ich noch eine gröfsere Büffelheerde an dem ändern Flufsufer
zum Wasser kommen. Die alten Kühe beobachteten aufmerksam
das Wasser, aus Besorgnifs vor den Krokodillen, während
die Kälber ihren Durst löschten.
Im Lager angekommen, nahm ich mein Mittagessen ein;
schriftliche Arbeiten sowie Thermometerbeobachtungen nahmen
meine übrige Zeit in Anspruch. Im allgemeinen war der
Himmel am heutigen Tage sehr bewölkt und zum zweiten
Male, seit Ich in dem Tropengürtel Afrika’s bin, war er ungewöhnlich
dunkel. Die Elephantenjäger brachten nach Sonnenuntergang
unter grofsem Jubel einen jungen weiblichen
gefangenen Elephanten in das Lager. An den verschiedenen
Lagerfeuern war es bis spät in die Nacht hinein sehr lebhaft,
erst gegen Mitternacht trat Ruhe und Schlaf bei uns' ein.
Sonnabend, den 4. März 1865. Der Himmel war im Osten,
Süden und Westen sehr bewölkt; erst um 10 Uhr Vormittags
kam die Sonne hinter den Wolken hervor und brannte nun
desto heftiger auf die Erde herab. Mit vieler Mühe erlegte
ich auf unserer kleinen Insel drei Tauben, die bald in den
Kochtopf wanderten und mein Mittagessen ausmachten. Nach
den heifsesten Stunden ging ich durch den Flufs an das jenseitige
Ufer, spürte dort vergeblich nach Büffeln herum, traf
grofse Perlhühnerketten und sah aufserdem flüchtig einen
langhaarigen, wilden Hund oder eine Art Wolf. Nur wenige
Augenblicke konnte ich das schnell in die Gebüsche sich versteckende
Thier beobachten. Mit einigen Akazienschoten,
mehreren anderen Früchten, Perlmuschelschalen und einigen
Perlhühnern kehrte ich um Sonnenuntergang durch den Flufs
in das Lager zurück. Der Himmel war anfangs sehr bewölkt
und dunkel, aber der Mond gofs später sein mildes Licht über
die Wildnifs aus und erhellte die Ebene. Bald lagen unsere
Leute in tiefem Schlaf, dann nahm auch mich Morpheus in
seine Arme.
Sonntag, den 5. März 1865. Wie gewöhnlich, wollte ich
bald nach Sonnenaufgang in den Wald streifen, als unsere
Araber und Diener uns ankündigten, dafs sie nicht länger bleiben,
sondern8 in die nächsten Dörfer zurückkehren wollten.
In aller Eile wurden nun die Kameele geholt, gesattelt, bepackt,
und so schnell Alles zugerüstet, dafs ich, obgJei(;h der
letzte, , mit meinen Kameelen und drei Reitern zu Pferde um
zehn Uhr schon den Lagerplatz verlassen hatte. In südwestlicher
Richtung ging es zwei Mal durch den Flufs, und die
schlecht gepackten Kameelladungen fielen drei Mal herunter,
wobei mir Thee und Butter verloren gingen und eine Wasserflasche
zerbrach. Durch d i e s e n Aufenthalt wurde unser Marse
sehr verzögert, und so kamen wir erst spät nach dem nur
ein und eine halbe Stunde ^entfernten Omhager, wo ich meinen
vorausgegangenen Reisegefährten, nebst seinen Kameelen,
zwei jungen Elephanten und den anderen Arabern wiederfand.
Nach wenigen Minuten zog ich, einem lahmen
Manna-Araber folgend, über den seichten, aber stark strömenden
Setit. . , , ,
Zweimal hatten wir bereits den etwa dreifsig bis vierzig
Schritte breiten Flufs 'in westlicher Richtung durchschritten,
als wir wieder in einen sehr steinigen, wild zerrissenen Thefl
des Flufsbettes gelangten. Die Felsen waren schwarz, etwa
zwanzig bis dreifsig Fufs hoch und die gröfseren Steine und
stehenden Felsblöcke in der Mitte des Rinnsals waren durch
das Wasser des in der Regenzeit stark anschwellenden und
rasch dahinfliefsenden Stromes abgerundet Einige von ihnen
glänzten, als wenn sie polirt worden wären. Die Sonnenstrahlen
brachen sich in den engen Thälern und riefen die Hitze
eines Glühofens hervor. Bei 32 — 34 Grad Reaumur mufsten
wir uns über meist steinigen Grund weiter fortarbeiten. Das
eine Thal, von West nach Westsüdwest sich ausdehnend, hatte
ein besonders wildes, romantisches Ansehen. Mehrere Baobab
erhoben sich dort auf niedrigen, spitzen Hügeln und gaben
jener Gegend einen eigentümlichen Charakter. Mein
Araber nannte diese! Thal Hummehr el Kerit. Ich mafs einen
der kurzstämmigen Baobab, der fünfundvierzig Fufs im Umfang
hatte. Die Wurzeln und ein Theil des Stammes waren
von Felsenbrocken bedeckt, die dort jäh in den zehn bis zwölf
Fufs tiefer liegenden Flufs abfielen. Die steilen Gehänge,
schroffen Felsen und sonstigen Hindernisse veranlafsten mei