genden wieder. Leider ist es öfter vorgekommen, dafs manche
Reisende aus anderen Werken abgeschrieben und Dinge bekräftigt
haben, die von dem ersten Verfasser nur vermuthet
oder angenommen worden waren. Durch die Bestätigung solcher
Nachschreiber sind viele Irrthiimer verbreitet worden.
Ferner ist es eine üble Gewohnheit mancher Reisenden, wenn
sie sich aufserhalb der Kontrole wissen, allerlei Beschreibungen
von Dingen und Gegenden zu geben, die mit der Wirklichkeit
keineswegs übereinstimmen oder höchst übertrieben
sind.
Von dem Rastplatze aus waren im fernen Osten die Umrisse
der die Bazen-Grenze bildenden Berge zu sehen. Nach
einem sehr einfachen Mittagessen wurde noch etwa eine
Stunde geruht, während die Kameele in dem dürren Grase
oder an einigen Gebüschen ihren Hunger zu stillen suchten
und Kräfte zu neuen Anstrengungen sammelten. Die Vegetation
war ziemlich gering, über einen weiten Landstrich nach
Südosten hin bemerkte ich aufser wenigen, niedrigen Gebüschen
nur das unendliche, dürre, gelbe Grasmeer, das oft unter
dem Druck eines frischen Windes hin und her wogte. Die
glühende Sonne erhitzte einige dunkele Steine so stark, dafs
ich dieselben mit blofser Hand nicht anfassen konnte, auch
mein Diener schien die Gluth derselben wohl zu kennen und
fafste den ihm bezeichneten Stein mit zwei Holzästchen an,
um ihn mir zu meinen Beobachtungen in den Schatten zu
bringen. Ein Tropfen Wasser war in l i Minute ganz verdampft,
und mein/Thermometer stieg in der Nähe des heifsen
Körpers von 26 auf 38 Grad Reaumur im Schatten.
Als die gröfste Tageshitze vorüber war, wurden die Kameele
zusammen geholt, aufgesattelt, bepackt und dann ging
es'wieder vorwärts. Von zwei bis vier Uhr Nachmittags zogen
wir meist zwischen hohem, binsenartigen Grase auf ansteigender
Ebene dahin und kamen dann in ein kleines, mit,
Mimosengesträuchen bewachsenes, niedriges Thal. In seiner
Sohle wand sich das B e ttr des Chor Umrahid oder-Marahif
hin, der zehn bis zwölf Schritte breit war und drei bis vier
Fufs hohe, ziemlich steile, erdige Ufer hatte. Als wir das ausgetrocknete
Rinnsal durchzogen hatten, bemerkte ich auf
mehrere hundert Schritte Entfernung die Köpfe und Hälse
einiger jungen Straufse, doch gestatteten dièse eine Annäherung
nicht, sondern entschwanden sehr bald in den Gebüschen
meinen Blicken. Der Gebüschstreifen zu beiden Seiten
des letzten Chors war nur unbedeutend, bald waren wir
wieder inmitten unabsehbarer Grasebenen, durch welche der
Weg, langsam auf- und absteigend, über den sehr fetten,
schwarzen, von der Hitze zersprungenen Boden, weiter nach
Norden führte. Bis gegen sieben Uhr Abends legte ich, theils
zu Fufs, theils auf meinem Kameele, die vor uns liegende
Strecke mit ihren einförmigen Grasfeldern zurück. Es war
schon sehr dunkel, als wir durch einige Gebüsche und den
wenige Ellen breiten, mit niedrigen Uferbänken versehenen,
trockenen Chor Gerrada zogen. An einer weiten, sandigen
Stelle, auf der anderen (rechten) Uferseite des Chors, rüsteten
wir unser Nachtlager zu, und ich hatte viele Mühe, einiges
trockenes Holz zu einem Lagerfeuer zusammen zu suchen.
Der Thee wurde bereitet, und bei dem matten Scheine1 der
Flamme schrieb ich noch einige Notizen in mein Tagebuch.
Durch einige Stimmen, welche durch die von keinem Geräusch
unterbrochene Dunkelheit zu uns herübertönten, zur Vorsicht
ermahnt, feuerten wir einige Schüsse ab. Einer unserer
Diener und der Führer begaben sich gut bewaffnet auf Re.-
cognoscirung in die Gegend, von wo die Stimmen herüber
geklungen waren. Als dieselben nach einiger Zeit zurückkehrten
und uns die Nachricht brachten, jene Leute hätten
sich entfernt, und da wir auch nichts weiter von ihnen
hörten, so begab ich mich zur Ruhe. Mein Gefährte dagegen
hielt noch längere Zeit Wache und weckte mich unnöthiger
Weièe später aus sanftem Schlafe. Ich überzeugte mich bald
von der thörigten Einbildung meines Genossen und wurde
dann nicht weiter aus meiner Ruhe aufgeschreckt.
Sonnabend, den 31.December 1864. Ein Breignifs von
fast tragischen Folgen brachte uns frühzeitig auf die Beine.
Als ich auf meinem Läger, durch den Schall lauter Stimmen
veranlafst, erwachte, sah ich einen fremden Eingeborenen we-
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