lange in hochgelegenen, grasigen Gebirgsgegenden, es ist besonders
in Wüstenstrecken vorzüglich, während das braune
Schukrie-Kameel, das die dürren Gebüsche der Einöden nicht
liebt, freies Gras erzeugende Ländereien verlangt, um gut aus-
dauern zu können. Diese Eigenthümlichkeiten diese'r so noth-
wendigen Transportthiere und die stete Eifersucht der verschiedenen
Volksstämme setzen dem Handel und Verkehr
keine geringen Hindernisse entgegen.
Die Hadendoa halten, wie auch manche andere Stämme
von arabischer Abkunft, mehr oder weniger Sklaven, die in-
defs im allgemeinen sich einer guten Behandlung erfreuen
und bei ihren geringen Bedürfnissen oder Ansprüchen sich
meist besser befinden, wie Tausende unserer weifsen freien
Arbeiter.
Der Sklave (Abd) hat im östlichen Afrika nicht die grausamen
Willkürlichkeiten, wie früher seine Unglücksgenossen
in Amerika, zu tragen. Der orientalische H err betrachtet ihn
nicht als Handelswaare, sondern als Stütze seines Haushalts,
da er, selbst nicht arbeitend, alles seinen Händen überläfst.
Daher geniefst der Sklave unter den Arabern gröfsere Freiheiten
und wird nicht durch unbarmherzige Aufseher mit der
Peitsche zur Arbeit getrieben. Ueber diese Verhältnisse werde
ich in meiner Beschreibung der Homeran-Araber weitere Mittheilungen
machen und will nun die Gestalten der Hadendoa
zu schildern versuchen.
Die Männer sind im allgemeinen 5 — 5i Fufs grofs
und sehr schlank gewachsen. Der Kopf ist mit langen, dun-
kelen, sehr krausen, wolligen Haaren bedeckt. Diese werden
mit Hülfe eines langen Holzes und durch Bestreichung mit
gekautem, rohen Schafnierenfett so frisirt, dafs die Haare des
oberen Schädels nach oben streben und in einer elliptischen
Scheitelungslinie von dem Ende der Stirn sich nach dem
oberen Ende des Hinterköpfes her umlegen, während die darunter
befindlichen Locken weit über die Ohren und den Nak-
ken hängend, nach den Seiten äbstehen und dem Kopfe ein
Ansehen von grofsem Umfange geben. Die Stirn ist gerade
und schmal, die Nase öfter gebogen, die Augenbraunen selten
dicht und das Kinn mit wenig Bart bedeckt. Die Oberlippe
ist stets ra sirt, oder es werden die Haare dort ausgerupft.
Der Hals ist lang. Die Brust kräftig gewölbt und die weifsen
Zähne treten aus dem langgeschlitzten Munde mit etwas stark
aufgeworfenen Lippen hervor. Die Arme und Beine sind besonders
sehr lang, die Hüften schmal, die Waden dünn. Die
feinen Knöchel, stark zurückgebogenen Fersen und gut pro-
portionirten, schmalen, hühsch geformten Füfse und Hände
bilden den Abschlufs und vollenden das Bild.
Auf dem Rückgrat zieht sich eine tiefe Furche hin, die
Hautfarbe ist meist nufsbraun und selbst diinkelkastanien-
braun ohne röthlichen Schein. Die Haut ist weich und zart,
was wohl von Fetteinreibungen herrührt, um das Aufspringen
derselben zu verhindern oder ihm vorzubeugen. Die Sandalen
an den Füfsen werden durch Riemen um die grofse Zehe
befestigt. Ein Stück Baumwollenzeug von einigen Ellen Länge
wird um die Hüften geschlungen oder über den ganzen Oberkörper
geworfen. Auch ein Lederschurz um die Lenden, der
bis auf den halben Oberschenkel reicht, wird von einigen der
Hadendoa hin und wieder gebraucht.
An Geräthschaften besitzen diese Leute aus Fächerpalmen
oder Stroh geflochtene Matten zur Herstellung ihrer niedrigen
Zelte, dann wasserdichte, lederne Schläuche, Kürbis-
schalen, aus Palmen geflochtene Stricke und einen Stein zum
Zerreiben der Durra. Dazu kommt ein Angereb (bettstellenartiges
Ruhebett), dessen Rahmen mit Lederstreifen ausgeflochten
wird, und. ein kleines Beil, dessen schwache eiserne
Schneide in einem zähen, hölzernen Stiele steckt. Dann Schilde
in runder Form, aus Elephantenhauf verfertigt, einige stets
schmutzig aussehende, kugelrunde, thönerne Kochgeschirre
und mehrere grob gearbeitete, mit Lederriemen zusammengebundene
Kameelsättel. An Waffen’trägt jeder Mann eine
Lanze und ein gewundenes langes Messer in einer Lederscheide,
auch findet man bei einigen sehr breite, doppelschneidige
Schwerter, die an, kurzen Riemen über die fechte Schulter
gehängt werden. Die Berathungen der Männer, bei denen
sie im Kreise hocken, sind lebhaft, und wie andere Araber,