sen Steine an, durchschritt, an Händen und Füfsen von der
Sonne verbrannt, an der seichten, felsigen Stelle den Flufs
und begab mich auf dem heute Morgen zurückgelegten Wege
in das Lager zurück. Dort bereitete ich eine der Enten zum
Mittagessen vor und beschäftigte mich mit Aufzeichnung von
Notizen. Dann bestieg ich einen der nahen steilen Hügel, der
eine Aussicht auf die vielfach zerrissenen Ufer des Atbara gestattete;
nur nach Osten hin hinderten dichte Buschmassen
den Blick in die Ferne. Ich bemerkte auch hier wieder, dafs
die Ufer des Atbara sich allmälich bis an das trockene Flufs-
bett herabsenkten und obgleich sehr zerrissen, doch besonders
am Saume des Wassers, mehr oder weniger mit Bäumen
oder Gebüschen bewachsen waren. Es scheint, als wühle sich
dieser Strom sein Bett immer tiefer. Mindestens ändert sich
sein Lauf während der Regenzeit häufig, denn Felsen- oder
Sandbänke legen ihm vielfache Hindernisse in den Weg und
zwingen ihn, sich eine andere Bahn zu suchen. Daher eignet
sich der so ungleichmäfsig fliefsende Strom während der
trockenen Jahreszeit nicht zur Schiffahrt, und in der Regenzeit
würde die starke Strömung, die vielen Felsen- oder Sandbänke
jedem gröfseren Fahrzeuge Gefahr bringen, indefs der
Waarentransport auf nur gering befrachteten Kähnen oder
Böten die anstrengende Arbeit und den Zeitverlust kaum lohnen
dürfte.
Als ich von dem kleinen Hügel zu meinem Lager zurückkehrte
, fand ich mehrere Eingeborene in eifrigem Gespräch
mit meinem Reisegefährten begriffen. Von diesem hörte ich
später, dafs ein hier stationirter Soldat vor wenigen Tagen
einen Araber erschossen habe, weil jener ihm sein Kameel
nicht umsonst zum Reiten geben wollte. Solche Gewaltthätig-
keiten sind hier an der Tagesordnung und werden von Seite
der Regierung gar nicht beachtet. Die Soldaten sind meist
schwarze, grofse Leute aus Kordofah, die in ihrer Brutalität
nicht die mindeste Rücksicht auf die Eingeborenen nehmen;
überall wächst der Hafs der Unterthanen gegen Regierungsbeamte,
Offiziere und Soldaten. Die grofsen Nachtheile, welche
der Regierung daraus entstehen, scheint man indefs nicht
beachten zu wollen.
Sonnabend, den 24. December 1864. Die Luft war um
Sonnenaufgang ziemlich kühl, aber ruhig, kein Luftzug bewegte
die kleinsten Aestchen oder die langen Grashalme
nahe unserem Lager. Einer der Diener hatte inzwischen im
Dorfe irgendwo eine reiche Merissaquelle entdeckt und war
so stark betrunken, dafs er bis gegen Mittag kaum seinen
Rausch ausgeschlafen hatte. Die Menge der Insekten, besonders
die zahllosen Fliegen waren uns hier eine lästige Plage,
wir konnten uns ihrer nicht erwehren, und in der Suppenschüssel
und dem zugedeckten Theetopfe fanden sich, wenn
keine Ameisen, doch gewifs eine oder mehrere halbgekochte
Fliegenkadaver. Doch darf der in der Wildnifs Reisende über
derartige Kleinigkeiten nicht den Appetit verlieren, sondern
lieber ein oder beide'Augen zudrücken und Hunger und Durst
befriedigen, ohne lange Forschungen über die Bestandtheile
dessen,- was er geniefsen will, anzustellen. In den Morgenstunden
machte ich einen kleinen Ausflug an dem Flusse
stromabwärts und fand das Flufsbett 500—700 Schritte breit,
während der eigentliche Streif des fliefsenden Wassers schmäler
war und bis auf eine Stunde Entfernung in seinen Verhältnissen
sich ziemlich gleichblieb. Auf mehreren sehr seichten
Stellen liefsen sich unter grofsem Geräusch eine Masse von
Tauben nieder, aufserdem belebten andere Wasservögel, so
wie einzelne Gazellen die sandigen Ufer, und eine Anzahl
Störche und Reiher suchten unvorsichtige Wasserbewohner
ihrem kühlen Elemente, sich zur guten Beute, zu entreifsen.
Mehrere teichartige Becken und dahinter wieder Verengungen
des. Flufsbettes wechselten auf der kurzen Strecke öfter
mit einander ab, bei einer seichten, über Felsgerölle hin^b-
rauschenden Stromschnelle kehrte ich jedoch wieder um.
Da ich keine andere Beute erhalten konnte, schofs ich während
des Rückweges einige Tauben herunter, um wieder einmal
Geflügelsuppe zu haben. In der Nähe des Dorfes be-
gegnete ich einigen Viehhirten und gelangte mit meiner ge