Schütze, sie hatten vor den Waffen in meinen Händen nicht
nur hier, sondern überall, wo ich hinkam, den gehörigen Respekt.
Wie ich schon früher bemerkt, sind einige der reicheren
Eingeborenen im Besitze von Feuerschlofs-, sowie leidlicher
Perkussions-Doppelgewehre; aber sie können ein Stück Wild
nur im Sitzen oder Stehen schiefsen, während das fliegende
oder laufende Thier selten von ihnen getroffen wird. Bald
darauf verbreitete sich die Nachricht von meiner Fertigkeit als
Schütze schnell weiter unter den Eingeborenen, die alle Neuigkeiten
eifrig besprechen und oft übertreiben, so dafs ich in
späterer Zeit noch bei meiner Ankunft unter den Dabaina-
Arabern davon erzählen hörte. Ich selbst mufs die Fertigkeit
auf das gebührende Mafs herabsetzen, da ich eben
nichts mehr mit meinem Gewehre leiste, wie jeder geübte
Flugschütze, und den Kugelschufs mir erst in Afrika, mehr
angeeignet habe. Der gefallene Vogel wurde für das Mittagessen
bestimmt, und weil die Kraniche nicht wieder in
Schufsweite kamen, begab ich mich nach einigem Warten zu
meinem Frühstück. Nach demselben nahm ich mein Gewehr
und ging mit Munition versehenem die westlich und
nördlich sich ausdehnenden Durrafelder, um noch ein Stück
Wild zu erlangen. Während mich ein junger Eingeborener begleitete,
ging Muche allein in nördlicher Richtung. Nach
einer Stunde hatten wir Jeder noch einen jener sehr scheuen
Vögel erlegt. In meine Hütte zurückgekehrt, balgte ich einen
derselben ab und präparirte ihn später mit Arsenikseife zum
Transport. Am Nachmittag war der Himmel bewölkt, um vier
Uhr die Sonne sogar einige Zeit ganz bedeckt, viele Araber
besuchten mich und hockten in meiner Hütte herum, doch
liefs ich mich von ihnen in meiner Arbeit nicht stören und
hielt mir die leicht zudringlich werdenden Leute vom Halse.
Zum Abend hatten wir wieder Kranichbraten, und die Diener,
wie auch die Hunde, bekamen, wie es die Sitte mit sich
brachte, ihren reichlichen Antheil von unserem Mahle. Als
es schon ziemlich dunkel geworden war, stellten sich Hyänen
ein und machten den wachsamen Hunden meines Bekannten,
sowie anderer Dorfbewohner, viel zu schaffen.
Montag, den 16. Januar 1865. Da ich erst nach Sonnenaufgang
erwachte, so kam ich zu spät, um wieder unter die
nur in der Frühe ziehenden Kraniche zu schiefsen. Nach dem
Frühstück ging ich jedoch in die Durrafelder und brachte
einen Jungfernkranich, sowie zwei Perlhühner als Beute in
das Lager zurück. Danach liefs ich die tiefe Wunde meines
Kameels waschen und mit gepulvertem Alaun jeden zweiten
Tag einreiben. So heilte dieselbe nach etwa drei Wochen, doch
mag auch die dem Thiere gegönnte Ruhe, die treffliche Pflege
und das gute Futter mit dazu beigetragen haben. In den Nachmittagstunden
kam mein zurückgebliebener Reisegefährte mit
zwei Kameelen und einem Diener wohlbehalten, aber sehr
ermüdet an. In der von mir bewohnten Rakube waren wir
bald mit einander eingerichtet und verlebten einerr heiteren
Abend bei unserem benachbarten, erfahrenen Jagdgenossen.
Dienstag, den 17. Januar 1865. Um Sonnenaufgang sah
ich mich vergeblich nach Kranichen um, dann nach dem Frühstück
reinigte ich meine Doppelgewehre. Auch hatte ich
mit Ausbesserung von Kleidungsstücken zu thun, bis das Mittagessen
fertig war und uns an wohlbesetztem Tische vereinte.
In der Nähe des Dorfes, etwa siebenhundert Schritte in südlicher
Richtung entfernt, begrenzten dichte Mimosenbüsche
eine Grassteppe. Der Weg nach dem Setit führte über Letztere
durch das Dickicht in fast gerader Richtung. Ich hatte
bemerkt, dafs an jenem Waldrande in der Frühe und Abends
viele Perlhühner aus und einliefen, deshalb stellte ich mich,
in den Gebüschen versteckt, nahe dem Wege auf und brachte
nach Sonnenuntergang auch zwei derselben als Beute zurück.
Einige Steine und Insekten sammelte ich auf dem Wege,
zerbrach aber beim Laden meines Gewehrs nicht nur den
Ladestock, sondern auch die Insektenfläsche und büfste einige
der gesammelten Exeftiplare ein. Am Abend safsen wir noch
lange nach dem Thee bei unserm Nachbarn über Jagdabenteuer
sprechend und in Erinnerungen an die Heimath und die