nige Schritte von dem Lager meines Reisegefährten stehen,
während dieser seinen gespannten .Revolver dem Fremden
entgegen hielt und ihm befahl, seine Lanze niederzulegen.
Als dies der Eingeborene gethan, ermannte ich mich vollends
und sprang mit meinem Doppelgewehre an die Seite des
Fremden. Dieser erzählte von einem Unfall, welcher seinem
Sohne durch einen unglücklichen Sturz von einem Kameele
widerfahren sei, so dafs er hülflos am Wege liege, und bat
um Wasser, sowie etwas Durra, seinen Hunger zu stillen. Beides
erhielt er, obgleich wir kaum genüg Wasser für unseren
eigenen Bedarf h a tten ; der Fremde begab sich dann wieder
zu seinem Kranken zurück, indefs unsere Kameele gesattelt
und reisefertig gemacht wurden. Unser kleiner Führer
mufste-, voran gehend, den kaum sichtbaren Karavanensteig
im Auge haben, während wir alle zu Fufs unsere Waffen
in Bereitschaft hielten, da der nächtliche Besucher auch ein
Spion für eine gröfsere Anzahl Wegelagerer gewesen sein
konnte. Während der Dunkelheit bemerkten wir nichts, was
unseren Argwohn hätte bestärken können. Als wir etliche
Stunden von dem letzten Nachtlagerplatze entfernt waren,
sahen wir in der Dämmerung vor uns einige Kameele und
den Rauch eines Feuers aus dem Boden steigen. Es mufs-
ten sich Menschen in der Nähe befinden, der Vorsicht wegen
wurden die Waffen in Bereitschaft gesetzt, und ich schritt
mit, dem gespannten Gewehr unter dem Arm, an der Spitze
neben dem Führer her. Als ich dem Feuer ganz nahe war,
bemerkte ich drei Eingeborene, die einen vierten, hülflosen
Menschen auf einem Flechtwerke befestigten. Den älteren,
der uns in letzter Nacht besucht hatte, erkannte ich sogleich
wieder. Wir hielten einige Zeit an, liefsen unsere Diener
den Fremden bei dem Aufladen des Kranken behülf-
lich sein und setzten dann unseren Weg fort. Die Morgendämmerung
hatte sich während der Zeit so gelichtet, dafs
ich die zackigen Spitzen des Abu Gaml und weiter liegende
Berge erkennen konnte. Bevor ich hier in den ferneren Reiseerlebnissen
dieses Tages vorgehe, sehe ich mich veranläfst,
noch einiges über diesen unbekannten Landstrich zu sagen,
sowie mancher irrthümlicher Namen jener Gegend zu gedenken.
Die ganze Strecke, welche ich durchreiste, hat einen vorzugsweise
hügeligen Charakter und zwar in der Weise, dafs
die Höhenzüge als Verlängerung der Abyssinischen Gebirge
gedacht werden können, indem sie sich strahlenförmig bis an
den Flufs Atbara erstrecken. Die südliche Wasserscheide dieses
Landestheiles wird von dem Berge Akelaäi gebildet, der
sich östlich vom Atbara, in der Nähe des Setit hinzieht und
sich durch eine Art Hochplateau mit dem Berge Esehr verbindet.
Daran reihen sich die Höhen von Romali, Therat und
alle die gerade fortlaufenden Bergrücken, welche sich bis
in das Bazen-Land erstrecken. Im Norden breitet sich die
Hochebene aus, über welche der Weg von Kassala nach Que-
daref, vom Chor el Gash aus leitet; dorten erhoben sich der
Abu Gaml, der Gülud-Berg, welche mit anderen nach Osten
laufenden Höhenzügen die Wasserscheide zwischen diesem
Landstriche und dem Mareh oder Chor el Gash bezeichnen.
Herr W. Munzinger ist im Irrthum, wenn er das Regenwasser
dieses Landestheiles dem Chor el Gash (auf Seite 449 seiner
ostafrikanischen Studien) zufliefsen läfst. Es versteht sich von
selbst, dafs kleinere Chors dieses Landestheiles, während der
Regenzeit,' aus nächster Nähe dem Chor el Gash zufliefsen,
aber als Strombett ist der Atbara von gröfserer Bedeutung.
Dasselbe Verhältnifs tritt auch südlich an dem Setit ein. Da
der Setit, nach Beobachtungen in Abyssinien, ein höher gelegenes
Strombett hat als der Mareb, der später der Chor el
Gash benannt wird, und da diese höchst ungleichmäfsig dem
Atbara Zuströmen, so kommt vorzüglich der Setit mit seinem
immer fliefsenden Wasser als Hauptader des östlichen Sudan
in Betracht. Der Name Baraka (Tiefland) ist als „Hügel- oder
hügeliges T iefland“ zu fassen. Unter Tiefland mufs und kann
man eigentlich nur ein Sumpfland oder eine so tief gelegene
Gegend verstehen, dafs daselbst die Regenmassen stagniren
oder, in Schlammbecken gesammelt, sich nur mühsam Bahn
zu einem tiefer gelegenen Flufsbette brechen können. Die