vertrieb. Einen Schafs hätte ich gerne gethan, aber es war
zu dunkel, um eines Erfolges sicher zu sein und nur verwunden
wollte ich das Raubthier nicht, damit es nicht, in Wuth
gerathen, die schlechte Umzäunung überspringen und Unheil
anrichten möchte. Als es später etwas ruhiger wurde,
legte ich mich auf mein Lager, meine Waffen indessen stellte
ich dicht an die Thür, um nöthigenfalls einen zweiten Löwenbesuch
beantworten zu können.
Freitag, den 3. Februar 1865. Die Temperatur der letzten
Nacht mufste warm gewesen sein, denn zehn Minuten
vor Sonnenaufgang zeigte mein Thermometer f&f Grad Reau-
mur. Der Himmel war sehr bewölkt, die Sonne über eine
halbe Stunde mit Wolken bedeckt. Dem Diener gab ich Geld
zum Ankauf von Durra für die beiden Pferde, und nachdem
die heifsesten Stunden vorübergegangen waren, beabsichtigte
ich, einen Ausflug in die Steppe nach Norden hin zu machen.
Mit Waffen, Munition und etwas Wasser versehen
schritt ich durch Gesträuche, über leere Durrafelder und
Grassteppen in nördlicher Richtung vorwärts. Nach meinem
Kompafs beobachtete ich die ganze Oertlichkeit; eine Stunde
später, als ich mich ganz allein in der unbewohnten Wildnifs
befand,-legte ich aüfserdem aus Vorsicht Feuer an, um, wenn
es dunkel werden sollte, meinen Weg nach dem Lager zurückfinden
zu können. Ein hübscher Mimosenwald hinter
dem der nahe Berg hervorblickte, erhob sich vor mir, dann
kam ich an einigen alten, trockenen Grüben vorüber, die den
Hirten der Umgegend.zu Zeiten als Cisternen dienen mögen.
Eine Menge Gerölle bedeckte die De-Hurr-Bergzüge, die sich
hier von Westsüdwesten nach Nordosten hinziehen und dann
theils in Erdabhängen oder in Felswänden steil in die Ebene
abfallen. Die Höhe der Bergkette betrug achtzig bis hundert
Fufs über der Ebene. Einzelne Su^ak - Bäume und Andrab-
Gebüsche bewuch'sen spärlieh ihre Oberfläche, sonst füllte
trockenes, feines, kurzes Gras die Zwischenräume zwischen
den oft zwei bis drei Kubikfufs starken Felsstücken. Der
ganze Bergrücken ist etwa eine und eine viertel geographische
Meile lang, an zwei- bis vierhundert Schritte oben breit und
- xw. yifast
überall von Steingerölle bedeckt. So niedrig auch diese
Erhebung war, so hatte ich doch von der südlichen und östlichen
Seite eine weite Aussicht über die mit Gebüschen,
Durra und Gras bewachsene, sanft zum Setit abfallende Ebene.
Die Bazen-Berge und die höher und höher steigenden Grenzgebirge
von Abyssinien schlossen diese weite Fläche in Südosten
ab, nach Nqrden dehnten sich andere Hügelzüge in die
unbewohnbare, trockene. Steppe hinein. Etwa eine kleine
halbe Stunde entfernt, auf der südlichen Bergseite, lag, etwas
niedriger, ein jetzt verlassenes Tuckel-Dorf, während weiter
nach Osten die Romali-Berge sich erstreckten, die von derselben
steinigen Beschaffenheit zu sein schienen, wie der
Höhenzug der De-Hurr. Auf dem Bergrücken bemerkte ich
auch drei Termitenwohnungen von sechs bis sieben Fufs
Höhe und viele, sehr scheue Berghühner, die, aufser Schufs-
weite vor mir her fliehend, auf der anderen Bergseite sich
niederliefsen. Nach. Osten bemerkte ich dann, etwas weiter
landeinwärts, einen anderen Höhenzug, der nach Trub Karof
sich erstreckte und der mir die Wasserscheide zwischen dem
Setit und den Flüssen des’ Hügellandes zu bilden schien. Die
feierliche Ruhe der unendlich Scheinende^, von allem Lebenden
verlassenen Landschaft machte auf mich einen grofsartig
erhabenen Eindruck, dem ich mich gern hingab; erst, nach
einem Aufenthalte von einer Stunde trat ich den Rückzug an.
Mit meinem guten Fernrohre gewahrte ich unterwegs in dem
östlichen Theile der Wildnifs einige Giraffen und eine Ziegenheerde
in den Feldern bei dem Dorfe Therat. Dann betrat
ich die Brandstätte. Das von mir angelegte.Feuer hatte mehrere
Raubvögel herbei gelockt, doch hielt ich mich nicht mit
Jagd auf sie auf, sondern steuerte in ziemlich gerader Richtung,
ohnfe jeden Weg, auf Therat zu, das ich vor Sonnenuntergang
erreichte. Der auf- und absteigende Boden war zum
Theil von röthlicher und näher dem Dorfe von schwarzer
Farbe. Es fiel mir auf, dafs alle diese Hügel, sowie andere
Berge und Gebirge des Sudan sehr steile Abhänge zeigen.
Es mag dies wohl den heftigen, extremen Witterungseinflüssen
zuzuschreiben sein. Nachdem ich meinen Thee getrunken