nung umgab. Ich nahm ein ödes, kahles Zimmer mit Aussicht
auf einen kleinen Garten in Besitz. Um dem Leser einen Begriff
von jenem Raume zu geben, bitte ich ihn, mit mir einen
Blick in denselben zu thun.
Dasselbe war etwa zehn Ellen lang und fast ebenso breit,
während die Höhe etwa sieben Ellen betragen mochte. Eine
rohe, kaum verschliefsbare Thür, ein staubiger Boden, zwei
grofse Fensteröffnungen, die rohen gelben Erdwände und an
der Decke die.unbehauenen Palmenstämme, sowie eine breite,
an zwei Wänden hinlaufende, zwei Fufs hohe Erdbank , dies
Alles bot einen keineswegs anziehenden Anblick. Meine Mitbewohner
bestanden aus zwei kleinen Arten glänzender, bis
7 Zoll langer Eidechsen, und einigen grofsen, schnell laufenden,
schwarzen Ameisen, die meinem Zucker nachstellten und
in den mit Wasser gefüllten Gefäfsen während der Nacht
schaarenweise umkamen. Aufserdem bevölkerten ein paar
schwarze, haarige, flüchtig laufende Taranteln die Decke und
Ecken, defsgleichen fand sich ein heller Scorpion nahe den
am Fenster aufgehängten Wasserschläuchen, den mein Diener
tödtete. Der gröfste Theil des Zimmers war mit meinen Gepäckstücken
angefüllt, und mein eisernes Reisebett bildete das
einzige europäische Möbel in dem Gemache, während die
gröfseren Kisten mir als Tische dienten.
Der Feuerplatz war vor dem Häuse im Hofe, dort wurden
Fleisch, Kaffee, Thee ü. s. w. bereitet und ich mufste oftmals
selbst den Koch machen. Mein Reisegefährte lagerte in
einem kleineren Hause, in dem zweiten, dicht anstofsenden
Hofe, und brachte die Angelegenheiten mit unseren bisherigen
Kameeltreibern in Ordnung. Das Auspacken von Ge-
räthen und Kleidungsstücken beschäftigte mich diesen Abend, -
dann brachte ich mein Zimmer in möglichste Ordnung und
legte mich zur Ruhe nieder.
■ Mittwoch, den 16. November 1864. Die letzte Nacht
hatte ich seit Suez zum ersten Male wieder unter einem Dache
verbracht. In den ersten Morgenstunden begab ich mich
zu dem Gouverneur von Kassala. Das Regierungsgebäude
nimmt einen grofsen Raum mit seinen vielen Höfen und verschiedenen
Häusern ein, indem der Divan (Empfangszimmer
des-Gouverneurs), die Post, die Staatskasse, das Staatsgefäng-
nifs, das Wachtlokal, die Magazine und Ställe sich hier zusammen
befinden. Zu dem Divan mufsten wir einige rohe Stufen
hinaufsteigen,'durchschritten ein langes, von-Soldaten, Dienern
und Sklaven gefülltes Vorzimmer und traten in den
Audienzsaal. Dieser war'etwa zwanzig Ellen lang., fünfzehn
Ellen breit und aus Lehm gebaut, aus demselben Material
bestand der festgeschlagene, während der Hitze oft mit Wasser
besprengte Boden, und an den Wänden liefen wie in allen
Häusern mit dünnen Palmenmatten bedeckte Lehmbänke hin,
auf denen die Besucher dem Range nach sich niederliefsen.
Der Gouverneur safs auf einem erhöhten Angereb,. während
ein Schreiber dicht neben ihm am Boden hockte und schrieb.
Nachdem wir uns durch die Menge der an d.er Thür stehenden
Soldaten, Eingeborenen, Peitschenträger und bedienenden
Sklaven hindurch gearbeitet hatten, begaben wir uns auf den
uns bezeichneten Sitz. Dann begrüfsten wir den Gouverneur
und die über uns sitzenden Herren der Reihe nach mit der
üblichen Handbewegung an Kopf und Brust, während die unter
uns sitzenden Besucher nicht beachtet wurden.
Der Gouverneur fragte nach unseren Namen und ein herbeigerufener
Schreiber notirte unsere Antworten. Der Diener
meines Reisegefährten machte den Dolmetscher. Darauf
fragte der Gouverneur, in welchen Geschäften wir hierher
gekommen seien-, ob wir mit den uns begleitenden Kameeltreibern
zufrieden gewesen wären, ob wir Handelswaaren hätten,
und erkundigte sich nach unserer Wohnung in der Stadt,
nach unserer Heimath, so wie nach Zweck und Ziel, unserer
Reise.
Ich übergab sogleich meinen Firman dem Gouverneur,
der sofort eine Copie .anfertigen und mir dann das Papier zurückstellen
liefs., Ein Schälchen schwarzen Kaffees wurde uns
gereicht; während des Trinkens schwieg die Unterhaltung.
Danach nahm ich eine Cigarre-aus meiner Tasche, und ein
dienstfertiger Sklave brachte mir in einer rohen eisernen
Zange eine glühende Kohle zum anzünden. Auch die ande