Fach wenigen Minuten erschien derselbe mit einer gröfseren
Anzahl männlicher Begleiter, begrüfste uns nach mohame-
danischer Weise und reichte uns dann seine feine, hellbraune
Hand zum gastfreundlichen Willkommen. Wir erhielten bald
eine grofse Schüssel mit Honigwasser und wurden nach unserer
bisherigen Reise und unserem ferneren Vorhaben genau
äusgefragt. Später brachte man uns Fleisch und unseren Leuten
eine grofse Schüssel voll Lugma nebst etwas Merissa.
Die Araber hier, dem Stamme der Homraner angehörend,
leben mit ihrem obersten Schech während der Regenzeit
in dieser Gegend und ziehen später südlich zu ihren anderen,
zum Theil jenseits desAtbara und am Flusse Setit lebenden
Stammgenossen, wenn die trockene Jahreszeit wieder ein-
tritt. Der oberste Schech der.Homraner heifst Uäd-Agayl, ist
etwa 40 Jahre alt,, von schlanker Gestalt und hellbrauner
Farbe, hat wenig Bart und dunkles krauses Haar. Ein aus
Holzperlen gearbeiteter Rosenkranz hing um seinen Hals und
über der einen Wange liefen drei Querschnitte hin; übrigens
habe ich ähnliche Farben auch bei Manchen seiner Leute
wahrgenommen. An den Füfsen trugen die Eingeborenen
meist Sandalen aus Büffelhaut, nur bei dem Schech bemerkte
ich als eine Art Auszeichnung ein Paar rothlederne Schuhe,
während sein Haupt von einer weifsen Kappe bedeckt war.
Einer Kopfbedeckung bedienen sich die Wüstensöhne eigentlich
niemals, erst durch die Türken ist den Schechs das Tragen
von Kappe und Tarbusch als Auszeichnung gestattet
worden. Diese, der Eitelkeit der Stammesoberhäupter schmeichelnde
Bestimmungen werden von ihnen, ganz gegen ihre
sonstige Gewohnheit, doch als Vorrechte angesehen und um
den Türken, ihren Beherrschern, zu gefallen, gern von den
Schechs befolgt. Der Reichthum der Bewohner besteht in
grofsen Viehheerden, Kameelen und einigen Pferden abys-
sinischer Abkunft.
Es wurde uns mitgetheilt, däfs die Zelthütten in einigen
Tagen abgebrochen werden und dieser Theil des Homraner
Stammes nach Hager abiad (weifser Stein) an dem anderen,
südlich gelegenen Ufer des Flusses Atbara übersiedeln würde,
wo wir sie auf unserer Rückkehr finden könnten. Die genauere
Beschreibung dieses Volksstammes übergehe ich hier,
um später darauf zurückzukommen und fahre in der Erzählung
der weiteren Erlebnisse unserer Reise fort.
Dienstag, den 13. December 1864. Wir hatten eben unser
einfaches Frühstück beendet, als auch der Schech mit seinem
kaum erwachsenen* Sohne, einem hübschen Burschen,
so wie einer Menge männlicher Besucher sich einstellte. Unsere
Waffen, Instrumente, Uhren und mancherlei andere Dinge
betrachteten die Leute mit vielem Interesse und oft zudringlicher
Feugierde. Der Schech zeigte uns eine schlechte, verdorbene
Doppelflinte und sprach schliefslich den Wunsch aus,
etwas Schiefspulver nebst grobem Schrot zu haben. Wir erfüllten
sein Verlangen, da wir später bei den Homranern wohnen
wollten und an seiner Freundschaft uns daher sehr viel
gelegen sein mufste, auch gäben wir ihm Seife und andere
Dinge als Geschenke* um seine Freundschaft zu erkaufen.
Wie es sich später herausstellte, wufste. dieser habsüchtige
Mann den besten Futzen aus, seiner einflufsreichen Steilung
zu ziehen, indem er meinen Reisegefährten auf schlaue Art
um eine Summe Maria-Theresien-Thaler brachte. Er hatte
versprochen, für die Summe eine Anzahl Thiere einfangen zu
lassen, vergafs sich aber selbst dabei nicht, sondern zog den
besten Gewinn aus1 dem Geschäfte, indem er wenige und dazu
schlechte Exemplare lieferte. Keins der Thiere kam iebend
nach Kassala. In den Morgenstunden erlegte ich einige der
zahlreich dort umher fliegenden Turteltauben und machte mir
davon eine Suppe zum Mittagessen. Um 3 Uhr Fachmittags
war unsere Karavane reisefertig, und wir setzten unter einem
neuen Führer, ohne die beiden Soldaten, unsere Reise fort.
Der Schech nebst Gefolge gab uns das Geleit, und wir nahmen
auf baldiges Wiedersehen Abschied von unseren Gastfreunden.
In südlicher Richtung folgten wir unserem Führer durch
vereinzelte Gebüsche und kamen dann in eine weite Steppe,
die mit dürrem Grase bewachsen war und. selten einen niedrigen
Mimosenstrauch zeigte. Fach etwa 2,' Stunden kam