Häutey Kaffeesäcke und Elfenbein in grofser Menge aufgestaut,
in einem der Gebäude auch einige lebende, wilde Thiere
(Löwe, Giraffe und Leopard), die zu sehr hohen Preisen feil-
geboten wurden.
Der Handelsverkehr ist lebhaft, doch könnte er unter besserem
Schutze, bei mehr Freiheit und Sicherheit viel bedeutender
sein. Den grofsärtigen Garten des Yice-Königs mit
seinen Grotten, Wasserwerken und üppigen Tropenpflanzen
besah ich mir zum Theil und trat dann den Rückweg an. In
einer Strafse stürzte unglücklicher Weise mein Thier mit mir
und setzte mich der Gefahr aus, von einer dicht an meinem
Kopfe vorbeirasselnden Equipage überfahren zu werden. Der
unaufmerksame Eseljunge erhielt daher mit meiner Reitgerte
einen nöthwendigen Wink über seinen von der Sonne gebräunten
Rücken.
Nach dem Mittagessen in einem deutschen Gasthause, wo
die Preise nicht so übertrieben waren, sah ich mir verschiedene
Dinge, die meine Aufmerksamkeit reizten, an, und machte
die Bekanntschaft einiger hier wohnenden Europäer.. Von diesen
erwähne ich den sehr ehrenvollen Herrn Kaufmann Dil-
linger und den kürzlich für einige Handelsartikel ihm beigetretenen
Herrn Kinzelbach, der an der deutschen Expedition
im Sudan mitbetheiligt war. Den Abend brächte ich im Café
Venetia zu und zeigte einem guten Biliardspieler, dafs man
auch in Deutschland dieses Spiel versteht.
Die nächsten Tage beschäftigte ich mich viel mit Korrespondenzen
an meine Freunde, sowie mit dem Einkauf von
mancherlei Gegenständen für meiné weiteren Reisen. Dann
besuchte ich die hier wohnenden, von Basel (St. Crüschang)
abgesandten Missionäre und empfing ihren Gegenbesuch, zugleich
wurde mir ein Empfehlungsschreiben für ihre Station
zu Matama, im Lande Galabat, ausgehändigt. Eine Kiste mit
Reise-Effekten etc. wurde gepackt und alles zum Aufbruch vorbereitet.
Abends war die Hitze wiederum sehr grofs, um 8 Uhr
stand meinRéaumur-Thermometer zwischen dem offenen Fenster
auf 22 Grad und um f l 2 Uhr Nachts auf 21f Grad Wärme.
Sonnabend, den 8, Oktober 1864, In den Morgenstunden
machte ich bei Herrn Konsul Dr. Brugsch meinen Abschiedsbesuch,
fand diesen iHerrn aber leider von einem Fieber-
anfafle heimgesucht, so dafs ich ihn bald verlassen mufste und
durch den Dragoman die in meinem Interesse angestellten Fragen,
wegen Abfahrt eines Dampfers in Suez, auf schriftlichem
Wege beantwortet erhielt.
Die Hitze war an diesem Tage sehr empfindlich, um 3 Uhr
Mittags waren 2 # | Grad Reaum. im Schatten, während Abends
9 Uhr das Thermometer noch 20f Grad Röaum. zeigte.
In den Abendstunden abermals mit dem Einpacken meiner
Reise-Utensilien beschäftigt, ging ich erst spät auf mein
Lager, um die letzte Nacht hier zu ruhen.
Sonntag, den 9. Oktober 1864. In der ersten Morgenstunde
schickte ein Grieche die bei ihm bestellten Proviantkisten
mit Reis, Makaroni, Käse, Oognac,Wein, Essig und Früchten
gefüllt, in unsere Wohnung. Dieser ehrliche Mann hatte
indefs manche Dinge, die er sich hatte bezahlen lassen, einzupacken
vergessen., und später trat dadurch eine empfindliche
Lücke in unseren Vorräthen ein. Meinem freundlichen Wirthe
hatte ich für meinen zehntägigen Aufenthalt 6 Marien-There-
sien-Thaler.zu zahlen; wir nahmen von ihm Abschied und begaben
uns, von zwei beladenen Karren begleitet, nebst einem
von meinem Reisegefährten gemietheten Diener zur nahe gelegenen
Eisenbahnstation. Der genannte Diener Hummehr
sprach geläufig italienisch und verstand etwas englisch und
deutsch, was er durch einen sechsmonatlichen Aufenthalt in
Wien gelernt hatte. Uebrigens war dieser hochgewachsene,;
grobe, unverschämte,: faule Mensch uns eine grofse Last während
der Reise und hat meinem Gefährten manchen Aerger
bereitet.
An der Eisenbahnstation angekommen, wiederholte sich
das bekannte Drängen, Schreien und Streiten der dunkelfarbigen
Eingeborenen, an dem auch Europäer Theil nehmen
mufsten, um ihr Ziel — ein Billet und Aufgabe der Gepäckstücke
zu erreichen.
Der Zug nebst dem angehängten Wasserwagen hatte eine
ziemliche Länge, aber die Wagen den II. Klasse sahen noch