ren Dienern etwas Wasser zu trinken. Wir zogen dann in die
unabsehbare, nur wenige Anhöhen bietende Grassteppe hinein.
Erst nach einer Wanderung von 3' Stunden in östlicher
Richtung über schwarzen, zersprungenen Boden, bei immer
mehr zunehmender Wärme, kamen wir wieder an vereinzelten
Heglik- und Mimosen-Bäumen vorüber. Gegen 1 Uhr Mittags
mufsten wir uns der allzugrofsen Hitze wegen unter einem
dieser wenig Schatten gebenden Bäume lagern und durch ein
sehr frugales Mahl ein wenig die gesunkenen Kräfte heben.
Aufser ein Paar hochfliegenden Falken bemerkte ich kein lebendes
Geschöpf von einiger Bedeutung in unserer Nähe,
selbst die sonst so zudringlichen Geier stellten sich diesmal
nicht ein. Nach zweistündigem Aufenthalte wurden die Thiere
wieder bepackt und die Reise durch die hohe, dürre Steppe
fortgesetzt. Ein erfrischender Nordostwind kühlte die glühende
Luft ab, auch traten wieder einige Dörfer hervor, an
denen wir näher oder ferner vorüberzogen; an einer Stelle
zählte ich sogar neun deutlich sichtbare Ortschaften. Manch'e
derselben waren von ziemlichem Umfange und alle mit hohen
Dornenzäunen zum Schutz gegen Feinde oder wilde Thiere
umgeben. Rindvieh- und Ziegenheerdenbelebten die an und
für sich einförmige und baumlose Gegend; Wild oder Geflügel
aber war nicht zu sehen. Noch bei eintretender Dunkelheit
legten wir eine Strecke Weges zurück und lagerten uns
endlich nach 7 Uhr Abends in der Nähe eines Dorfes neben
einem kleinen, dornigen Mimosen-Strauche.
Donnerstag, den 22. December 1864. Bei dem bleichen
Schein des Mondes verliefs um 4 Uhr Morgens unsere Kära-
vane die Lagerstätte und durchzog anfangs bis 6 Uhr in nordöstlicher
Richtung die monotone Ebene. Letztere verwandelte
sich indefs allmälig in Hügel oder Schluchten, in denen
Viehheerden weideten und wieder die ersten Anzeichen gaben,
dafs menschliche Wohnungen nicht fern , seien. Wie der
Führer mir mittheilte, befanden wir uns in dem Landstriche,
den die Däbaina-Araber einnehmeri, und näherten uns immer
mehr und mehr dem grofsem Wasserbette des Bahr el Atbara.
DerWeg wand sich zwischen niedrigen Hügeln, durch dichte
Gebüsche einer kleinen, oben flachen und zu den Seiten ziemlich
steil abfallenden Höhe zu, und führte dicht an derselben
vorbei in ein trockenes Chorbett. Die Anhöhe, an der wir
eben vorüberzögen, Tomat genannt, war in früherer Zeit die
Wohnstätte der Dorfbewohner, die nun an der anderen Seite
des Atbara sich niedergelassen haben. Wir folgten noch einige
Minuten dem 50 Schritte breiten, sandigen Chor, als ich plötzlich
an einer Biegung, von meinem Kameele aus, einen schönen
Blick auf den glänzenden Wasserspiegel des wenige hundert
Schritte entfernten Flusses Atbara hatte. Bald nachher
sah ich am jenseitigen Ufer eine Menge zerstreutliegender
Zelte und hörte von unseren Arabern, dafs dieselben zum
Dorfe Tomat gehörten. An einer engeren, seichten Stelle des
Stromes wurde der Uebergang versucht, wir durchschritten
den kaum 2 Fufs tiefen und 60 Schritte breiten Flufs an jener
Stelle und erreichten das jenseitige, mit vielen Steinen bedeckte
Ufer. Die Thiere hatten in dem klaren Wasser ihren
Durst gelöscht und schritten in dem trockenen Bett des Flusses
aufwärts, als ein unangenehmer Zwischenfall eintrat, durch
den mir und anderen leicht eine gefährliche Verwundung hätte
zu Theil werden können. Mein Kameel hatte die übele Gewohnheit,
sobald es durch ein Wasser geschritten war, sich
zu schütteln und besonders mit seinem schweren Kopfe und
Halse zu schlenkern. Als wir den Flufs durchschritten, wollte
ich nach einem meiner hinter mir am Sattelknopfe hängenden
Doppelgewehre sehen, und hatte dasselbe kaum ergriffen, als
mein Thier mit dem Halse hin und her zu schaukeln begann.
Das Gewehr entglitt meiner Hand, und ein donnernder Knall
verkündete mir die Folge meiner Unvorsichtigkeit. Während
einige am höheren Uferrande stehende Bewohner eilig entflohen,
musterte ich die vorangegangenen Diener und Kameele.
Ich sah jedoch zu meiner Beruhigung, dafs keine Verwundung
vorgekommen war und stieg von meinem Kameel
herab. Mein Gewehr war glücklicherweise nur wenig beschädigt,
und die Kugel des rechten entladenen Rohres hatte
sich zwischen Steinen in den Boden gebohrt. Unsere abergläubischen
Begleiter betrachteten dies Ereignifs als eine böse