des männlichen
Marsupiums verscbliessen, die Oeflhung füllt
sich mehr und mehr mit einem weissen, klaren
und dicken Schleime, welcher den Eiern zur Unterlage
— vielleicht auch zur Nahrung für die
eben ausgebrüteten Jungen?—-dient. Wenn diese
ausgebrütet sind, betten sie sich in jenen Schleim
ein, welcher in deniMaasse abnimint, in welchem
die Jungen heranwachsen, so dass Wenig oder
Nichts von ihm übrig ist, wenn die Jungen so
*) Règne animal, tl. p. 362. Bist. nat. d. Poiss. I. p. 538.
9 *