Zäune u.s. w. werden dagegen von geringer oder keiner Wirkung
sein. Wer von meinen verehrten Lesern einen Wüstensandsturm
durchgemacht hat, wird mir Recht geben und dieselben
Befürchtungen haben, welche auch ein bei dem Bau
betheiligter Beamter durch die Mittheilung bestätigte, dafs
ein Sandsturm oft dasErgebnifs vielen tausend Arbeitstage in
kurzer Zeit vernichte, und dafs sich Sandberge da erheben,
wo eben der Kanal ausgegraben worden war.
Die Ausgrabung und Fahrbarerhaltung des Kanals wird,
aller Berechnung nach, so grofse Ausgaben veranlassen, dafs
die Aktionäre kaum gewillt sein werden, einem französischen,
sehr schwierig auszuführenden Projekte ihr Vermögen zu
opfern.
Von einem Kanalbau-Beamten (Inspecteur de division)
habe-ich mir eingehendere Informationen über den thatsäch-
lichen Bestand des Kanals bis Ende Juni 1865 verschaffen können
und lasse dessen Mittheilungen hier folgen.
Von Pelusium aus ist der Kanal in der projektirten Breite
von 80 Meter, bei nur 2—3 Meter Tiefe, auf eine Entfernung von
34 Kilometer ausgegraben und dann an Kanthara vorbei bis
Ismailla am Timsah-See geführt worden, bei einer Breite von
8— 10 und einer Tiefe von 2 — 3 Meter,, auf dieser Strecke
44 Kilometer lang. Die Entfernung von Pelusium bis Ismailla
beträgt somit 78 Kilometer, und das mittelländische Meerwasser
kommt jetzt nur bis in den Timsah-See. Die kleine Stadt
Ismailla an den Ufern dieses seichten, salzigen, natron-haltigen
Sees ist von 4 — 5000 Einwohnern, meist Franzosen, bewohnt.
In einer Länge von etwa 72 Kilometer umgrenzen hohe
Sandberge die Ufer des ausgegrabenen Kanals, der dort bei
einem Wüstensturm durch den Flugsand sehr gefährdet ist.
Durch zwei Schleusen ist der grofse Kanal mit dem vom
Nil durch die Wüste geleiteten Süfswasserkanale in Verbindung
gesetzt, und in eisernen Röhren, durch Anwendung von Dampfmaschinen,
wird gutes Trinkwasser bis nach Pelusium getrieben.
Der mir angegebene bisherige Kostenaufwand soll die
Summe von 200 Millionen Franken erreichen und vielleicht
diesen Betrag schon übersteigen.
Die gewöhnliche Arbeitszeit beträgt täglich 10 Stunden,
und nur während der Dauer der Cholera wurden gegen denselben
Lohn 8 Arbeitsstunden verlangt.
Dafs das Unternehmen bei fortgesetzten Anstrengungen
und flüssigen Geldern weiter förtschreiten wird und zur Vollendung
zu bringen ist, kann nicht in Abrede gestellt werden,
die Unterhaltungskosten werden ,aber zu bedeutend sein,
als dafs man das Unternehmen als eine rentable Spekulation
betrachten könnte. Die verschiedenen Anlagen von Städten
und Dörfern durch französische Einwanderer dürften in dem
staatlichen Bestehen jener Länder in späteren Zeiten grofse
Veränderungen hervorrufen und politisch von gröfserem Vortheil
für die französische Herrschaft sein. Durch diesen Kanalbau
setzen sieb viele tausend Franzosfen hier fest und können
zur geeigneten Zeit einen sichern Stützpunkt zur Zerstörung
der orientalischen Reiche und deren immer mehr zerfallende
Macht abgeben. In gröfserer Nähe von Indien könnte Frankreich,
mit Rufsland vereint, die Herrschaft in den Ländern des
indischen Oceans sich theilen oder selbstständig einen gewissen
Einflufs auf sie ausüben.
Der besagte Kanal ist bis dato noch an keiner Stelle bis
zu der nothwendigen Tiefe ausgearbeitet, und ob er auf der
ganzen Strecke von 158 bis 164 Kilometer in der beabsichtigten
Weise (zu 10 Meter Tiefe) gemacht werden wird, -— steht
noch m Frage. Die jetzige Tiefe des Kanals von 2 — 3 Meter
ist für grofse Seeschiffe viel zu gering, und der praktische
Nutzen dieses kostspieligen Baues wäre ganz verfehlt, wenn
Pelusium oder Suez als Aus- oder Einladeplätze für kleinere
Fahrzeuge dienen müfsten. Die Fracht würde dann zu theuer
werden, um selbst dem Mittelmeer-Handel einenVortheil nach
Indien zu gewähren.
Im Oktober 1865 lief durch viele Zeitungen der Bericht,
dafs das erste mit Kohlen beladene Schiff auf dem Kanäle von
dem mittelländischen nach dem rothen Meere gefahren sei.
Diese Thatsache ist aber von keiner Bedeutung für die See-
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