Wegen einer Karte über den östlichen Sudan, welche er
mir mit der kurzen Bemerkung: „ich nehme diese Karte!“
vor längerer Zeit abgenommen hatte, gab es recht ernstliche
Auftritte, und ich sagte demselben So gründlich meine Meinung,
dafs er, da er auch von seinen Leuten in so unbegründeten
Ansprüchen nicht unterstützt wurde, sich sehr entrüstet
und beschämt zurückziehen mufste.
Donnerstag, den 5. Januar 1865. In den Frühstunden
erhielt ich von Demoro gegen Quittung den von mir verlangten
Preis für die Karte übersendet, und damit war die Abneigung
zwischen uns besiegelt, ich würdigte den habsüchtigen,
intriganten Menschen keines Blickes weiter. Im Laufe des
Vormittags brachte ich meine Briefschaften in Bereitschaft
und trug dieselben später zur Post. Als ich dahin kam, wurde
mir die Freude, die ersten, vom 19. October datirten Briefe
aus der Heimath zu erhalten.
Freitag, den 6. Januar 1865. Wie an den vorhergehenden
Tagen wurde ich in der Frühe durch lauten Trommelschlag
erweckt, der die Soldaten zu ihren Uebungen zusammen
rief; um Sonnenaufgang, beim Oeffnen der Stadtthore,
zeigte abermaliger lauter Trommelwirbel den Beginn des
neuen Tages an. Meine Wetterbeochtungen wären bald ge-
macht, aber Unbehaglichkeit beschlich mich und-zum ersten
Male empfand ich keinen Appetit nach irgend einer Speise.
Aus meiner Apotheke nahm ich etwas Magnesia, trank einen
Becher schwarzen Kaffees und blieb den ganzen späteren
Theil des Tages in meinem Zimmer, in einige Bücher vertieft,
bis es zu dunkel war, um weiter lesen zu können. Bei einem
sehr bescheidenen Talglichte, wie sie hier auf dem Markte zu
kaufen sind, schrieb ich noch einige Notizen, und ein einfacher
Thee mit Hühnerfleisch und Eiern schmeckte mir wieder besser.
In der nächsten Nacht schlief ich recht gut, und mein
Unwohlsein war vorüber.
Sonnabend, den 7. Januar 1865. Mit Sonnenaufgang beschäftigte
ich mich zunächst mit Wetterbeobachtungen, dann
mit verschiedenen Korrespondenzen. Von einem Bäcker wurden
mir später einige hundert, an der Sonne getrocknete,
dünne, runde, ungesäuerte Brote für meine bevorstehende
Exkursion gebracht, von denen mir jedoch die beiden, den
Franzosen gehörenden Esel sogleich einige auffrafsen.
Durch Wind und Sonnenschein hatten sich mit der Zeit
an meinen Kleidern offene Stellen eingefunden, ich mufste
deshalb rüstig zur Nadel greifen und die Risse zu heilen
suchen, da Ali, mein Diener, nichts vom Nähen verstand und
ich den hiesigen Kleiderkünstlern wenig Zutrauen schenkte.
Mein Reisegefährte zog von hier in ein nahe gelegenes, einem
anderen Griechen gehörendes Haus, mit seinen Dienern, Thie-
ren, Käfigen und mancherlei Effekten hinüber. Mit meinem
Kameele wurde es nicht besser, und so jagte ich den unwissenden
, mit meinem betrügerischen Diener in freundschaftlichen
Verhältnissen stehenden Araber aus dem Hofe und versuchte,
freilich vergeblich, das verwundete Thier bis zur nächsten
Reise selbst zu heilen. Die Luft war während des Sonnenscheins
recht angenehm warm, sogar von elf bis drei Uhr
Nachmittags empfindlich heifs, aber vor Sonnenaufgang und
nach Sonnenuntergang fühlbar kalt, gegen zehn Uhr Abends
jedoch wieder etwas, milder. Am Tage wehte während meiner
Anwesenheit ein erfrischender Wind aus NO. oder ONO.,
seltener aus NW., die Nächte hingegen waren meist windstill,
besonders bei Vollmond konnte man kaum den leisesten Luftzug
bemerken. : .
Sonntag, den 8. Januar 1865. Ein Nebelschleier bedeckte,
sowie in den letzten Tagen, um Sonnenaufgang die östlich gelegenen
Berge von Sabderat und die nördlichen Felsen an
dem Wege nach Sauakin. Nur die höchsten Spitzen zeichneten
sieh scharf an dem hellen Himmel ab und erglänzten in
den ersten Lichtstrahlen, während der undurchsichtige Nebel
die tieferen Bergmassen verdeckte. Nach dem Frühstück begab
ich mich mit meinem Diener auf den Markt, um allerlei
Lebensmittel einzukaufen. Hierbei bemerkte ich, dafs mein
Diener stets theurer einzukaufen wufste, als der Gegenstand
werth war, das heilst, bei jeder Sache mir mehr in Anrechnung
brachte und den Mehrbetrag für sich behielt. Diese Gewohnheit
soll auch unter weifsen Dienstboten zu finden sein,