westsüdwestlicher Richtung weiter zogen. Erst gegen Sonnenuntergang
erreichten wir, den Berg Abu Gaml (Vater des
Kameels) im Osten liegen lassend, das Ende der weiten, trostlosen
Grasebene. Dann verfolgten wir die Richtung der gros-
sen Karavanenstrafse, wieder einzelne Mimosen-Gebüsche kamen
in Sieht, und erst um 7 Uhr Abends lagerten wir uns
auf einem freien sandigen Platze. Eine Hyäne, die uns längere
Zeit verfolgt hatte, wurde durch eine Ladung Schrot vertrieben
und unsere Esel zwischen den Lagerfeuern gut befestigt.
Die Hyänen sind von unglaublicher Dreistigkeit, und
der Reisende thut, auch anderer Raubthiere wegen, gut, sein
Lager auf freiem Boden oder an einem einzeln stehenden
Strauch zu bereiten, um die sich nähernden Raubthiere ab-
wehren zu können. Aufserdem beschleichen die Letzteren
ihre Beute nur hinter Verstecken und erhaschen sie im
Sprunge, wie der Löwe, Leopard etc., oder packen dieselbe,
um schnell hinter den Gebüschen zu verschwinden.
Montag, den 12. December 1864. Den Nachtlagerplatz
verliefsen wir noch bei Mondschein vor Anbruch des Tages,
über schwarzen Boden, der nur wenige Mimosen und vertrocknetes
Gras bot, hinziehend. Nach mehreren Stunden
traten Erdhügel hervoy, und einige Tauben und andere kleinere
Vögel bevölkerten die sonst sehr einförmige Landschaft.
Wir ritten dann einige Minuten abwärts und kamen in ein
trockenes Flufsbett. Dieses, etwa 80 Schritt breit, ist wohl
der Chor el Mehka, der während der Regenzeit sehr angeschwollen,
dem Flusse (Bahr el) Atbara zuströmt. Nach etwa
15 Minuten bergab über zerrissenen, niedrigen, mit Gebüsch
bewachsenen Boden, kamen wir an das etwa 800 Schritt
breite, aber nur zur kleineren Hälfte mit Wasser gefüllte
Flufsbett des Atbara.
Der lange entbehrte Anblick eines gröfseren Gewässers
mitten in der öden Steppe, von einiger, wenn auch dürftiger
Vegetation umgeben, machte auf mich einen sehr wohlthuen-
den Eindruck. Es kam mir vor, als gehörte der breite silberhelle
Strom nicht in jene Gegend, der doch grüne Wiesen,
wogende Felder und so manches Andere fehlten; indefs erinnerte
mich die ganze Umgebung, dafs ich mich in einem der
besseren Theile einer afrikanischen Wildnifs befinde. Eine
Menge von Geflügel, als Gänse, Enten, Reiher, Marabuts, Kraniche,
Schnepfen und eine Unzahl von Tauben belebten den
Flufs und seine beiden Uferseiten. Als unsere Kameele das
Wasser sahen, stürmten sie gerade darauf hin, um ihren
Durst in langen Zügen mit dem schönen, klaren Wasser zu
stillen. Bereits waren auch Rindvieh- und Ziegenheerden,
sowie einzelne Kameele, von Eingeborenen begleitet, an dem
jenseitigen Ufer zu sehen. Ein Theil des trocken liegenden
Flufsbettes war mit vielen Steinchen und ganz glatten, vom
Wasser abgespülten Felslagern bedeckt. Mehrere über die
Oberfläche des Flusses hervorragende Blöcke verursachten
hier und da Stromschnellen, während in der 2\ Fufs tiefen
'Furth, die wir durchritten, die Strömung nur auf einer ganz
kurzen Strecke von einiger Bedeutung war. An dem jenseitigen
Ufer ging es wieder über den nackten, sandigen Grund
des trockenen Flufsbettes hinauf. Als wir die ersten Mimosen
Gesträuche erreichten, vernahmen wir ein rasselndes
Geräusch, das von einer Menge, drei Zoll langer, buntflüge-
liger Heuschrecken veranlafst worden war. Unser Führer
sprach dann mehrere Eingeborene an, um die Wohnung des
obersten Schechs der Homraner zu erfahren.
Mehrere der nach Geld lüsternen Wüstenbewohner erboten
sich zu Führern, wir nahmen zwei derselben zu diesem
Zwecke an. Es stellte sich aber heraus, dafs die Leute den
Wohnort des Schechs nicht genau kannten, so dafs wir, in
einem grofsen Bogen um das tief liegende Zeltdorf geführt,
erst kurz vor Sonnenuntergang die Mattenzelte der Bewohner
zu Gesicht bekamen. Während unser Weg meist über steinharten,
schwarzen Boden führte, lag das Dorf in einem kleinen,
sandigen Thale, zwischen steil abstürzenden, vom Wasser
zerrissenen Hügelketten. Wir wurden von Hunden angebellt,
und eine Schaar nackter Kinder, neugieriger, dunkelfarbiger
Frauen und Männer gafften uns nach. Als wir eine
sandige, offene Stelle an dem kaum 20 Zelte zählenden Dorfe
erreicht hatten, fragten wir nach dem Schech desselben.