zeit hier sehr bald eintreten werde. Da mir Zeit blieb, die
kleine Insel genauer anzusehen so will ich dem Leser , eine
Beschreibung von dem Aussehen derselben geben.
Sie besteht aus porösen, dunkelfarbigen Korallen,, ist
5—600 Schritte lang und etwa 400 Schritte breit. Der gröfste
Theil derselben ist mit steinernen (Korallenfelsen), ein- oder
zweistöckigen Häusern und einigen, aus Stangen erbauten,
mit Strohmatten überdeckten Hütten besetzt. Fast zu jedem
der Gebäude gehört ein kleiner, von Mauern oder Zaunwerk
eingescblossener Hof. Zwei Moscheen mit ihren Thürmen
und Minarets überragen die flachen Dächer der .Wohnhäuser.
Das Gouvefnementsgebäude hat eine hübsche Lage
mit weiter Aussicht nach dem Meere und über einen Theil
der Gebirge hin. Das Zollhaus-sieht unbedeutend aus, bringt
aber der Regierung viel Geld ein. Das grofsartigste Gebäude
der Insel liegt nahe dem Gouvernement und wurde vor einigen
Jahren von der Telegraphen-Kompagnie nach europäischem
Muster, mit Fensterscheiben und guten Thüren versehen,
erbaut. Da die Kompagnie diese Linie aufgab, so ist
dieses Haus verwahrlost, viele Fensterscheiben sind zerbrochen
und im Innern mag es auch nicht sehr einladend aus-
sehen. Aufserdem zeichnen sich zwei schmutzige Cafö’s und
drei Häuser von höheren egyptisch-türkischen Beamten durch
ihre Gröfse vor den gewöhnlichen Wohnungen aus. Die Strassen
sind meist eng, uneben und winklig, natürlich auch unge-
pflastert, so auch der schmale, zum Theil"gegen die Sonnenstrahlen
überdeckte Bazar. Ein gröfserer,' aber öder Platz liegt
auf der östlichen Seite des Eilands und wird von einer der
Moscheen und mehreren arabischen Hütten eingeschlossen,
während ein zweiter, ebenfalls unbebauter, unebener und
staubiger freier Raum sich nördlich zwischen dem Gouvernement
(Divai!) und Zollhause befindet. Hunde sah ich wenige
auf der Insel, aber viele Katzen und ich beobachtete
einige derselben, wie sie, dicht am Ufer des Meeres sitzend,
kleine Fische aus dem Wasser holten und verzehrten. Aufser
wenigen Eseln und jungen Gazellen fand ich indessen hier
keine gröfseren Thiere, dagegen Ungeziefer und Insekten aller
Art, mehr als mir angenehm war, wenn überhaupt von Annehmlichkeit
die Rede sein konnte, da alle diese kleinen Bewohner
bekanntlich lästige, zudringliche Gäste sind, die zwar
nicht auf Geld spekuliren, aber ihren Backshish (Trinkgeld)
von dem Fremden in anderer Art verlängern
Der Markt auf der Insel, der jeden Tag in den Morgenstunden
stattfindet ist von geringer Bedeutung, es sind nur
Lebensmittel, Holz, etwas Gemüse, Datteln, Gewürze und europäische
Waaren zu sehr hohem Preise zu haben. Gegen
Abend kehren die wenigen Fischerboote vom Fischfänge, der
hier meist mit Angeln betrieben wird, zurück, und die oft geringe
Beute ist dann bald verkauft.
Freitag, den 28. Oktober 1864. In den ersten Morgenstunden
liefs ich mich von einem der vielen, schmalen Kähne
über den etwa 80—-100 Schritte breiten, nach Süden gelegenen
Kanal, nach dem Festlande und dem dort befindlichen
Stadttheile von Sauakin übersetzen. Die Bootführer, meist
Eingeborene, haben nur ein Stück Baumwollenzeug, das selten
weifs, gewöhnlich bräunlich aussieht oder häufiger noch
Schmutzfarbe trägt, um die Hüften geschlungen, während der
übrige rothbraune Körper und der^nit grofsen, dunklen Haarmassen
bedeckte Kopf ohne Bedeckung bleiben und allem
Wetter, ohne Unterschied, ausgesetzt sind. In den kurzen
Fahrten von einem Ufer zum ändern bedienen sich diese Leute
langer Stangen, da das Meer dort höchstens 8 Fufs tief ist.
Eine grofse Anzahl von Fischen der verschiedensten Art und
Farbe belebt die grünlich scheinende Fluth. An dem Landungsplätze
gewahrte ich viele, mit Wasser gefüllte Lederschläuche,
die täglich in grofser Menge auf die Insel geschafft
werden, da diese selbst keine Brunnen und kein Trinkwasser
besitzt. Wenige EJlen von dem Meereskanale liegt eine,
solid aus Korallenfelsen erbaute Moschee mit weifsem Thurm
und Minaret. Einen Stundenausrufer habe ich jedoch dort
niemals bemerkt, der ganze Tempel schien verödet zu sein
und wenig von betenden Moslims besucht zu werden.
Der Weg führt dann, etwas bergan steigend, dicht an genannter
Moschee vorüber in eine breite staubige Strafse. An