ter folgte ein längeres Wetterleuchten, während bei Nacht ein
frischer Nordwind die fühlbar schwüle Luft abkühlte. In der
Dämmerung las ich bis in die Dunkelheit hinein mit Achmed
Efendi zusammen und machte weitere Uebungen in der arabischen
Sprache.
Montag, den 24. Oktober 1864. Das prächtige Farbenspiel
um Sonnenaufgang fesselte lange Zeit meine Blicke. Als
ich so die vor mir liegende, bald verschwindende Küste beobachtete,
zogen unwillkührlich alte heimathliche Bilder an mir
vorüber und mischten sich mit denen, die mir die Gegenwart
darbot. Sie stritten sich in meinem Gemüthe um den Vorrang,
aber die vaterländischen Küsten nöthigten mir, abgesehen
von dem rauhen, wechselnden Klima, das ihre Mitgift
ist, unbedingt die Anerkennung ihres Vorzuges ab.
Zwischen 10 und 11 Uhr kam der Lootse an Bord, die
Anker wurden herauf gewunden | die türkische Schiffsflagge
aufgezogen und, dem Drucke des Steuers folgend, trieb die
arbeitende Dampfmaschine das Schiff in östlicher Richtung in
das offene Meer hinaus.
Nachdem wir die Küste und zackigen Korallenbänke hinter
uns hatten, begann das Schiff, bei heftigem Gegenwinde,
stark zu rollen, und ich kann sagen, es schaukelte gehörig
auf und nieder, so dafs selbst mein eisernes Ruhebett sich auf
dem Deck bewegte. Durch ein Tau wurde ich sammt demselben
an den Mastbaum befestigt und habe, trotz allem hin-
und herschaukeln, ganz gut während der Nacht geschlafen.
Nach Sonnenuntergang war in Osten, Nördosten und
Westen gleichzeitiges Wetterleuchten zu sehen, unser Schiffskiel
aber durchbrach rauschend die vor ihm sich ausdehnende,
Welle auf Welle sich heranwälzende Fluth, dafs sie hoch auf-
schäumte und manches Spritzwasser über das Deck ausschüttete.
Am nächsten Morgen war ich, lange vor Sonnenaufgang,
mit der Beobachtung meines Kompasses beschäftigt und bemerkte
gegen einen der englischen Maschinisten, dafs unser
Schiff zu viel nach West, anstatt nach Südwest liefe. Hierauf
erwiederte mir derselbe, dafs alle arabischen Schiffe aus alter
Gewohnheit und ebenso auch die Dampfer diese Richtung beibehielten.
Sie steuern gerade aus an die afrikanische Küste
und dann südlich an derselben zwischen den gefahrvollen Ko-
rallenklippen hinauf und ziehen diesen weiteren Weg dem kürzeren
über das offene Meer vor. Gegen drei Stunden fuhren
wir an der freundlicher aussehenden afrikanischen Küste entlang,
weil wir in den vielfach verzweigten Meeresstrafsen nur
mit halber Dampfkraft fahren konnten, schifften in den letzten
nach Sauakin landeinwärts führenden Meeresarm hinein
und näherten uns immer mehr und mehr jener kleinen Seestadt.
Ein Schufs wurde abgefeuert, die Dampfpfeife unserer
Maschine ertönte, die Halbmond-Flagge wurde aufgezogen
und wir waren am Ziel.
Eine Menge Eingeborene staunten unseren Dampfer an
und kleine Fahrzeuge näherten sich demselben während der
Anker rasselnd in das Meer fiel und das Schiff noch durch ein
starkes Tau auf dem etwa 50 Schritte entfernten Ufer befestigt
wurde.
Die weitere Beschreibung werde ich im nächsten Abschnitte
folgen lassen und bemerke noch, dafs ich meine fast
täglichen meteorologischen Beobachtungen, der besseren Ue-
bersicht wegen, am Ende des Werkes besonders zusammengestellt
folgen lassen werde.