den Mokran-Bergen zur linken Hand weiter führte. Die ausgedehnten,
zackigen Gebirge von Sabderat behielten wir stets
vor Augen, der Boden zu unseren Füfsen war mit niedrigen
Mimosengesträuchen bedeckt, zwischen denen in der Ferne
einzelne Antilopen und Gazellen sichtbar wurden. Uns begegnende
Eingeborene sprachen von Räubern und Wegelagerern,
die heute Morgen einen Mann beraubt hätten und Soldaten
zu sein schienen. Es stellte sich diese Angabe auch als richtig
heraus, doch wollten die Soldaten nur das Kameel des Eingeborenen
benutzen. Da der Eigenthümer es nicht geben
wollte, so wurde er dazu gezwungen, und die ganze Sache
war kein Raubanfall, sondern blos eine hier sehr gebräuchliche
Gewaltthat. Die Soldaten sind mit ziemlich guten Waffen
ausgerüstet, haben Schutz zu geben und Ordnung im Lande
zu erhalten und müssen den widerspenstigen Eingeborenen
gegenüber oft mit Gewalt auftreten. Wir sahen sie später am
Wege bei einem Feuer lagern und auch den bewachten Araber
mit seinem Kameele dort halten. Nachdem wir etwa fünf Stunden,
theils zu Fufs, theils auf den Reitthieren weiter gezogen
waren, kamen wir an den ersten Yorsprung der vor uns liegenden
Gebirge und bogen um denselben in ein engeres Thal hinein.
Dieses mochte anfangs 8—900 Schritte breit sein, verengte
sich aber mehr und mehr bis auf die halbe Entfernung,
während ein breites, sandiges, trockenes Ohorbett überdies
den gröfsten Theil der Schlucht ausfüllte. Die Sonne schien
glühend auf uns herab, und da mein Esel wohl zu schwach
war, mich zu tragen, oder aus Widersetzlichkeit den Sattel
abgeworfen und mit mir sich gelegt hatte , so mufste ich den
tiefen Sand zu Fufs durchwaten und kam erst an, als mein
Reisegefährte sich schon unter einem, unten an den Seiten
herum offenen Strohtuckel, einer Art von Stroh-Schober, niedergelegt
hatte. Die Führer hatten uns zü der rechten, südlichen
Seite des Dorfes Sabderat gebracht.
Auf dieser Seite wohnte der Scheeh, und ein Soldatenposten
war hier, um Tribut einzutreiben und Ordnung zu halten,
in einem besonders eirigezäunten Raume stationirt. An
der gegenüberliegenden Berglehne, etwa 250—300 Schritte
von uns entfernt, reihten sich die Strohtuckel an einander hin,
dicht über einander zwischen den wild umher liegenden Feisenstücken
erbaut. Den Führern wurde die versprochene
Belohnung gezahlt, und wir beschlossen, hier die Nacht zu
bleib,en. Der' Schech des Dorfes besuchte uns mit einem
grofsen Gefolge, dem auch andere Neugierige und Kinder
sich anschlosSen, um uns zu sehen oder Nachrichten aus
Kassala zu hören. Auch die Bewohner wufsten viel von der
Unsicherheit der Gegend zu erzählen; unser Geleitsbrief von
dem Gouverneur wurde dem Schech vorgelegt. Der Mann
verstand die arabischen Schriftzeichen ganz gut, ertheilte Befehle
an Einige seiner Begleitung und liefs uns, als seinen
Gastfreunden später Fleisch und Milch zuschicken.
Das Dorf wird durch das Thal in einen nördlichen und
einen südlichen Theil getrennt und liegt zu beiden Seiten des
sandigen Bettes des Chor el Mat (oder el Ma); einzelne Brunnen
geben dort auch in der trockensten Zeit gutes, gesundes
Trinkwasser. Während auf der südlichen Seite sich etwa
110—120 Strohhütten befinden, mögen gegenüber etwa 150
bis 160 derselben liegen, beinahe in einer Höhe von 200 Fufs
an den steilen Felsenabhängen klebend. Die Gebirge bestehen
aus Kalkfelsen, deshalb ist auch das Kalkbrennen hier bekannt,
und manche Ladung wird nach Kassala zu den dortigen
Häuserbauten geschafft.
Die Lage des Dorfes ist nicht nur geschützt gegen Wetter
und feindliche Angriffe, sie wird auch als gesund selbst
während der Regenzeit im ganzen östlichen Sudan gepriesen.
Als die Lagerfeuer brannten und wir unseren Thee bereiten
lassen wollten, benahm sich der Diener aus Kairo, vielleicht
in Folge des Genusses zu vieler Merissa, sehr widerspenstig
gegen seinen Herrn. Ich unterbrach den lauten Streit, indem
ich mein Gewehr nahm; nur sein dazwischen tretender Herr
rettete ihn vor einer Ladung Schrot. Doch ging ich auf
deri langen Kerl zu und gab ihm meine Meinung durch einen
derben Faustschlag vor den Kopf zu verstehen, der den
Maulhelden umwarf; aufser dieser gröfsten Beleidigung, die
einem Mohamedaner widerfahren kann, erhielt er noch die