ner fast unerträglichen Hitze steigerte. Morgens machten wir
bei dem ersten Schech der Schukrie einen Besuch. Wir traten
in den uns bezeichneten Hof. Dort stand ein halb offenes,
aus Leinwand oder Baumwollenzeug errichtetes, viereckiges
Zelt. In demselben waren an zwei Seiten mit Teppichen bedeckte
Angerebs aufgestellt, doch mufsten wir uns erst mit
Hülfe einiger Soldaten durch die Menge der Supplikanten,
Diener, Eingeborenen, Soldaten und Sklaven durchdrängen.
Kaum erblickte uns der Schech, der selbstbewufst in der Mitte
eines Angerebs allein safs, als er uns freundlich begrüfste und
an seiner Seite Platz nehmen liefs. Nachdem die Begrüfsungs-
formalitäten vorüber waren, wurde Kaffee herumgereicht,
die Tabakspfeifen angebrannt, dann gab mir der Schech
seine Wasserpfeife, nachdem er selbst einige Züge gethan
hatte. Ich reichte sie nach kurzem Gebrauche meinem Nachbar
und dieser gab sie dem Schech nach wenigen Zügen mit
der gewöhnlichen Begrüfsungsform zurück. Danach wurde
die Gerichtsverhandlung, welche wir durch unsere Ankunft
unterbrochen hatten, weiter fortgesetzt, und ein Verklagter
Homran-Araber durch einen anwesenden Stammgenossen
sehr beredsam in längerer Rede vertheidigt. Einige Zeugen
wurden verhört, Fragen und Antworten gegeben, alsdann dik-
tirte der Schech eine Strafe von zehn Bastonadehieben, die in
unserem Beisein auch sofort dem muthmafslichen Dieb von
zwei beorderten Soldaten gegeben wurden. An Appelliren,
neue Beweis -Aufnahme. in anderen Instanzen und dergleichenwar
nicht zu denken; dann kamen andere Rechtsstreitigkeiten
zur Entscheidung. Da ich fast nichts von der Sprache
verstand, fafste ich besonders den Schech ins Auge; eine
kleine Beschreibung von ihm mag hier Platz finden.
Der Schech,’ Mohammed awad el Kerim (Knecht des
Allgütigen), ein Enkel des Giofs-Schechs Abu-Sin (Vater
der Zähne), war von mittlerer Körperlänge, kräftig gebaut
und hatte eine hellere Hautfarbe als seine Unterthanen; an
der Stirn gewahrte ich eine tiefe Narbe. Von energischem
Charakter und Mitglied der alten Regentenfamilie, war
er bei seinen Stammgenossen sehr geachtet und verstand
es, seines Ansehens sich wohl bewufst, die ihm obliegenden
Geschäfte wohl zu leiten, sowie eine gewisse Würde in seine
Handlungen zu legen. Sein Körper war mit einem grofsen
Baumwollenhemde bedeckt, um den Leib ein buntseidenes
Tuch gebunden, und ein Tarbusch safs auf seinem Haupte,
während rothe Schuhe seine Füfse umschlossen. Am kleinen
Finger der linken Hand trug er einen schweren, silbernen Siegelring,
und ein Rosenkranz schlang sich um seinen Hals und
den fechten Arm.
Nachdem wir uns etwa zwanzig Minuten bei dem Schech
aufgehalten? ihm unser Anliegen wegen unsererWeitBrreise und
der Beschaffung von Kameelen mitgetheilt hatten, und mein
Firman von ihm geprüft worden war, erhielten wir von ihm
die Zusage, dafs wir in einigen Tagen die verlangten Dinge
bekommen sollten. Danach grüfsten wir den Schech, seinen
Wfekil (Stellvertreter) und einen, während unseres Besuches
herzugekommenen Offizier und verliefsen den freundlichen,
von weiteren Geschäften beanspruchten Schech. Durch die
Menge der am Boden hockenden Eingeborenen uns hindurchdrängend,
kamen wir wieder in den mit Dornen umzäunten,
staubigen Hof, an einigen Tuckel-Hütten vorüber und betraten
die öde Dorfstrafse. Wir gingen dann nach dem Gehöfte
des hier unter den europäischen Händlern den Ton angebenden
Griechen Aristidi, der uns in seiner Behausung willkommen
hiefs. Es war dies ein Tuckel mit verschliefsbarer Thür
und zwei Fenstern; den Boden bildete festgestampfte Erde,
und die Wände, wie die Decke, waren mit Lehm gut überstrichen.
Aufserdem waren Tische, Stühle, ein Sopha, selbst eine
kleine Bibliothek vorhanden, ferner ein Porzellanschrank,
Waffen, Jägdtrophäen von Antilopenhörnern an den Wänden,
desgleichen ein Paar Leopardenfelle, die über einige Ruhesitze
ausgebreitet lagen. Auch Spiegel, Leuchter, Scheeren
und mancherlei andere europäische Fabrikate waren in dem
reinlich und ordentlich gehaltenen Raume zu sehen. Auch
Aristidi machte uns manche Mittheilungen über den jetzt
durch die Baumwollenkrisis und die Unsicherheit des Weges
in Stockung gerathenen Handel im östlichen Sudan.
Grf. Kr ockow, Reisen u Jagden. X. s
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