schattiges Ruheplätzchen. In jenem Busche hielt sich längere
Zeit eine Art Plattmönch mit schwarzem Kopf und grauem
Gefieder auf und erfreute mich durch seinen sanften, lieblichen
Gesang. Ein gelblicher Nebel hüllte die östlich gelegenen
Gebirge ein, der Wind wehte scharf aus Westen; wir brachen
wieder auf, und ich legte fünf Stunden zu Fufs zurück.
Von einigen Hirten erhielten wir unterwegs gegen Austausch
von etwas Tabak ein wenig Milch, ich kam indefs von dem
Zuge ab und verfehlte das letzte Stück des Weges in der Dunkelheit.
Ein Araber unserer Karavane fand mich jedoch nach
geraumer Zeit, und so gelangte ich erst kurz vor Untergang
des Mondes sehr ermattet an unserem, für diese Nacht bestimmten
, zwischen weiten Sandhügeln liegenden Ruheplatze
an.
Die übei standenen Anstrengungen liefsen mich auch auf
meinem über tiefem Sande gebetteten Lager bald in erquickenden
Schlaf fallen, aus'dem ich gestärkt am nächsten Morgen
erwachte.
Sonnabend, den 5. November 1864. Ein frischer Morgenwind
umspielte meine Wangen und die Sonne lugte mit hellen
Blicken hinter den entfernten, in Osten liegenden Gebirgen
hervor; den westlichen Himmel bedeckte leichtes Gewölk.
In südwestlicher Richtung setzten wir die Reise fort und päs-
sirten wieder sehr steinigen, nur mit wenigen trockenen Grashalmen
und dürftigen Dornen bewachsenen Boden. Nachdem
wir dann eine gröfsere, aus Sand und vielerlei Steinen bestehende
Wüste durchschritten hatten, erreichten wir ein flaches
Thal. Dort erblickte ich die ersten Fächer- oder .Dom-Palmen
in wenigen kümmerlichen, einzeln stehenden Exemplaren.
Aufserdem bedeckte ein strauchartiger Baum, dem Ginster
ähnlich (arabisch el Merch genannt), sowie dichte binsenartige
Grasgebüsche in ziemlicher Menge die Thalsohle.
Schroffe Gebirgswände von fast schwarzer Farbe starrten dahinter,
nicht weit von unserer Lagerstätte entfernt, in die Luft.
Gegen 1 Uhr stürmte ein heftiger NO.-Wind über das Thal
und verdunkelte die nahen Gebirge, dann auch die Sonne vollkommen;
wir befanden uns in dichtem Triebsande, der alle
Aussicht wehrte. Nach einigen Stunden hörte dieser Wüstensturm
auf, und wir verliefsen gegen 5 Uhr Nachmittags
den wenig schattigen Ruheplatz um die Reise fortzusetzen.
Ein gekauftes Schaf gab uns das zweite Mal seit Beginn
unserer Reise etwas Fleisch zur Speise, aufserdem waren
wir vielfach auf unseren in Kairo eingekauften Proviant angewiesen.
Längere Zeit setzten wir bei dem Mondlichte, das wie ein
weifser Reif über der Wüste lag, unsere Reise fort und rasteten
gegen 10 Uhr Abends an einem einzelnen, in dem Thale
sich erhebenden kahlen Felsen von geringer Ausdehnung.
Am anderen Morgen ging die Sonne gerade über den Barka-
Gebirgen auf, als sich unsere Thiere wieder in Bewegung setzten.
Wir trafen auf mehrere betretene Käravanenwege, von
denen wir den am meisten rechts (westlich) liegenden Steig
nach Kassäla einschlugen, während der andere Weg nach To-
kar führte. Einige kleine Thäler öffneten sich vor uns, ich
sah wieder Fächerpalmen in grofsen, geschlossenen Gruppen
bei einander stehen .und durchritt einige kleine Chors, die in
der Regenzeit die Wurzeln jener Bäume bewässern und in der
Tiefe eine gewisse Feuchtigkeit bis zur nächsten Regenzeit
bewahren mögen. Die östlich liegenden Gebirge sind sehr
steil, vielfach zerklüftet und zerrissen und dachen sich ih terrassenartigen
Abstufungen nach der Ebene ab. Nach einem
sechsstündigen Marsche durch die steinige Wüste'hielten wir
in der Nähe einiger Brunnen, wo viele Viehtränken sich befanden,
unsere Mittagsrast. Ich selbst ruhte in dem Schatten
einiger Fächerpalmen. Hier nehme ich die Gelegenheit wahr
über diesen höchst nutzbaren Baum, so weit mir dessen Eigenschaften
bekannt wurden, ein paar Worte zu reden. Das Holz
ist zum bauen sehr tauglich, die den harten Kern der Frucht
umschliefsende, süfslich schmeckende Hülle dient den Eingeborenen
zur Speise, und der Kern giebt ein gutes Ziegen- und
Eselfutter. Die Blätter können zu Seilen und Matten, desgleichen
die faserig-haarigen Wurzeln zu anderen Flechtarbeiten