führen auch sie dabei einen kurzen, gebogenen Stock, mit dem
sie zur Bekräftigung ihrer Worte sehr häufig mit grofser Gewalt
auf den Boden schlagen.
Wir verliefsen das aus etwa 40 Zelten bestehende Dorf
gegen 10 Uhr Morgens unter zahlreicher Begleitung von Eingeborenen,
die uns bis zu den Brunnen folgten. Besonders
belustigten mich die mit oft halb, auch dreiviertel rasirtem
Kopfe hin- und herläufenden ganz nackten Knaben, die auf
Kameelen oder Eseln für ihre Eltern Wasser herbeiholen
mufsten. Die grofsartigen Gebirge vor Augen, steuerten wir
nun, wie auf dem Meere, ohne Weg und Steg, immer gerade
aus, unserem Ziele entgegen. Nach etwa 2 Stunden kamen
wir an die Brunnen, wo wir lagerten und unsere Wasserschläuche
frisch füllen liefsen; dann schritten wir über den
mit Mimosen bewachsenen, ebenen Boden weiter. Ich be-
gegnete mehreren Wildarten und sah auch drei Sekretäre, die
mit ihren Federn hinter dem Ohre und der feierlichen. Amtsmiene
einem Jünger der Themis nicht unähnlich sahen, die
aber zu scheu waren, um auf Schufsweite heran zu kommen.
Gegen 10 Uhr Abends lagerten wir an einem weiten, sandigen
Platze und zogen vor Sonnenaufgang, über die nackte Wüste
in den Mimosengebüschen weiter. Ich machte den ganzen Weg
zu Fufs bis zu den ersten Felsen der östlich liegenden, nicht
weit entfernten Mokranberge. Als die Karavane unter denselben
angekommen war und die dunkelem Erdmauern von
Kassala schon hin und wieder durch die Gebüsche blickten,
machte die Karavane Halt; Mein Reisegefährte und ich machten
Toilette, indem wir frische; aus den Kisten geholte Kleider
anlegten und gingen dann in die nahe gelegene Stadt, um dort
eine Wohnung zu suchen.
Vierter Abschnitt.
In der Stadt Kassala, Ausflug nach Algeden und wieder
zurück.
Ueber die weite, vor dem östlichen Thore gelegene Sandwüste
gelangten wir nach etwa zwanzig Minuten in die Stadt
und fanden bei einem griechischen, damals dem einzigen europäischen
Handlungshause, in einem der demselben gehörenden
Gebäude eine Wohnung füi* uns und ein Unterkommen
für unser Gepäck. Nachdem diese Angelegenheit besorgt war,
begaben wir uns wieder zu der aufserhalb der Stadt lagernden
Karavane, liefsen die Thiere beladen und zogen in die
Stadt hinein. Waren uns bei unserem ersten Erscheinen schon
eine Menge neugieriger Gaffer, schreiender Kinder und aufdringlicher
Bettler gefolgt, so wurden wir .dies Mal von denselben
förmlich umlagert, auch manche schwarze Soldaten,
braune Wüstensöhne und allerlei bizarr aussehende Gestalten
begleiteten uns über den staubigen Marktplatz, zwischen den
engen, aus Erdmauern aufgeführten Häusern hin, durch mehrere
winklige,, enge Gassen bis zu der uns bestimmten Wohnung
in demselben Hause, in welchem sich die übrig gebliebene
Mannschaft der Graf du Bisson’schen Expedition schon
seit längerer Zeit aufhielt. Ueber diese Leute und,deren mifs-
glücktes Unternehmen werde ich zu anderer Zeit sprechen,
und zunächst die vielen neuen Erscheinungen schildern, die
sich mir überall aufdrängten.
Dicht an der nördlichen Stadtmauer, unterhalb einer
hohen Bastion, wurde uns ein breites, sehr schlecht ver-
schliefsbare's Thor zu dem Hofe geöffnet, der unsere Woh/