Messer und Scheere wurden einige Vögel abgebalgt und in
die Kiste verpackt. Nach dem Mittagessen fesselten mich
manche kleine Arbeiten und später Korrespondenzen in die
Heimath an meine Hütte, bis die Dunkelheit mir das fernere
Schreiben nicht gestattete.
Mittwoch, den 25. Januar 1865. Nach beendetem Frühstück
begab ich mich bewaffnet nach dem Walde, sah dort
mancherlei Wild, sowie starke Fährten von Hyänen-und Löwen,
konnte aber nicht zum Schüsse kommen. Dann stellte
ich ein Schlagnetz auf, das jedoch mehrere Tage hindurch,
trotz des ausgestreuten Futters,-keine Taube oder andere
grofse Vögel verlockte, dort sich fangen zu lassen. Mit Haarschlingen
dagegen sind die Tauben am Wasser und auf den
Feldern in der-Zeit, wo sie abgeerntet sind, ziemlich leicht zu
erhalten. Ein Diener wurde zu dem benachbarten, unter Abys-
siniens Schutze stehenden Woad-Meck geschickt, um dort ein
paar Pferde zur Elephantenjagd zu kaufen. Der genannte
Woad-Meck war mit Muche sehr genau bekannt; als eine
Art Räuberfürst setzte er die Bazen durch seine Raubzüge in
Schrecken, hielt aber mit den Homran-Arabern recht gute
Nachbarschaft zum Aerger der höheren egyptischen Regierungsbeamten.
Ein hübsches Geschenk nebst einem kurzen
Schreiben wurde dem Diener für den genannten Beherrscher
mitgegeben, um diesen zum Freunde zu haben und das Pferdekaufgeschäft
zu erleichtern. Gegen Abend erlegte ich auf den
grofsen, zum Theil schon abgeernteten Durrafeldern ein Paar
Tauben und eine Mandelkrähe und brachte diese Beute in das
Lager. Der Tag, sowie der Abend, waren ziemlich wärm;
etwas früher verliefsen wir daher unseren Nachbarn und kehrten
in unsere Hütte zurück.
Donnerstag, den 26. Januar 1865. Seit einigen Tagen
waren an dem Waldsaume zwei paar Klappfallen aüfgestellt,
heute bei der Revision um Sonnenaufgang zeigte .es sich, dafs
in der gröfseren sich ein, Fuchs gefangen hatte. Mit geringer
Mühe war er an seinem Halse an eine eiserne Kette gefesselt
und kam in die Gefangenschaft. Einen kleinen Streifzug
machte ich später durch die Gebüsche und dürren Grasfelder,
ohne indefs ein Stück Wild zum Schüsse bekommen zu können.
Nachdem einige Stunden seit, dem Mittagessen vorüber
gegangen waren, ging ich nach dem Walde, verfolgte einige
Hühner und erlegte eins derselben. Mit Sonnenuntergang war
ich wieder im Lager, hatte mich aber wohl ein wenig erkältet.
Nach dem Abendbrot und dem Thee ging ich in meine Behausung
und legte mich etwas früher als sonst nieder.
Freitag, den 27. Januar 1865. Mit Sonnenaufgang verliefsen
meine beiden Gefährten unser Lager , um auf einige
Tage eine Reise nach Kassala zu machen. Allein stand ich
nun in der Wildnifs und konnte ungestört meinen Betrachtungen
nachhängen. Der heutige Tag war wieder ein Abschnitt
in meinem Leben, der mich daran erinnerte, dafs ich
ein Jahr älter geworden sei. Doch blieb mir hier keine Gelegenheit,
ihn zu feiern. Meinen Diener, der mir noch vor
dem Frühstück gerechten. Anlafs zur Unzufriedenheit gab,
entliefs ich, er kehrte mit meinen Gefährten nach Kassala zurück.
Mein Essen wurde mir durch die Leute von Muche
bereitet, indem ich aus meiner Proviantkiste täglich die betreffenden
efsbaren Gegenstände herausgab. Da hier in der
Wildnifs keine Wäscherinnen zu haben sind, so mufste ich
mir einen Theil meiner Wäsche selbst herrichten, später erst
zeigte ich meinen Dienern, wie diese Arbeit zu machen sei.
Die Eingeborenen waschen ihre Kleidung ohne Seife, denn
Leibwäsche tragen nur die vornehmen Türken oder Egypter.
Sie tauchen das Kleidungsstück oft in den Flufs ein und schlagen
es an glatten Steinen so lange, bis sie mit der relativen
Reinheit des Zeugstreifens, die natürlich nicht sehr grofs ist,
zufrieden sind. Die Wäschestücke sind nach fünfzehn bis
zwanzig Minuten an der heifsen Sonne getrocknet. Ein Paar
leichte Windstöfse neigten meinen Strohpallast zur Seite, so
dafs er, mit dem Thu'rme von Pisa wetteifernd, eine bedenklich,
schiefe Richtung einnahm. Ich mufste schleunigst die
hölzernen Rippen und Stützen wieder aufrichten lassen, wenn
der schöne Bau nicht über mir zusammen fallen sollte. Der
Preis für die Herrichtung des ganzen Gebäudes betrug zwei
Thaler, die Materialien dagegen stehen zu Jedermanns Dispo