
teil, wenn sie die Gegend, in welcher sich der
Fisch auf halte, suchen. Schön zeitig im Früh-
linge suchen einige kleinere Individuen die Ufer.
Gewöhnlich hält dieser Fisch sich während des
Sommers in massig tiefem Wasser auf und selten
geht er an die Ufer, ausser in der Laichzeit
und spät im Herbste, da er sich dann vom Sturm
in seichte Buchten, mit Thongrund, hineintreiben
lässt. Dabei bildet er ordentliche Abtheilungen,
oft von bedeutender Ausdehnung. Diese Reihen
erscheinen in der Entfernung, durch das getrübte
Wasser, wie ein breiter Landweg, und erhalten
den Namen Blei-Stricke (Braven-Strek}. Die
Bleie, welche sich auf diese Weise treiben lassen,
heissen bei den Fischern Unwetter-Bleie
(Oräders-Braxen). Die Bleie, welche während
des Sommers, und besonders, wann die Laichzeit
bevorsteht, in die Ströme steigen, sind allezeit
kleine und jüngere Individuen. In dieser Gewohnheit
weicht der Blei vön anderen Fischarten
ab; denn statt dass diese gegen den Strom an-
steigen, folgt er ihm beständig. Gegen den Spätherbst
begiebt sich der Blei in die hohe See, in
welcher er allenthalben da, wo er seinen Aufenthalt
gewählt, gewisse Stellen hat, wo er sich um
jene Jahreszeit sammelt. Solche Stellen werden
Blei-Stand (Braxen-Ständ) genannt und sind den
Fischern der Gegend wohl bekannt. Die merkwürdigste
solcher Stellen in Schweden ist das
sogenannte Hakvarp im Hollbosee bei Nyköping.
Dort wird er jährlich mit dem Eisnetze, zu einigen
100—-1000 L.-Pfd. und mehr mit einem Netz-
zuge gefangen. Der Verfasser befand sich im
Jahre 1820 bei dem Zuge gegenwärtig. Damals
erhielt man etwa 700 L.-Pfd., meist Bleie. Dieser
Fang wurde für massig gehalten. Der Blei
I wächst schnell und wird ansehnlich gross. Der
■ grösste, den ich gesehen habe, wog 11 Pfd., und
I wurde mit der Angel gefischt Wfi Er ist manchen
I Krankheiten ausgesetzt und wird vorzüglich von
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*) In der hiesigen Gegend -wird der Blei, nach den ,Angaben
der Fischer, bis zu 14 Pfd. an Gewicht gefangen, -wo er
dann etwa 1# 8" lang ist. Grosse Mengen (wohl bis zu 36
Schümern)*) von ihm" fangt man bei Wolgast hauptsächlich
im Winter, so lange das Eis hält, und verfahrt sie bei starkem
Froste öfters von da nach Hamburg. ^
Man erlaube mir hier, wo von Ergiebigkeit der Blei-
Fischerei die Rede ist, dié Geschichte eines Fischfanges in
der Gegend von Wolgast einzuschalten, welcher wegen ■«einer
Ergiebigkeit, zwar nicht allein an Bleien, sondern auch
an Hechten, Zandern u. a. Fischen zu den ausserordentlichen
gehört, und dessen Erwähnung besonders für diejenigen
meiner Landsleute, .welche nicht von ihm gehört haben
sollten, von Interesse seyn dürfte.
Es war nämlich im Januar des Jahres 1769, als die
Bauern der auf der Insel Üsedom gelegenen Dörfer Bande-
inin und Neberg und der von jener südlich abgehenden
Halbinsel, dem Gnitze, welche auf der westlichen Seite die
Crumminer Wiek (eine Bucht, in welche die Peene tritt und
an deren dem Gnitze gègenübergelegeneu Seite das Pfarr-
dorf Crummin liegt) bilden hilft, auf der östlichen aber vom
Achterwasser bespült wird, •— durch in das Eis der Wiek
gehauene Löcher eine grosse Masse von Fischen in Bewegung
erblickten. Sie warfen ihre drei Wintergarne zugleich,
zogen sie auch in einer und derselben Stunde auf, und hatten
sämmtlich eine unerhörte Menge von Fischen in denselben.
Die Game waren voll von ihnen * obgleich die Fischer
sie nicht einmal halb zusammengezbgen liattgn. Die
Fische waren lauter g r o s s e , Bleie (von 11 Pfd.), Hechte
(von 20—28 Pfd.) und Zander (von 19 Pfd.), auch Lachse.
Sieben Wochen lang verkauften jene Bauern von ihnen.
Mittlerweile verging das Eis, und die Wolgaster, Lassaner
#) Sch ümer nennt man einen zum Fisch verkaufe bestimmten
länglich viereckigen Kasten aus 2,# starken, eichenen
Planken, welcher oben in der Mitte eine Oeffnung von
2 □Fass, durch welche die Fische hineingebracht, und an
dem einen Seitenende eine andere, mit einem Schieber versehene
Oeffnung hat, durch welche sie herausgelassen werden.
Er hält das Maass von 12 Berl. Scheffeln.
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