scheint also sich einer weiten Verbreitung zu erfreuen und
nicht an die Hautfarbe gebunden zu sein. Die erkauften Vor-
räthe packte ich in meiner Wohnung selbst in Kisten und bereitete
mich zur nächsten .Abreise vor. Der Herr Garnier
französischer Generalkonsulatssekretair, Mustapha Bey, ein
Arzt und die Diener begaben sich später nach Kuffit zur örtlichen
Untersuchung in der genannten Prozefssache des Grafen
du Bisson. In den heifsen Tagesstunden schrieb ich einige
Briefe in die Heimath und besorgte dieselben zur Post, darauf
liefs ich meme Feuerwaffen von meinem Diener unter meinen
Aügen in Stand setzen. Als es dunkel wurde, ging ich noch
zu meinem Reisegefährten, um mit ihm Rücksprache über die
nächste Reise zu halten.
Montag, den 9. Januar 1865. Die Sonne erhob sich schlaftrunken
aus weifsem, schwellenden Nebelbette und ein leiser,
kühler Wind kam aus Südwesten herüber.' Nach kurzer
Zeit hatte die höher und höher steigende Sonne die letzten
Nebel aus den blöden Augen gerieben und sandte nun
ihre sengenden Blicke auf die Erde hernieder. Der Wind wirbelte
dichte Staubwolken in den Strafsen der Stadt auf und
vergröfserte die Unbehaglichkeit, dazu gesellten sich auf dem
Markte die wenig lieblichen Ausdünstungen von Waaren, Menschen
und Thieren. Ich selbst ging auf dem Platze auf und ab
und beobachtete das ganze Getriebe des geselligen Verkehrs.
Ein dichter Haufen von dunkelfarbigen Menschen, meist mit
nackten Oberkörpern, zum Theil mit Stöcken oder blinkenden
Lanzen bewaffnet, drängten sich mir entgegen, durch sie
mufste ich mir mühsam den Weg nach dem Marktplatze bahnen.
Dort war es ebenfalls oft nicht möglich, durch die bunte
Menge der Marktbesucher hindurchzukommen. Hier boten
einige Leute auf alten Strohmatten, die an der Erde ausgebreitet
waren, in einzelnen Häufchen aufgestellt etwas Tabak zum
Verkaufe dar, daneben hockten vier oder fünf dunkele Gestalten
der Wildnifs in eifriger Konversation begriffen, ohne sich
viel um die sich drängenden Menschenmassen zu kümmern.
Andere Händler hatten in Ledersäcken trockene Datteln zu
verkaufen und gaben das Stück zu einem, später l i Para (1 Piaster
= 40 Para oder 1\ Groschen). Auch Salz und Gewürze,
meist Pfeffer, waren zu haben; dort standen mehrere Soldaten,
um etwas bräunlich ausgehendes Salz handelnd. Unter Palmdecken,
vor den Sonnenstrahlen geschützt, kauerten einzelne
Weiber, die in dunkelen thönernen Töpfen saure Milch, sowie
flüssige Butter, desgleichen ordinäres Oel in Flaschen feil
hielten. Diese, nichts weniger als den Grazien gleichenden
alten schwarzen Weiber, erglänzten von Fett und Schmutz,
schienen den Gebrauch eines Taschentuches nicht zu kennen
und hatten überdies die edle Gewohnheit, den meisten Lärm zu
machen. Hin und her laufende Diener oder ambulante Verkäufer,
sowie in stiller Ruhe den Markt beschauende, langsam
schreitende Beamten, geschäftige Kaufleute, umherschlendernde
Offiziere und gemeine Soldaten drängten einander in
buntem,Ge wirre. Hin und wieder bewegten sich auch Ka-
meele oder beladene Esel, hier und da anstofsend, durch das
Gewühl. Auch brach nicht selten Streit aus, dann schimpften
sich die verschiedenen Parteien tüchtig, jedoch ohne Gebrauch
von ihren Lanzen oder Stöcken zu machen. Hatten
die Soldaten zufällig in Gold (Napoleonsd’or) einen Theil ihrer
Löhnung erhalten, dann waren wücherische Geldwechsler an
den Ecken des Marktes bereit, ihnen gegen 15 Piaster Gewinn
das Gold in Maria-Theresien-Thaler umzuwechseln. Der
Verkauf von Gemüse, Salat und Früchten, so wie Durra fand
auf dem kleinen Markte, nahe dem öffentlichen Brunnen statt.
Aus all dem Gewirre liefs sich von Zeit zu Zeit das laute
Geschrei der Ausrufer vernehmen, die Kleidungsstücke, Waffen,
Schmucksachen und andere Dinge den Vorübergehenden
anpriesen und gegen einen Meinen Gewinn verkauften. An
alten und jungen zudringlichen Bettlern fehlte es nicht,
aber Täschendiebstahl war den sonst so diebischen Leuten
nicht geläufig, wenn auch die Entwendung von Marktsachen
nicht zu den Seltenheiten gehörte. In überdachten, offenen
Kaufläden waren mancherlei Dinge zum Verkauf ausgestellt,
Zeuge, Geschirre von Eisen, Blech oder Steingut, lederne
Schuhe, Tarbusche, Zucker, Kaffee, Wachs, Elfenbein, seltene
Messer, Glasperlen, bunte Tücher, Sandalen, Scheeren, Meine