ringen Beute, vor Beginn der heifsen Stunden, ermüdet im
Lager an. Nicht weit von unseren Tuckel-Hütten wurde
gerade Markt gehalten, wie sich dies hier ’ mehrmals in der
Woche wiederholt. Aufser Fleisch, Salz, Gewürzen, Butter
und Käse kamen auch Ziegen, Esel und Kameele zum Verkauf.
Die Marktzeit dauerte wie an anderen Orten nur von
Sonnenaufgang bis gegen 11 Uhr Vormittags, dann leerte sich
der Platz von Käufern und Verkäufern. Ich hörte, dafs
zuweilen hier auch Durra, Sesam, Datteln, Gemüse, Naback-
früchte und europäische Kurzwaaren, sowie Streichhölzchen
aus der Pollak sehen Fabrik in Wien zu haben wären. Als
kleiner Zwischenhandelsplatz ist aber der Ort nur von geringer
Bedeutung im Vergleich mit- anderen Verkehrsstationen
des östlichen Sudan, er ist mehr Absatzort für den Detailhandel
und dient hauptsächlich dazu, den Bedürfnissen der
nahe wohnenden Eingeborenen abzuhelfen.
Nach dem Essen, um 1 Uhr Mittags, zeigte mein Thermometer
28 Grad Reaumur im Schatten, selbst der NW.-Wind,
der sich erhob, war sehr warm und vermochte nicht, einige
Kühlung zu gewähren. Ich dachte unwillkürlich zurück an
die Heimath mit ihren Fluren, die jetzt unter dem grofsen
Leichentuche des Schnees begraben sind, und mit ihren Bewohnern,
m deren Herzen heute Abend das regste Leben erstehen
sollte; ich dachte an das liebliche Christfest mit seinen
geschmückten Weihnachtsbäumen, mit den> strahlenden Lichtern,
die sich in so vielen hellen Augen jubelnder Kinder
und so mancher Freudenthräne der Eltern spiegeln, und an
meine eigene Lage mitten im Innern Nordostafrika’s, die mir
keineswegs beneidenswerth erschien. Doch wollte ich mir
heute auch einen Genufs gönnen und beschlofs, ein' erfrischen-'
des Bad in den kühlen Fluthen des Atbara zu nehmen. Gegen
Sonnenuntergang begab ich mich an das Wasser. Zu meiner
Sicherheit, wegen der gefräfsigen Krokodille, nahm ich einen
starken, langen Baumast mit und brauchte die Vorsicht, mich
auf einer seichten, l±Fufs tiefen, sandigen Stelle niederzulegen
und stets das tiefere Wasser ringsum aufmerksam zu beob-
ac ten. Durch das Bewufstsein so naher grimmiger Feinde
wurde mein Weihnachtsbad sehr abgekürzt, auch nöthigte
mich die empfindlich kühle Temperatur, die nach Sonnenuntergang
wie gewöhnlich eintrat, baldigst die Fluth zu verlassen.
Noch als ich im Wasser war, kamen mehrere Eingeborene
aus dem Dorfe an den Flufs herunter, um in seinen
Wellen die täglichen körperlichen Waschungen vorzunehmen.
Nachdem ich mich wieder angekleidet hatte, schofs ich einen
über den Flufs ziehenden Kranich zum grofsen Jubel der Eingeborenen
herunter. Einige Leute holten den flatternden
Vogel aus dem Flusse heraus und ich überliefs ihnen das erlegte
Thier.
: Bald hatte ich unser Lager erreicht und hing dort meinen
Gedanken nach. Sie schweiften weit hinüber ins Vaterland
und zauberten mir heimäthliche Bilder vor, aber der
Anblick des prasselnden Lagerfeuers, der um dasselbe ge-
schaarten halb nackten, dunkelfarbigen Diener und der daneben
ruhenden Kameele führte mich in die Wirklichkeit zurück
und erinnerte mich daran, dafs ich mich hier unter Halb-
. barbaren, in der heifsen Zone, befand. Auch mahnte mich der
ausgezeichnete Appetit, den ich aus dem Bade mitgebracht
hatte, den Ansprüchen meines Magens Genüge zu leisten.
Am nächsten Tage beschlofs ich, die Weiterreise-anzutreten
, da der Eingeborene mit der Giraffe immer noch nicht
eingetroffen war.
Sonntag; den 25. December 1864. Da ich wieder, wie
bisher, unter freiem Himmel geschlafen hatte und die Temperatur
vor Sonnenaufgang empfindlich kalt war, sah ich mich
abermals genöthigt, an dem lodernden Lagerfeuer meine starren
Glieder zu erwärmen. Von dem Schech des Dorfes liefsen
wir uns zwei Leute als Führer mitgeben, und mein Reisegefährte
miethete ein Kameel bis zu unserem nächsten Reiseziel.
Urp. 9i Uhr Morgens erschienen die Führer und alsbald setzte
sich unsere kleine reisefertige Karavane in Bewegung. Der
Schech nebst einigen Eingeborenen gab uns eine kurze Strecke
das Geleit, dann ging es bei erfrischendem Nordostwinde,
durch dornige Gebüsche, oder kleine, dürre Grassteppen in
mancherlei Windungen weiter. Nach etwa einer Stunde sehlu