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ten wir Trinkwasser nehmen, den ekelhaften Geschmack desselben
kann ich mit nichts vergleichen und möchte auch nie
wieder an denselben erinnert werden. Unsere acht Lederschläuche
wurden mit der gelben abscheulichen Flüssigkeit
der Lehmpfütze gefüllt und wir setzten darauf an den Gebirgen
entlang unsere Reise fort. Ein erfrischender Nordostwind
zog von den Bergen herüber, hinter denen ein schweres Gewitter
die drückende Luft kühlte und unsere Reise erleichterte.
Schirmakazien, wunderlich in Wuchs und Form, erhoben
sich zu den Seiten unseres Weges und erreichten oft eine Höhe
von 12— 16 Fufs, dazwischen kroch niederes Gesträuch, von
CactuSranken überwuchert, über den Boden hin, und hier und
da erschien noch eine vereinzelte Tamariske.
Wir ritten durch einige trockene Flüfsbetten (Chors) hindurch
und konnten bald in der Ferne schon einzelne Wüsten-
thiere bemerken; Gazellen und Antilopen eilten flüchtig vorüber,
während Geier und Raben in der Luft unsere Karavane
umkreisten.
Von dem Rücken meines Kameels aus schaute ich weit in
das Land hinein und konnte die von den letzten Strahlen der
Abendsonne gerötheten Spitzen oder schroffen Felswände der
hohen Gebirge wahrnehmen, bis sie mehr und mehr in der
schnell zunehmenden Finsternifs verschwanden. Nach einem
längeren Marsche, den ich theilweise zu Fufs zurück legte,
schlugen wir auf einer weiten, sandigen Stelle unser Nachtlager
auf. An dem bald hell lodernden Lagerfeuer wurde etwas
Thee bereitet, dann gingen wir zur Ruhe, um uns einige
Stunden von den letzten Reisestrapazen zu erholen und für
den nächsten Tag neue Kräfte zu sammeln.
Mittwoch, den 2. November 1864. Die letzte Nacht war
ziemlich kühl gewesen, am Morgen erschien der Himmel nach
Osten zu mit dichten Wolken bedeckt. Die halbnackten Ha-
dendoa-Araber umstanden vor Sonnenaufgang zitternd das
Feuer und hielten ihre Hände, Arme und Füfse über die prasselnde
Flamme, um ihre erstarrten Glieder durch den wohl-
thätigen Einflufs der Wärme wieder zu beleben, die Kameele
lagen in behaglicher Ruhe daneben und sahen phlegmatisch
der Beschäftigung ihrer schwarzbraunen Herren zu, kurz diese
Morgenscene hatte manche komische Seiten. Mit dem Zusammenpacken
und Aufladen ging es etwas langsam, so dafs wir
etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang erst aufbrechen konnten.
Nicht weit von unserem Wege wurde wieder zwar
schmutziges, aber nicht so abscheulich und widerlich schmek-
kendes Trinkwasser in die Ledersäcke gefüllt, dann bei der
mehr und mehr schwel und unerträglich drückend werdenden
Luft der Weg bis gegen 12 Uhr Mittags fortgesetzt. Wir
lagerten dann auf einem sandigen, von Schirmakazien umgebenen
Platze und hatten kaum die Kameele abgeladen, als
ein heftiger Sturmwind über die Ebene brauste. Ein greller
Blitzstrahl fuhr aus den von den Gebirgen herüberjagenden
Wolken nieder und ein furchtbarer Donnerschlag folgte. So
schnell als möglich suchte ich mich und meine Waffen unter
einer Palmenmatte und meinem Shawl gegen den laut plätschernden
Regen zu schützen. Nach allen Richtungen erdröhnten
sogleich entsetzliche Donnerschläge, aber trotz dieses
Getöses und schon durchdringenden Regens fiel ich unter
dem elektrischen Einflüsse der Luft in einen leichten
Schlaf. Der Himmel bedeckte sich indessen mit dichtem Ge-
wölke, und ein gewaltiger Krach, unter dem der Boden zitterte,'
weckte mich. Plötzlich tauchte ein schwarzbrauner
Kopf unter meiner Palmendecke auf und stierte mich an, ich
vertrieb ihn aber schnell durch mein vorgehaltenes Pistol.
Als das Gewitter nachzulassen anfing und der Regen nur noch
schwach vom Himmel herabflofs, erhob ich mich und begab
mich zu meinem ebenfalls ganz durchnäfsten Reisegefährten.
Dieser hatte den einen. Beduinen zu mir geschickt, uxn zu sehen,
ob, ich nicht von dem grellen, gewaltigen Blitzstrahle erschlagen
worden, als aber jener Araber meine Bewegung sah,
zog er sich schleunig mit der Nachricht zurück, dafs ich noch
am Leben sei.
Nach einiger Mühe gelang es mir, ein grofses Feuer anzuzünden
und dajTan meine Kleider auf dem Leibe, später auch
meine Decken und Wäsche zu trocknen. Mehrere grofse Giefs