mir das hübsche Bild eines orientalischen Marktes, wie er hier
übrigens öfter gehalten werden soll. Eine offene öde Begräbnisstätte
ohne Schatten und ohne irgend welche hübschen Monumente
erinnerten nicht an einen christlichen, zur Ruhe einladenden
Gottesacker, wohl aber an eine sorglose, pflegmati-
sche, fatalistische Bewohnerschaft.
Während der ganzen Fahrt unseres Schnellzuges war der
Staub unerträglich, denn die starke Hitze erforderte hin und
wieder das Oeffnen der Fenster. Hier ist die allgemeine Regel
sehr angebracht, auf der Eisenbahn sich auf den Rücksitz
zu setzen, denn der scharfe Zugwind treibt ganze Wolken des
so leicht Augenkrankheiten und sogar Blindheit erzeugenden
Staubes in die Wagen hinein. Die nächste Station, ein kleinere
r, von der Bahn abhegender Ort, heilst Bena. Durch Felder,
Pflanzungen, über kurze wüste Strecken eilten wir weiter,
Palmenwaldungen schossen vor unseren Blicken auf, Moscheen,
Paläste, prächtige Gärten schimmerten dazwischen
hervor, und im Hintergründe erhoben sich die Spitzen der
ehrwürdigen Pyramiden. Der Zug fuhr langsamer und langsamer
auf hohem Damme an Gärten und Häusern hin und
gab um |2 Uhr mit schrillem Pfiffe die Kunde, dafs die Reise
überstanden und wir in Kairo angelangt seien.
Zweiter Abschnitt.
Ich hatte kaum den Wagen verlassen, als zudringliche arabische
Packträger meine Sachen ergriffen und damit forteilen
wollten, doch ich verbat mir diese aufgedrungenen Dienste
durch Anwendung meines Stockes, wie es der humanste Reisende
thun mufs, um nicht bestohlen und betrogen zu werden,
oder sich willenlos behandeln zu lassen. Diese erste kleine
Probe lehrte mich, wie man sich in Afrika unter den Eingeborenen
einen gewissen Respekt verschaffen und ungerechtfertigte
Zudringlichkeit auf handgreifliche Weise abfertigen mufs.
Die braunen oder sphwarzen Söhne des Landes haben ein recht
gutes Unterscheidungsvermögen zwischen Recht und Unrecht,
das durch die Sklaverei wohl verwischt, aber nicht ganz ausgerottet
ist. Die Auslieferung der Gepäckstücke war nach langem
Warten, Drängen und Suchen endlich erfolgt, und wir bemühten
uns nun, so gut als möglich, uns eine Bahn zu brechen
durch die dichten Staubwolken der Strafsen und-durch das
wogende Gedränge, von Wägen, Eseljungen, und um Trinkgeld
schreiende Bettler, die hier überall eine lästige Plage sind.
Durch frühere Bekanntschaft besorgte uns mein Reisegefährte
bei einem deutschen Haushalte eine passendeWohnung in dem
Kopten-Viertel, wo wir auch recht zufrieden während der ganzen
Zeit unseres Aufenthaltes blieben. Nachdem wir in den
drei Zimmern uns eingerichtet, den Reisestaub abgewaschen
und abgeschüttelt hatten, begäben wir uns durch mehrere enge
Gäfschen unseres Viertels auf den grofsen Platz Esbequie, um
dort, freilich theuer und schlecht, zu essen.
Die Nacht wurde ich hier weniger von den summenden
Ruhestörern gepeinigt, und erwachte, gut ausgeruht, am nächsten
Morgen mit der aufgehenden Sonne.
Ein Ritt zu Esel über den Esbequie-Platz, durch die Mos-
quie-Strafse, bei verschiedenen Quergassen und an der Post