Achmed Efendi mufste in einem kleinen Boote auf das Meer
hinaus nach jenem Thurme zur Revision fahren. Als ich bald
nach Sonnenaufgang erwachte, lag die gebirgige afrikanische
Küste wieder hinter uns. Unser Dampfer fuhr südöstlich über
das Meer nach Arabien zu.
Der einsame, auf einem Felsen im Meere erbaute Leuchtthurm
Deadless, wo wir in letzter Nacht gewesen waren, soll
noch 240 Meilen vonDjidda entfernt sein. Unser Dampfer war
sehr ungleich in seiner Schnelligkeit, man zog daher, jetzt die
Segel auf, und so knnnten wir noch den leichten, aber günstigen
Wind benutzen.
Um 8 Uhr Morgens an der Oberfläche des Meer es 2 3 j Grad
Reaumur Wärme und Nachmittags |3 Uhr Luffcwärnle 24^ Grad
im Schatten.
.Das-Schilf machte bei günstigem Südsüdwestwinde nur
6 | Meilen die Stunde. Seit einigen Tagen ist die Abendröthe
, sehr gluthig, und obgleich der Himmel ohne Wolken von Bedeutung
bedeckt ist, schwebt doch viel Feuchtigkeit in der
Luft. Mir wurde gesagt, dafs die nahe Regenzeit hier stets
dergleichen Vorboten sendet, bis dann Wetterleuchten und
heftige Gewitter nebst Platzregen eintreten.
' Montag, den 17. Oktober 1864." Ein leichter Südostwind
weht über das ruhige Meer und unser Dampfer macht heute
nur 6 Meilen die Stunde. So wie an den Vorhergehenden Tagen
beschäftigte ich mich auch heute wieder mit einigen Korrespondenzen
und kann nicht sagen, dafs ich, wie viele klagen,
die Langeweile einer Seereise empfunden hätte.
Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang erhob sich ein
frischer SSW.-Wind, und später zeigten sich imWesten einige
streifige Wolkenballen.
Dienstag, den 18. Oktober 1864. Gegen 5 Uhr Morgens
kam die arabische Küste in Sicht, Und wir fuhren mit gröfse-
rer Kraft, denn während der letzten Nacht war die Maschine
zweimal stehen geblieben und hatte längere Zeit nicht mehr
als 2—2i Meilen die Stunde gemacht. Um 7 Uhr konnte ich
die Stadt Djidda deutlich sehen, und unser Schilf mufste
die verschiedenen Korallenriffe, die sich theils dicht unter
der Meeresoberfläche hinziehen, theils über dieselbe hinausragen,
in einem weiten Bogen umfahren und sich im Zickzack
durch die gefährlichen Untiefen hindurchwinden, bevor
es in den natürlichen offenen Meereskanal einbog und, durch
den Lootsen geführt, dahin gelangte, wo die Dampfer ihre
Anker werfen.
Wie wir in den Kanal einbogen, kamen eine Menge kleiner,
schnell segelnder Boote uns auf dem grünlich aussehenden
Meere entgegen und bildeten bis zu dem Ankerplätze unsere
Begleitung. Zwei grofse, der .Gesellschaft Assidgi auch
angehörende Dampfer, der Sauakin und Nedge, lagen in unserer
Nähe. Der letztere, sehr tüchtige Schnelldampfer ist
Ende vorigen Jahres einige Stunden nördlich von Sauakin an
der Küste zerschellt und untergegangen.
Die kleinen Boote wurden gewöhnlich von einem kräftigen
Neger und einem oder zwei Knaben bedient, und jene
Leute waren, bis auf einen schmalen Lendenschurz, ganz nackt.
Die meisten ihre Dienste anbietenden Bootsführer verloren
sich der wenigen Passagiere wegen auf dem Meere, oder
segelten unbefrachtet zur Stadt zurück, und während die rasselnden
Anker und manche andereWorbereitungen den Dampfer
zum Stillstehen brachten, betrachtete ich die gegenüberliegende
sandige Küste.
Sie mag wohl eine starke halbe geographische Meile entfernt
sein, während die Stadt Djidda etwa in doppelter Entfernung
liegt. Das sandige Ufer war von einigen Windmühlen,
einer leicht befestigten Kaserne und wenigen Zelthütten
bedeckt, und wurde in weiter Ferne von einem kahlen, zackigen
Gebirge begrenzt.
Der Name Djidda soll „der Grund, der grofsen Urmutter“
im Arabischen bedeuten und bezieht sich auf das nahe
bei den Stadtmauern gelegene Grab der Eva.
Mehreren früheren europäischen Reisenden, die öfter jene
Stadt besucht haben, scheint das Grab und die Beziehungen
der Stadt Djidda zu demselben gar nicht bekannt gewesen zu
sein. So spricht z. B. Dr. E. Rüppell viel vpn den politischen
Begebenheiten, der Bedeutung für Mekka, dem Reichthum und