des Meeres zu betten, befand ich mich auf der Bastion vor
dem Hofthore und schaute in das verglimmende Abendgold,
dann folgte ich ihrer Mahnung zu erquickendem Schlummer.
Dienstag, den 3. 'Januar 1865. Nach dem Frühstück, als
ich noch mit Einpacken einiger Briefe beschäftigt war, erhielt
ich die Nachricht, dafs die Untersuchungs-Kommission in
der Graf du Bisson sehen Klagesache, von Kairo über Char-
tum, angekommen sei. Diese bestand aus dem Sekretair des
französischen Generalkonsulats in Kairo, einem egyptischen
Bey (Oberst) und grofsem Gefolge, die aufserhalb der Stadt
in dem Hause von Abdalla Efendi ihre Wohnung nahmen.
Der französische Generalkonsulats-Sekretair behandelte einen
gewissen Demoro, der sich Kommandant nennen liefs und die
Aufsicht, sowie die Vertretung während der Abwesenheit
von Graf du Bisson erhalten hatte, in nicht sehr artiger Weise,
jedoch so, wie er, sein abenteuerlicher Gebieter und die ganze
saubere Gesellschaft von Faulenzern es verdienten. Nachdem
er sehr kurz den Kommandanten Demoro abgefertigt hatte,
begab sich der Konsulatssekretair Zu dem Stadtgouverneur
und sprach durch sein gemessenes, schroffes Benehmen seine
ganze Abneigung gegen diese Abenteurer aus.. Dieser Handlung
wohnte ich bei und sah, welche Wirkung dieselbe auf
die Leute der Graf du Bisson’schen Expedition hatte, die ziem-
, lieh klar sehen konnten, dafs das eigene Generalkonsulat ihrem
Unternehmer nicht geneigt war.
Die Nachmittagstunden vergingen unter allerlei häuslichen
Beschäftigungen. Mein weifses Kameel war erkrankt,
ich gab es daher einem Araber gegen eine kleine Summe
Geldes in Behandlung; doch war die Kur nutzlos und für den
betrügerischen Eingeborenen nur ein Vorwand, mir Geld ab-
zupressen. Mein armes Thier hatte auf dem Rücken eine tief
liegende, eiternde Wunde, welche ich später-, mit Hüffe, meines
Landsmannes, in dem Dorfe Therat heilte.
Leicht bekommen die Kameele durch den Druck schwerer
Lasten, derartig böse und schwer zu heilende Wunden.
Ebenso sind sie empfindlich gegen den Frost, bei Erkältungen
finden starke Schleimabsonderungen statt, oder es tritt theilweise
Lähmung der Beine für einige Zeit ein. Für alle Hautausschläge
und für Ungeziefer aller Art sind sie leicht empfänglich,
darum ist die Krätze eine häufige Krankheit unter
den Kameelen. Um dieses ansteckende Uebel zu beseitigen,
werden die erkrankten Thiere mit Guträhe, einem gekochten,
schwarz aussehenden, unangenehm riechenden Oele, das- der
Sesamfrucht abgewonnen wird, ganz bestrichen und einige
Stunden an die Sonne gestellt. Das mit der theerigen Masse
so überzogene Thier verliert die Krankheit und sein trauriges
Aussehen erst nach vielen Wochen, wenn frischer Haarwuchs
hervorsprofst. Auch von grofsen,. ekelhaften Zecken, einer
Art Holzbock, sowie von Fliegen und anderen Insekten haben
die Thiere viel zu leiden, in manchen Gegenden kommt indefs
eine Art Klettervögel denselben zu Hüffe und reinigt ihnen
die Ohren, Augenhöhlen etc. von den lästigen Blutsaugern.
Mittwoch, den 4. Janüar 1865. Da auf dem Markte auch
in den frühesten Morgenstunden oft kein gutes Fleisch zu bekommen
war, so ging ich mit einem der du Bisson’schen Leute
auf Jagd vor das östliche Stadtthor hinaus, um mir selbst frisches
zu verschaffen. Ich drang Zwischen den Bergen Kas-
sala und Mokran in ein dorniges Gebüsch ein und erlegte,
nach längerer vergeblicher Mühe, endlich einen der dort nicht
selten vorkommenden, kleinen Hasen. Erst gegen 12 Uhr in
glühender Hitze gelangte ich wieder mit dem theuer erkauften
Wildpret in die Stadt zurück.
Längere Zeit hielt ich mich in einem der näher als meine
Behausung gelegenen Kaffeehäuser auf, erholte mich nach
der angreifenden Morgenwanderung und kehrte dann in meine
Wohnung zurück, um meine Mittagsmahlzeit herzurichten.
Gegen Abend machte ich einen kurzen Besuch bei dem griechischen
Händler, die untergehende Sonne indefs fand mich
wieder auf der Bastion vor dem Hofthore meiner Wohnung
mit Wetterbeobachtungen beschäftigt. Dann versammelte
sich unter freiem Himmel, bei dem matten Lichte des Mondes,
eine kleine Genossenschaft, die mit allerlei Erzählungen
aus der Vergangenheit sich die Zeit verkürzte. Plötzlich
kam auch Herr Demoro sehr unerwünscht in unseren Kreis.