weniger einladend aus und waren womöglich noch schmutziger
und unbequemer als die Wagen der Alexandria-Bahn.
Auch hier waren die Wagen III. Klasse nur offene Kasten, zu
denen die meisten eingeborenen Reisenden von oben hinein-
klettern mufsten, um dicht gedrängt, während der ganzen Zeit
der Reise darinstehend, auszuharren. Kurz vor 8 Uhr Morgens
erschallte das Signal zur Abfahrt, und langsam setzte sich
der Zug m Bewegung. Ein starker Morgennebel lagerte über
dem Nil, bis in weite Ferne sich seinem Bette entlang erstrek-
kend, bleiche Nebelfetzen schwangen sich über die Stadt, und
dusteren, umflorten Blickes schauten die Kuppeln der Moscheen
unter dem dichten Dunstschleier hervor. AberdieBahn
wandte sich jetzt nach Osten, und siehe, am fernen Horizonte
kam uns die Sonne entgegen, und ihre Strahlen kreuzten sich
wie Schwerter und zuckten hinüber über die Wälle der Cita-
delle^ Wir brausten an der langen, grofsartigen, von Abbas
Pascha angelegten Abbasieh hin, einige militärische Zeltlager
stiegen aus den Sandhügeln auf und versanken Wieder, und
dann öffnete die gelbe, sterile Sandwüste ihre ungastlichen
Thore. Mein Auge hing noch an einigen Palmen- und Tamariskenwaldungen,
einige kleine Karavanen zogen auf ihren ungebahnten
Wegen der Residenz zu, zuletzt verschwanden auch
diese meinen Blicken.
Hie Reise bis Suez geht fast ohne Unterbrechung über
sandigen, steinigen, unfruchtbaren Boden fort, und die Steigung
der Bahn ist bis zu einer der numerirten Stationen ziemlich
bedeutend.
Wie die russischen Bergwerksgefangenen, welche ihre
Namen verlieren und nur nach ihren Nummern bekannt sind,
so werden nämlich hier wegen mangelnder Namen die Stationen
nach Zahlen benannt. Neben der Bahn ziehen sich übrigens
nach europäischer Weise vier Telegraphendrähte hin.
Links war die letzte 'famariske schon lange verschwunden,
nun erhoben-sich rechts nackte, wasserlose Hügelzöge,
die den Horizont stark begrenzten. Doch bemerkte ich einige
Brücken in dem Bahndamme, die angebracht waren, um in der
Regenzeit dem überfluthenden Wasser einen Durchlafs zu dem
entfernt liegenden Nil zu gewähren. Auch fuhren wir nach
[ einiger Zeit an zwei offenen, aus Lehm und Matten erbauten,
, freilich sehr elend aussehenden Dörfern vorbei, ein Beweis,
: dafs hier noch nicht alles Leben erstorben war. Die Dorfbewohnerschaft
hatte sich auf feinem, mit dürftigem Gesträuche
bewachsenen Platze versammelt und gaffte uns neugierig nach.
Die ersten Hügel, denen wir u n | näherten und die wir theil-
weise durchschnitten, sah ich mit einer Menge kleiner Steine
: bedeckt, dann gewahrte ich wieder links einen jähen Sandab-
: stürz, der hell zu mir herüber glänzte.
In einigen nahen Wasserläufen standen hin und wieder
kurze ganz vertrocknete Grasbüschel, während in der Ferne
wunderlich gezeichneteSandgebirge en miniature den Horizont
begrenzten. Durch die starken, oft zu Sturm angeschwellten
Winde hin und her bewegt, nehmen diese Sandberge der Wüste
oft nach kurzer Zeit ganz verschiedene Stellen ein und setzen
der Fahrbarerhaltung der Eisenbahn viele Hindernisse entgegen.
Ich bemerkte jene Hügelreihe bei der ersten Haltestelle
und fand, dafs die Bahn hier in der Richtung ONO. bei
0. weiterlief. Nur wenige elende Hütten, ein Magazin und
mehrere Steinkohlenhaufen bezeichneten diese erste Station,
wo Wasser und Kohlen für die Maschine genommen wurden.
Dann ging es auf dem Schienenwege weiter.
Nach etwa l^stündiger Fahrt wandte sich der Zug nach
OSO. bei 0 . und durchschnitt einige niedrige Mergel-undKalk-
berge. Hier sah ich unerwartet zur Linken der Bahn einige
hundert Schritte entfernt ein Zeltdorf in trostloser Einöde
liegen. Die Sonne war indessen hoehgestiegen und brannte
sehr empfindlich, als wir bei der Station 8 anhielten, um uns
mitWasser zu versehen. Ein besonderer Zug fährt täglich von
Kairo ab und bringt in verdeckten, mit Blech ausgeschlagenen
Wagenkasten das für die nachkommenden Züge erforderliche
Wasser auf die Stationen.
Einige elende Lehmhütten lagen an der Bahn und mochten
nur einigen Beamten und Arbeitern zur Zufluchtstätte gegen
Sonne und Wind dienen.1 Der Aufenthalt dauerte 15 Minuten,
und vor der Weiterfahrt beobachtete ich, dafs mein Ther