Uferbänke. Dann ging es in hohem, stachligen Mimosengebüsch
weiter, bis wir nach einer Stande auf einen breiten,
ganz geraden, ehemals von den Eingeborenen ausgehauenen
Weg gelangten. Mancherlei Wildspuren durchkreuzten sich
hier, und an einigen Stellen sah ich breite Durchbrüche in
den Gebüschen, sowie umgestürzte, 5 —6 Zoll starke Bäume
am Boden liegen. Alle diese Anzeichen wiesen auf die Nähe
einer zahlreichen Elephantenheerde hin, und als ich die ersten
deutlichen Spuren der kürzlich hier vorbeigekommenen Ele-
phanten entdeckte, durchzuckte mich eine freudige Hoffnung.
Ich war nun in dem Jäger-Paradiese angekommen; überall
konnte ich grofse Antilopen-, Löwen- und Leoparden-Spuren
beobachten, deren Verschiedenheit ich bald erlernte.
Meist durch Gebüsche führte uns der Weg weiter, hier
und da kamen wir auch an 13—14 Fufs hphem, dichten Grasgestrüppe
vorüber, durch welches, wie die niedergestampften
Halme bewiesen, .die Elephanten sich Bahn gebrochen hatten.
Dann folgten wieder vereinzelte Gebüsche oder Gruppen von
starken Heglikbäumen, welche durch ihre Lichtungen öfters
einen Blick auf die niedrigen, ziemlich kahlen Hügelzüge, die
sich nach Nordosten hin erstreckten, gestatteten. »
Nachdem wir so vom Flusse aus etwa drei Stunden zurückgelegt
hatten, erschienen plötzlich prächtige, grüne Durrafelder
und dazwischen auch die Mattenzelte eines Dorfes. Wir
beabsichtigten eigentlich, nach dem Dorfe Therat zu ziehen, um
dort einen preufsischen Elephantenjäger aufzusuchen. Unsere
Führer versicherten uns auch durch ihre Aussage: „hellet
kerib“ („das D orf ist nahe“), dafs wir das Dorf bald erreichen
würden, aber wir kannten aus früherer Erfahrung die Unzuverlässigkeit
der Eingeborenen und beschlossen, hier eine
Zeitlang zu rasten. Indefs stellte sich später heraus-, dafs die
Entfernung nach dem Dorfe Therat wirklich nicht grofs war.
Wir lagerten unter ein Paar schattigen Heglik-Bäumen
(Balanites Aegyptiosa) und hatten uns bald des Besuches verschiedener
Einwohner aus dem nahen Dorfe zu erfreuen, die
viel von den, die Durrafelder verwüstenden Elephanten sprachen,
und meinem Landsmanne, dem Jäger F. Muche in Therat,
wegen Erlegung dieser Thiere grofses Lob zollten.
Nachdem wir kaum zwei Stunden geruht und etwas gegessen
hatten, setzten wir in östlicher Richtung, bei Ostnord-
östwind, unsere Weiterreise fort. Wogende Durrafelder, acht
bis zehn Fufs hoch, umschlossen den ausgetretenen Fufssteig
und blieben uns etwa zwanzig Minuten zur Seite, was die Ka-
meele sich zu Nütze machten, indem sie die Fruchtkolben mit
grofser Begierde abrissen. Mit diesen Feldern wechselten
wieder dichte Gebüsche ab , in denen mehrere Mattenzelte
verborgen lagen. Einige Eingeborene, die uns vom letzten
Dorfe aus begleitet hatten, sagten uns, dafs der Elephantenjäger
hier wohne, und wir hatten somit das nächste Ziel unserer
Reise erreicht. Sehr bald hörten wir jedoch, dafs Muche
nicht anwesend, sondern auf einem gröfseren Jagdausfluge
begriffen sei, nähere Nachrichten würden wir in einem der
Zelte erfahren. Wir bogen um eine Buschecke und wurden
nach einem eingezäunten, sehr engen Hof gewiesen. Kaum
waren wir von unseren Thieren herabgestiegen, als zwei Gazellenhunde,
die dem Elephantenjäger angehörten, uns bellend
entgegen sprangen, doch liefsen sie sich leicht beschwichtigen
und wurden bald ganz zutraulich zu mir. Auch ein
Diener erschien und brachte uns die unerfreuliche Nachricht,
dafs er seinen Herrn erst in 10—12 Tagen von der Jagd zurückerwarte.
So beschlossen wir denn, am nächsten Tage
wieder die Rückreise nach Kassala anzutreten.
Unter einem alten Mattenzelte fanden wir die Effekten,
die der Jäger zurückgelässen hatte, einige Kisten, ein Angereb,
einen Sattel, alte Gewehre, mehrere Säcke, Stricke und Stücke
von Hyppopotamus- und Büffel-Haut dicht über einander aufgeschichtet,
so dafs der Raum für uns und unsere Thiere zum
Nachtlager sehr eng war.
Sobald die Thiere abgepackt waren und ich mir meine
Lagerstelle bereitet hatte, begab ich mich mit meinem Gewehr
in die nahe gelegenen Gebüsche, um einige der umherfliegenden
Ringeltauben zu erlegen. Nur etwa 2 — 300 Schritte von