dickichte festgesetzt. Eine Menge mir unsichtbarer, lieblich
singender Vögel erheiterten meine Einsamkeit, auch der Glok-
kenyogel (Oampanella) liefs seine klaren, hellen Schläge hören,
hielt sich aber im dichtesten Dickicht versteckt, so dafs
ich ihn trotz meiner Nähe nicht beobachten konnte. Einem
schwimmenden Krokodill schickte ich eine Kugel zu;, hoch
aufschlagend, verschwand das Ungeheuer in der Tiefe. Nachdem
wir ausgeruht hatten und die heifseste Zeit vorüber war,
wurde der Rückweg angetreten. Zufällig kam ich mit zwei
Dienern von Woad Meck zusammen, welche zwei Pferde für
Muche brachten, ich setzte mich auf eins derselben und kehrte
wieder zu Pferde von meinem Jagdausfluge zurück. Die
Hitze des heutigen Tages war sehr grofs gewesen, denn noch
um zehn Uhr Abends zeigte mein Thermometer 22 Grad
Reaumur, doch erhob sich alsdann ein kühlender Nordwestwind.
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Freitag, den 10. Februar 1865. Nachdem ich mich mit
Präpariren von Vogelbälgen beschäftigt hatte, mufste ich in
der furchtbarsten Hitze (32. Grad Reaumur) das eine meiner
Kameele suchen gehen, da mein dummer Abbas Basha, wie
ihn mein Reisegefährte nannte, sich nicht zu helfen wufste
oder aus Furcht sich nicht weit von dem Lager entfernen
wollte. Gegen Abend begab ich mich an den Waldsaum und
erlegte dort ein Perlhuhn in dem hohen Binsengrase. An das
nächtliche Hyänengeheul waren wir gewöhnt,; es störte uns
bereits nicht viel, aber wir sollten bald ganz andere nächtliche
Konzertgeber an dem oberen Setit hören. Auch kamen, seit
wir allein hier lagerten, während der Nächte nicht so viele
Hyänen und andere Raubthiere hierher.
Sonnabend, den 11. Februar 1865. Vor Sonnenaufgang
wartete ich, in einen Mantel gehüllt, auf Jungfernkraniche
und erlegte einen im Fluge mit Kugelschufs. Nach dem Frühstück
liefs ich meine Kameelsättel theils neu binden, oder
theils nur mit feuchten Lederstreifen ausbessern. Die Tageswärme
war wieder sehr empfindlich.
Ich schalte an dieser Stelle einige, von mir in Betreff
der heifsen Temperatur dieses Landes gemachte Beobachtungen
ein.
In dem tropischen Theile Ostafrika’s erreichen die glühenden
Sonnenstrahlen, besonders in der trockenen Zeit um
die Mittagstunden herum eine Kraft, welche erlahmend auf
alle organischen Wesen wirkt. Selbst Kameele, sowie Straufse
in der Gefangenschaft, suchen dann den Schatten, obgleich
die Sonne und hohe Wärme jenen Thieren besonderes Bedürfn
is ist. Die reine, dünne Luft befördert die schnelle Zunahme
der Hitze, die nur durch zeitweilig herrschende Winde erträglich
gemacht wird. Die in Europa bekannte, schwüle,
dumpfe Gewitterluft, habe ich nur zwei oder drei Mal während
meines fast zehnmonatlichen Aufenthaltes unter den
Tropen empfunden. Auch die gröfseren oder kleineren Vögel,
wie Geyer, Raben und Perlhühner sitzen ganz still mit
offenem Schnabel, um etwas kühlere Zeit abzuwarten, wo sie
wieder ihrer Nahrung nachgehen. Desgleichen mufs die
meist stark vertretene Insektenwelt sich dem lähmenden Einflüsse
der Sonne in den heifsesten Stunden unterwerfen. Bienen
suchen dann nur unter Gesträuchen oder, ¡sonst geschützt
den Blumennektar, und Fliegen, Scorpionen, Spinnen u. s. w.
verhalten sich in der genannten Zeit meist ruhig im Schatten.
Das grofse und kleine Wild lagert einzeln oder in Rudeln
unter schattenreichem Gebüsche, Schlangen und sonstige
Reptilien suchen sich einen anderen kühlen Schlupfwinkel.
Von elf bis zwei Uhr Mittags ist im Allgemeinen unter den
Thieren ein Waffenstillstand ein getreten, denn sie, wie die
Menschen, kennen dann den gefährlichen Einflufs der Sonne
und fürchten die meist tödtlichen Wirkungen des Sonnenstiches.
Während der heifsen Stunden kann der vorsichtige
Jäger sich zwar manchem, träge im Schatten liegenden Wilde
nähern, aber wenn sein Kopf nicht stark bedeckt ist, den Folgen
des Sonnenstiches leicht erliegen.
Mehrere Araber aus den nahe am diesseitigen Ufer des
Setit gelegenen Dörfern kamen zu uns O ö zum Besuch und wollten,
wenn wir von hier den Flufs aufwärts zögen, auch gegen
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