dieser ziehen sich meist in rohester Weise geflochtene Zäune
hin und dienen den Höfen zur Umfriedigung, in welchen sich
die zeltartigen Hütten von Halbnomaden, Fischern oder arabischen
Händlern regellos erheben. Dann kommt man an
einigen steinernen Häusern, mit davpr gelegenen Verkaufs-
hallen, vorüber und erreicht nach fünf Minuten den eigentlichen
Markt. Zwei schmutzige Kaffeehäuser bilden hier die
Anziehungspunkte und Sammelplätze der männlichen Bevölkerung.
Halbnackte dunkelfarbige, mit Lanzen oder Stöcken
bewaffnete Gestalten drängen sich hin und her, einige, Soldaten,
Beamte, Kaufleute bewegen sich dazwischen auf und ab,
oder ein brauner Wüstensohn schreitet stolz vor seinen Ka-
meelen her und sucht durch stetes Geschrei seinen Thieren
Platz zu machen. In den Kaffeehäusern rauchen die Besucher
häufig kurze Cigaretten, Shibuk oder Wasserpfeifen (Shishz)
und spielen hin und wieder Schach oder Domino.
Ausrufer, Trödler und Bettler trieben sich unter der
Menge herum und machten sich bemerklich, während ein
Schwarm eingeborener Kinder mich, den Fremden, anstaunte,
Bemerkungen machte und auf alle meine Bewegungen, achtete,
fast immer hatte ich eine Schaar solcher Gaffer um mich
herum. Aufser Lebensmitteln, besonders Fleisch, schlechter
Butter, sehr theurer, säuerlicher Milch und arabischem Brote
ist manchmal auch Durra, Reis und etwas Gemüse zu haben.
Am Ende dieses Stadttheiles, nach Südwest zu, an der Strafse
nach Berber, liegen die Militär-Kasernen und nicht weit davon
die Brunnen, welche beide Stadttheile mit Trinkwasser versorgen.
Auf'einer kleinen Höhe an dem Karavanenwege nach
Kassala erhebt sich die kleine, für Polizei-Soldaten bestimmte
Kaserne. Die Grenzen dieses Stadttheiles, nach der Wüste zu,
sind nur von Zelten und schmutzigen Hütten der halb nomadischen
Bevölkerung besetzt. Die Wüste umgürtet die kleine
Stadt nach allen Seiten, und ich erinnere mich nicht, dort
einen Baum, viel weniger noch, einen Garten gesehen zu
haben.D
ie eingeborenen Frauen tragen Armbänder und viele
Ringe an den mit Henna roth gefärbten Händen, sie bemalen
Diese letzte Erfahrung gab mir die Lehre, künftig während
der Reise nie meine Jagden so weit ab von der Karavane
auszudehnen und, mit mehr Munition versehen, dergleichen
Streifzüge immer vor der nachkommenden Karavane zu unternehmen.
Donnerstag, den 10. November 1864. Ein kühler NW.-
Wind erhob sich, der Himmel war wolkenlos und von flammendem
Roth, das dem Sonnenaufgänge vorausging, angehaucht.
Nachdem wir unser Lager, das sich wenige hundert
Schritte von den kahlen, schwarzen Felsmassen der Saba-Gebirge
befand, verlassen hatten, kamen wir eine Stunde lang
über steinigen, mit vielem Gerölle bedeckten Boden undpas-
sirten dann 1| Stunden lang eine Steppe und 'eine dünne mit
Mimosen bewachsene Gegend. Darauf bogen wir über hügeligen,
mit scharfem Steingeröll bedeckten Grund in ein kleines
sandiges Thal ein, in dem wieder mehrere Fächerpalmen
standen und kleinere Viehheerden bei dem nahe gelegenen
Brunnen sich aufhielten. Unter vier Fächerpalmen fand ich
ein schattiges Plätzchen, schrieb meine Notizen, afs ein einfaches
Mittagsmahl aus meinem Blechtopfe, legte mich nieder
und entschlummerte, von dem zauberischen Rauschen in den
Palmenkronen eingewiegt. Mit dem Gefühl grofser Hitze erwachte
ich plötzlich, und als ich die Augen öffnete, lag ich,
den vollen Sonnenstrahlen ausgesetzt, auf meinem Lager, so
dafs ich schnell aufsprang und hinter einigen Gebüschen Schatten
suchte. Gegen 4 Uhr Nachmittags setzten wir die Reise
bei kühlendem NW.-Winde fort, den fernen Gebirgskämmen
zu, die prächtig von dem gelblich rosarothen Lichte der Sonne
beleuchtet wurden. Wieder durchkreuzten wir eine weite
Sandwüste, wo nur wenige Grashalme und dürftige Mimosen
ab und zu standen, und erreichten nach Sonnenuntergang
einige gutes, klares Wasser enthaltende Brunnen. Ich erfrischte
mich und liefs einen meiner Lederschläuche füllen.
Als unsere Weiterreise in der Dunkelheit erfolgte, verloren
unsere Araber den Weg und mufsten, in mehrere Abtheilungen
gesondert, lange Zeit in allen Richtungen nach
'demselben suchen, ehe er wieder aufgefunden war. Eine
Grf. Krockow, Reisen u. Jagden. I. 6