heimmittel zufällig Erfolg gehabt haben, dann ist ihr Ruf begründet
und solch ein faulenzender Lungerer geniefst dann
nicht nur grofse Ehre, sondern es werden ihm auch' seine
Lebensbedürfnisse ohne grofse Mühe geliefert.
Baumwolle, Gummi arabicum, Häute, Kaffee, Salz, Honig
und Wachs, so wie Straufsfedern sind die vorzüglichsten Umsatzartikel,
mit denen Geschäfte en gros gemacht werden,
während die Kurzwaaren und die anderen hier zu Markt gebrachten
Gegenstände zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse
der Ortsbewohner dienen.
Aüfser an den beiden wöchentlichen Markttagen, Montag
und Donnerstag,- ist weder Butter, Fleisch, Eier, noch Holz
zu haben, höchstens etwas Milch und Wasser,
Von ein- bis zweitausend Menschen besucht, sind die
Märkte El Quedaref s nächst denen von Ohartum die bedeutendsten
im östlichen Sudan und dienen zum Zwischenhandel
von Abyssinien nach den Nilländern und dem rothen Meere.
Aufser einigen Wachen während der Regenzeit wird der Markt
regelmäfsig von Händlern aus Matama, Doka, Wogin, Tomat,
Kassala, Berber und vielen Eingeborenen der benachbarten
Volksstämme bezogen.
Wieviel die jährlichen Einkünfte der Marktgelder betragen,
konnte ich nicht erfahren, aber unter fünfzehn- bis zwanzigtausend
Maria-Theresien-Thaler mögen sie sich kaum belaufen.
Ich kaufte einige Durra für meine Kameele und getrocknete
Datteln zu meinem Gebrauch für die weitere Reise ein.
Als ich von dem Marktplatze, in meine Wohnung zurückkehrte,
sah ich auch mehrere Kameele mit Ladung von Sim-
Sim (Sesam), einer O.elfrucht, bei deren Kauf mein spekuli-
render Hausherr einem zaudernden Griechen zuvorgekommen
war. Die Hitze nahm immer mehr zu, und als ich um
12 Uhr Mittags vor den Eingang des Hofes ging, um dort nach
dem Markte zu sehen, waren die dichten Massen von Menschen
und Thieren verschwunden. Nur einzelne Kameele,
einige Holz-Verkäufer waien noch sichtbar und mehrere
nackte Knaben suchten naeh etwa von den Marktbesuchern
zurückgelassenen oder verlorenen Gegenständen,
So bunt zusammengesetzt, so geräuschvoll die Menge gewesen
war und wie unordentlich die durcheinander laufenden,
halbnackten oder kaum mit einem Gürtel um die Hüften
bedeckten Besucher auch aussahen, so war doch kein Betrunkener
unter der Menge zu finden. Auch an anderen Orten
machte ich die Bemerkung, dafs öffentlich Trunkene kaum gesehen
werden, dagegen wird in den Häusern insgeheim, trotz
des mohamedanischen Verbots, manche Flasche Oognak, Rum,
Araki (Arrak) oder Wein von den Reichen getrunken. Oef-
fentliche Unsittlichkeit oder gegen die äufsere Form versto-
fsende Dinge gewahrt man unter den Muselmännern wenig,
ein Mann wird z.B. selten mit einer Frau oder einem Mädchen
auf der Strafse. sprechen. Ich glaube indefs nicht, dafs die
Moslims dies Alles aus höheren Rücksichten vermeiden, sondern
sie halten stolz an den, alten Gewohnheiten fest und
wollen keine, ihnen unbequemen Neuerungen einführen.
Nachdem ich die letzten Erlebnisse in mein Tagebuch
eingetragen hatte", nahm ich Theil an den sehr stark gepfefferten
kleinen Gerichten, die unser Hausherr uns auftischte,
und bediente, mich meiner Gabel, meines Messers und Löffels,
während die anderen Tischgenossen nach türkischer
Weise mit den Fingern die Speisen in den Mund brachten.
Dieser Gebrauch ist mir immer widerwärtig geblieben, und
nur im gröfsten Nothfalle habe ich mich meiner fünf Finger,
anstatt meines gewohnten Bestecks, bedient.
Als die heifsesten Stunden kaum vorüber waren, tönten
laute Pauken- und Tambourin-Schläge von den Hütten des
Ortes herüber. Unsere Diener erbaten sich Urlaub, um an den
in einigen verrufenen Hütten nun beginnenden Tänzen, Gelsu-
gen und Ausschweifungen auch ihren Theil zu haben. Diese
Art von wilden, zügellosen Vergnügungen nennen die Eingeborenen
eine Phantasia, und viele von ihnen suchen sich, wie
besessen, an dem höchst einförmigen, mehr in Körperbewegungen
bestehenden Tanze zu betheiligen. Als ich später mit