Dritter Abschnitt.
Von Sauakin nach Eassala.
Das Dampfschiff war kaum befestigt, als ein lebhafter
Verkehr mit dem Lande, d. h. der uns zunächst liegenden Insel
von Sauakin, einträt. Hier befindet sich der Sitz des Gouverneurs,
das Zollhaus und die Wohnungen mehrerer Beamten;
auch haben sich einige europäische Händler ebenda niedergelassen.
Der Meereskanal, in dem unser Dampfer lag, war
kaum 2—300 Schritte breit, aber 16—20Fufs tief; während
die Insel aus Korallenbänken bestand, waren die Küsten des
Festlandes mit Sand bedeckt, aber wenige Fufs unter der
Meeresoberfläche, dehnten sich auch weite Korallenlager
überall hin aus. .Unsere Kapitäne fuhren an das Land, und
nach ihrer Rückkehr kamen mehrere türkische Regierungsoder
Zollbeamte an Bord. Die Ufer nicht so öde und wild
aussehend, wie an der arabischen Küste, erhoben sich terrassenförmig
bis zu den wilden, zackigen Gebirgen, die sich in
einer Entfernung von 6—8 Stunden parallel dem Meeresrande
hinzogen. Nach dem Meere zu bedecken weite, theils von
niedrigen Korallenfelsen durchsetzte Sandwüsten mit dürftiger
Vegetation den kahl aussehenden Raum. Mehrere Passagiere
wurden ausgesehifft und ein buntes Leben entfaltete
sich einige Stunden am Lande, sowie in den kleinen Fahrzeugen,
bis die Hitze die neugierigen Eingeborenen vertrieb.
Ich benutzte die übrige Zeit, einige Korrespondenzen zu beendigen,
die durch Vermittelung des zweiten Maschinisten
Mr. B. auch richtig nach Su,ez und von dort nach Europa gelangten.
Der kleine Hafen war, besonders in der Nähe des
Zollhauses, von mehreren arabischen Küstenfahrern besetzt,
die Waaren ein- oder ausladeten.
In den Nachmittagsstunden führen wir nach der, wenige
Ellen'über dem Meere gelegenen Insel Sauakin hinüber und
fanden in dem kleinen Hause des italienischen Kaufmanns G.,
wo mein Reisegefährte schon vor drei Jahren gewohnt hatte,
Platz für uns und unser Gepäck. Durch die engen, kurzen
Strafsen begaben wir uns dann wieder an das Meeresufer, um
zum Dampfer zurück Zu kehren. In den Abendstunden erhellte
starkes Wetterleuchten den östlichen Himmel, und der
Horizont war nach jener Richtung hin von dichten Wolken
bedeckt. Es war die letzte Nacht, die ich auf dem Dampfer
Hodede zubrachte.
Mittwoch, den 26. Oktober 1864. Gegen 8 Uhr Morgens
waren alle unsere Gepäckstücke auf Deck geschafft und Wurden
in zwei gröfsere arabische Boote verladen, dann landeten
wir bei dem niedrigen, viereckigen, steinernen Zollhause.
Eine Menge von Waaren lag aufserhalb desselben aufgestapelt,
unsere eigenen Sachen würden jedoch von den Beamten
nicht in lästiger Weise Stück für Stück durchsucht, nach einer
Stunde befand ich mich bereits in der gemietheten Wohnung.
Mein Reisebett stellte ich während der Nacht in den Hof und
ruhte bald sanft unter dem Firmamente, das sich mit seinen
unzähligen Sternen wie die Decke eines grofsen Himmelbettes
über mir wölbte.
Eine Visite, die ich dem Gouverneur (Soliman Efendi)
machte, um ihn um Herbeischaffung von Arabern und Kamee-
len zur Reise nach Kassala zu ersuchen, hatte den gewünschten
Erfolg. Es war mir sehr darum zu thun, so schnell als
möglich weiter zu kommen, und da wir nach Abschliefsüng.
des Vertrages mit dem Gouverneur alsbald Kameeltreiber mit
der nothwendigen Anzahl Lastthiere erhalten hatten, so hoffte
ich, bald abreisen zu können. Den Arabern war es aber noch
nicht gefällig, aufzubrechen, ich mufste mich daher geduldig
in die Verhältnisse fügen.
Am nächsten Tage war der Himmel, zum ersten und einzigen
Male während meiner ganzen Reise, über einen halben
Tag mit Wolken bedeckt. Gegen 10-Uhr Morgens fiel heftiger
Regen, und die Einwohner theilten uns mit, dais die Regen