gend anerkannt wird. Danach steht den Besitzern das Recht
zu, von den männlichen und weiblichen Sklaven die bestimmten,
üblichen Arbeiten zu verlangen, dagegen haben sie die
Verpflichtung für Kleidung und Nahrung des Sklaven zu sorgen.
Ungerechtfertigten, übermäfsigen, körperlichen Züchtigungen
kann sich der Sklave durchs die Flucht entziehen, und
er darf sich dann einen neuen Herrn erwählen. Ebenso kann
bei Mangel an Nahrung oder der nothwendigen Bekleidung
der Sklave entlaufen und sich unter den Schutz eines anderen
Herrn stellen. Bei dergleichen Fällen hat der Schech des
Stammes oder ein Kadi (Richter) die streitige Frage zu untersuchen.
Ist der Sklave aus böswilliger Absicht entlaufen, so
hat er aufser zeitweiliger Entziehung von Nahrung und aufser
öffentlicher Beschimpfung vor allen Dorfbewohnern, zum
Schlüsse noch die Bastonade zu erleiden. Stellt es sich dagegen
bei der Untersuchung heraus, dafs der Entlaufene hat
Hunger leiden müssen, unnöthig barbarischer Behandlung unterworfen,
oder fast ganz nackt allem Wetter bei Tag und
Nacht ausgesetzt war, dann hat der von dem Sklaven neu erwählte
H err dem ersten Besitzer nichts für denselben zu zahlen.
Da der alte Gebrauch beiden Theilen gewisse Rechte und
Pflichten beilegt, so ist es ein sehr seltenes Ereignifs, dafs die
Sklaven einen Grund zur Klage haben, da bei den geringsten
Gegenbeweisen die härtesten Strafen unnachsichtlich, zum
warnenden Beispiel, verhängt und nach der richterlichen Entscheidung
sofort ausgeführt werden. Bei keinem der Völks-
stämme habe ich während meiner Reisen von dem Entlaufen
emes Sklaven gehört, und selbst die durch Raubzüge noch
nicht lange in Sklaverei geschleppten Leute gewöhnen sich
nach den ersten fruchtlosen, mit Bastonade bestraften Fluchtversuchen
an ihre Lage und haben in wenigen Jahren ihre
Heimath und die Freiheit vergessen.
Doch zurück zu meinen eigenen Erlebnissen. Ich hatte
am zweiten Weihnachtsfeiertage — einen Fasttag. Der Schech
entschuldigte sich, uns heute kein Fleisch liefern zu können,
nur gegen Abend versprach er etwas Milch zu schicken, da
die Viehheerden sich nicht in der Nähe des Dorfes befänden.
Diese Nachricht war besonders mir, der ich mit einem guten
Apetite in Afrika stets gesegnet war, eine sehr unangenehme
Nachricht, aber ich mufste mit Brot, Kaffee und Wasser meinen
grollenden Magen beschwichtigen.. In späteren Zeiten
habe ich freilich noch viel schlechterleben müssen, doch nahm
ich stets nach meinem Grundsätze die Verhältnisse wie sie
waren, nicht wie sie sein sollten, und kam so leicht über viele
Klippen des Anstofses hinweg.
■ In den Nachmittagstunden erlegte ich diqht bei unserem
Lager einen weifsköpflgen, grofsen Geier, suchte aber vergeblich
nach Tauben oder anderem Wild. Der Himmel war unbewölkt
und die Luft bis Sonnenuntergang ziemlich warm.
Die sonst mit Gebüsch bedeckte und grasreiche Ebene um
das Dorf herum war jetzt durch Feuer blofsgelegt worden,
um den Raubthieren jedes versteckte Anschleichen an das
Dorf zu wehren. Der Boden war vorherrschend schwarz und
sehr fruchtbar, doch wurde er der vielen Gebüsche wegen
nicht mit Getreide bebaut. Die Nacht verlief ohne Störung,
und gestärkt begrüfste ich "den neuen Morgen.
Dienstag, den 27. December 1864. Vor Sonnenaufgang
war es schon sehr lebendig in unserem Lager, und als sich
am östlichen Himmel das leuchtende Tagesgestirn erhob,
setzte sich unsere kleine Karavane in Bewegung. Der Schech,
sein Sohn und einige Araber gaben uns eine kurze Strecke
das Geleit. Dann betraten wir, unter Führung zweier bis zu
dem nächsten Dorfe angenommener Führer, die traurige Einöde.
Es ging drei Stunden lang meist durch Gebüsche, dann
1| Stunde weit durch grofse Grassteppen. Das binsenartige,
sieben bis acht Fufs lange Gras bedeckte einen grofsen Landstrich
und liefs nur selten einzelne Gesträuche oder einen
Baum sehen. Doch waren durch den Einflufs des Windes und
der Sonne die dürren, gelben Grashalme etwas herunterge-
drückt und lagen dicht bei einander, ähnlich wie bei uns das
sich lagernde Getreide. Die immer noch fünf und mehr Fufs
höhen, dürren Graswände schlossen den schmalen, sich durchwindenden
Weg auf beiden Seiten ein und bestreuten den Boden
mit meist entleerten Fruchthülsen oder abgestreiften Sa