obwohl die Thiere ziemlich entfernt waren, hatte es doch vermocht,
mich aus dem Schlummer aufzurütteln.
Freitag, den 17. Februar 1865. Nach dem Frühstück begab
ich mich auf den Platz, wo ich gestern gejagt hatte, um
dort eine aus meinem Gürtel verlorene Pistole zu suchen,
aufserdem um auch wieder einige Schüsse den Hyppopotami
zuzusenden. Die verlorene Pistole fand ich wieder, aber die
Thiere hatten während der Nacht diesen Ort verlassen, ich
sah keinen unförmlichen Kopf mehr über die Wasseroberfläche
hervortauchen. So benutzte ich die 'wenigen Morgenstunden
zu einem Anstand am Flusse und suchte mir dazu
eine Stelle weiter unterhalb, an mehreren breit getretenen
Wildwechseln aus. Da diese Jagdweise den Meisten meiner
Leser nicht bekannt sein dürfte, so hole ich weiter dazu aus,
und versuche, eine klare Anschauung von derselben zu geben.
Der europäische Jäger stellt sich in seiner Heimath am
Abend vor Sonnenuntergang an Wiesen oder Saatfelder, um
dort das sich äsende Wild von einem Versteck aus zu erlegen,
der Schütze in Ostafrika mufs, um irgend ein Stück Wild
zu erhalten, in der Nähe eines Wassers, während der Zeit von
neun bis elf Uhr Vormittags sich verbergen, und kann bei
einiger Vorsicht, in Bezug auf Wind und Deckung, eines
Schusses gewifs sein. Der Unterschied beider Jagdarten liegt
also nur in den verschiedenen Bedürfnissen der Thiere und
der bestimmten Zeit, wann sie diese stillen wollen. In Afrika
machen nur die reifsenden Thiere, wie Löwe, Leopard, Hyäne
u. s. w., meist auch die Elephanten, Rhinoceros und Giraffen
eine Ausnahme davon, da diese erst in der Dunkelheit die
Flufsufer besuchen. Zuvörderst ist es nothwendig, dafs der
Jäger eine sichere Büchse von starkem Kaliber führt und sich
an einem Wechsel, unter dem Wind, nahe dem Flufsufer, in
einem der dortigen Gebüsche versteckt. Bei dem Ausgang
mufs man wo möglich 'die Flufsufer vermeiden und, von den
Gesträuchen gedeckt, vom Lande aus sich auf den ewählten
Anstand begeben, um die Aufmerksamkeit der vielen, an dem
Flusse sich aufhaltenden Thiere nicht zu erregen. Es sind
dies meist Hunderte von Perlhühnern, einige Spottvögel oder
auch Affen, die bei Annäherung des Jägers ein lautes, endloses
Geschrei erheben und so die sich dem Flusse nähernden
Büffel, Antilopen, Gazellen u. s. w. warnen und aufmerksam
machen. Das erschreckte Wild windet, tritt darauf sehr
vorsichtig, dann geht es oberhalb oder unterhalb, mehrere
hundert Schritte von dem Jäger entfernt, an den Flufs —
trinkt und zieht sich eilig in die Gebüsche zurück. Unter solchen
ungünstigen Umständen mufs der Waidmann gewöhnlich
lange warten, um ein'Stück Wild schufsrecht zu haben,
oder mufs, wie, es mir auch ergangen, ohne Beute durch die
unwegsamen Dörnenbüsche in glühender Sonnenhitze den
Rückweg antreten und den Appetit auf einen Braten sich vergehen
lassen.
Die Ufer des Flusses Setit fielen dort, wo ich mich auf den
Anstand begeben hatte, meist steil ab, doch an den vielfachen
Einbiegungen derselben führten mancherlei Wildwege an das
klare Wasser hinab. Die unabsehbare,- von der zerstörenden
Menschenhand unberührte Wildnifs rings umher bietet, trotz
ihrer Stille und Einfachheit, die grofsartigs’ten Bilder dar. Die
Ufer beleben sich nach und nach. Dort über dem Flusse, etwa
dreihundert. Schritte entfernt, kommen drei Gazellen an das
Wasser. Während zwei dieser Thiere trinken, bewacht und
mustert das Dritte mit erhobenem Kopfe aufmerksam die Umgebung.
Hier, etwas näher für das Auge des Beschauers treten
fünf Arieläntilopen (Antilope Ouvieri) in derselben vorsichtigen
Weise an den Flufs. Daneben heran drängt sich
eine grofse Heerde weiblicher Büffel mit ihren Kälbern, um
ihren Durst zu stillen. Unter meinem Versteck spielen ein
paar Krokodille in dem glänzenden Gewässer, ein grofser
Marabut beobachtet diese Thiere wachsamen Auges, d a r neben
haschen bunte Strandläufer nach Insekten oder Was-
serthieren.
Plötzlich höre ich hinter mir ein Geräusch, sechs verschiedene
Gazellen kommen heran, ich richte mein Gewehr,
da, durch irgend etwas'erschreckt, erheben Perlhühner in der
Ferne ihr Alarmgeschrei. Alle Wildarten erheben erschreckt
die Köpfe, ich zähle über dreifsig Gazellen, vierzehn Antilo-
Grf. Kr. ockow, Keisen u. Jagden. 1. W