gen wird eine nordöstliche Richtung ein, und standen nach
einer dreiviertelstündigen Wanderung über schwarzen, festen
Boden, der sich allmälig abwärts senkte, an dem Ufer des
Flusses (Bahr-el) Setit. Die ganze Breite seines Bettes betrug
180 220 Schritte, während das fliefsende Wasser nur eine
Ausdehnung von 80—100 Schritten hatte. Der sandige, trok-
kene Theil des Flufsbettes war mit vielen kleinen Steinen und
Muschelschalen bedeckt, und das helle und durchsichtige
Wasser machte in jener wilden, buschigen Landschaft einen
wohlthuenden Eindruck auf mich. Unsere Kameele stillten
ihren Durst und schritten dann durch die 2— 8 Fufs tiefe,
etwa 70 Schritte breite, ziemlich, steinige Furth. Eine Menge
von Fischen tummelte sich in der kühlen Fluth, dagegen sah
ich nur wenig Wassergeflügel. Die erdigen, steilen, etwa
20—30 Fufs hohen Ufer waren reichlich mit Gebüschen bewachsen,
und an einigen Biegungen des Flusses bemerkte ich
Erdabstürze, die, durch den zeitweise heftigen Andrang der
Wellen verursacht, die Wildheit dieses Bergstromes bekundeten.
Die rechte Uferseite, die wir betraten, war viel zerrissener
und hügeliger als die linke und gehörte bereits zu
dem Gebiete der Homran-Araber. Die Grenzen sind aber
nicht so streng geschieden, da auch einzelne Dabaina-Araber-
Horden, aus älter Gewohnheit und wegen guter Weiden, eine
Zeit lang hier ihre Zelte aufschlagen und erst zur Saatzeit
sich wieder auf das linke Ufer des Flusses Atbara begeben.
_ Nachdem wir den Flufs Setit überschritten hatten, stellte
es sich heraus, dafs die Führer, trotz ihrer früheren Versicherungen,
gar nicht wufsten, wo Hager abiad liege und wie weit
es entfernt sei. Die öde und sandige Landschaft bot wenig
Schatten; ich litt sehr unter den glühenden Sonnenstrahlen;
auch Hunger und Durst stellten sich ein und quälten mich.
In der allen unseren Leuten unbekannten, sterilen Wildnifs
konnten und wollten wir aber nicht bleiben und gingen daher
noch zwei Stunden weiter, bis wir, durch kleinere Ziegenheer-
den und Hundegebell aufmerksam gemacht, ein nicht fern
von unserem Wege liegendes Zeltdorf erreichten. Wir schickten
unsere Führer voraus, um Männer herbeizurufen, die des
Weges nach Hag&r abiad kundig wären. Einen der sich anbietenden
Leute nahmen wir auch zum Führer an, und während
der kleinen Berathung nahm ich die Gelegenheit wahr;
meinen hungrigen Magen zu befriedigen. Obgleich die Bewohner
gröfsere Viehheerden besäfsen und diese in der Nähe
auf den mageren Triften weideten, konnten wir doch keine
Milch erhalten. Die Kühe und Ziegen werden hier nur Abends
gemolken, und nur bei grofsen Städten, aber auch da nicht
immer1, kann man in den Morgenstunden auf vorausgegangene
Bestellung frische Milch erhalten. Wir mochten, umgeben
von einer grofsen Schaar der Dorfbewohner, etwa eine
halbe Stunde unter einzelnen, dürftigen Schatten gebenden,
niedrigen Bäumen gelagert haben,- als wir unter Leitung unseres
neuen Führers, dem wir den halben Lohn für seine
Dienste voraus bezahlt hatten, auf brachen.
Dieser Mann hatte eine hellere Hautfarbe und war eine
kräftige Gestalt'von mittlerer Gröfse, dabei von ungewöhnlich
flacher Brust, was ich selten unter Nomäden Völkern bemerkt
habe. Der Kopf des Mannes unterschied sich nicht von
denen anderer Araber, und war mit langem, gekräuselten
(nicht wolligen) Haar bedeckt, auch sein Hals war gedrungener
gebaut, als man es sonst gewöhnlich-findet. Von seiner
rechten Schulter hing ein breites Schwert herab, in der
Hand trug er eine Lanze, und sein Benehmen zeugte von
Stolz und Selbstbewufstsein. Dieser Mann rühmte sich seiner
Abkunft von alter Familie und sah deshalb unsere beiden Führer,
sowie die Diener als unter sich stehend an. Dieses Vornehmthun
hätte ihm fast eine derbe Tracht Faustschläge von
zweien unserer Diener eingetragen, wenn ich den Streit nicht
noch rechtzeitig durch Trennung der Parteien geschlichtet
und den Führer genöthigt hätte, neben mir vor der Karavane
herzugehen. Etwa eine Stunde zogen wir über den öden, leicht
hügeligen Boden in vielfachen Windungen nach Norden zu,
ehe wir an ein schmales Chorbett kamen. Dies führte uns
nach etwa fünfzehn Minuten an die Ufer des Flusses Atbara.
Wir folgten eine halbe Stunde seinem Laufe und stiegen dann
durch ein enges Chorbett in östlicher Richtung wieder auf