schiffahrt, und jene Nachricht hatte wohl nur den Zweck, die
Aufmerksamkeit Europa’s auf den Bau des Suezkanals zu lenken.
Die Entfernung von dem Timsah-See bis Suez beträgt
noch etwa 80 — 85 Kilometer, die der Ausgrabung harren. —
Die Arbeiter werden theurer; ein freigebiger, den Europäern
freundlich gesinnter Vice-König von Egypten lebt nicht mehr,
und so stehen viele Hindernisse dem Weiterbau entgegen.
Nach einem, Ende vorigen Jahres durch Herrn von Les-
seps gemachten, Rechnungsabschlüsse und einer öffentlichen
Anzeige davon ist noch ein bedeutendes Kapital zum Weiterhau
jenes Kanals in der Kasse vorräthig. So wird es dem eifrigen
Beförderer des Baues, Herrn von Lesseps, vielleicht gelingen,
alle Schwierigkeiten zu überwinden, um einen Seeweg
durch den Isthmus1 von Suez herzustellen.
Nach dieser Abschweifung von dem Suezkanal kehre ich
wieder zn meinen eigenen Reiseerlebnissen zurück, und der
geneigte Leser findet mich eben mit meinem Gepäcke auf dem
Wege zu einem der kleinen Boote, die Passagiere und Fracht
auf die Rhede hinaus zu den dort liegenden Dampfern befördern.
Die Fahrt nach dem türkischen Dampfer, vomWinde nicht
begünstigt, währte wohl 2 Stunden, und obgleich, die Sonne
sich zum Untergange neigte, zeigte die Temperatur der Luft
auf 19, die des Meerwassers in einer Tiefe von 2 Fufs auf 20
Grad Wärme. — An verschiedenen Dampfern vorüberfahrend,
gelangten wir an die Schiffstreppe der Hodede, und nach einiger
Zeit waren wir und unser Gepäck untergebracht.
Auf dem Deck, unter der ausgebreiteten Segelleinwand
stellte ich mein Bett auf und schlief dort während dieser ganzen
Seereise, nahe dem Steuerruder; wo Kapitäne und andere
Passagiere auch meist ihr Nachtlager bereiteten. Obwohl
mit dem wilden Durcheinander des egyptischen Landlebens
schon vertraut, stellte sich dasselbe mir hier auf dem
engen Raume noch viel greller entgegen. Das Mitteldeck war
von einem Transport Spldaten angefüllt, während der kom-
mandirende Offizier (Bimbascha), ein Major, seinen Harem,
aus drei fest verhüllten, nur die Augen zeigenden Frauen
und Sklavinnen bestehend, auf dem obersten Verdecke auf-
schlagen und' durch Segelleinwand absperren liefe, in einer
Weise dafs dieser Geheimnifsort fast an mein Lager stiefs.
Kurz vor Sonnenuntergang kam noch eine schwer beladene
Barke an unser Schiff, und kaum waren die Passagiere
in unserii Dampfer gestiegen , als das Signal ertönte und wir
den Ankerplatz in südsüdöstlicher Richtung verliefsen. Die
zuletzt angekommenen Passagiere, zwei arabische Kaufleute
und Sklavenhändler reisten in Geschäften für Herrn Sakakini
(in Kairo) und führten mehrere Sklaven und Sklavinnen in
ihrem Gefolge. Ob Letztere das Eigenthum der Araber waren
oder ob sie als Waare auch in die Geschäfte des Herrn Sakakini
(Direktor der im rothen Meere bestehenden, türkischen
Dampfschiffahrts-Gesellschaft Assidgi) gehörten, konnte ich
nicht erfahren.
Es unterhegt aber keinem Zweifel, dafs mehrere Europäer,
alle Gesetze verachtend und alles Rechtsgefühles baar, sich an
dem verbotenen Handel, des grofsen Gewinnes wegen, betheiligen.
Die Schiffsbemannung bestand aus drei Kapitänen, drei
englischen Maschinisten,vier malthesischen Steuerleuten,einem
griechischen Kaffeesieder und einigen vierzig, ziemlich zerlumpt
und verwahrlost aussehenden Eingeborenen, die aus der
Armee zur Strafe zum Schiffsdienst degradirt waren; da mag
sich ein Jeder selbst einen Begriff eines derartigen Matrosenvolkes
machen.
Das Dampfschiff, Hodede ( ein ehemalig altes englisches
Kanalboot unter den Namen Leda) hatte 120 Pferdekraft bei
700 Tonnen Tragfähigkeit und 15| Fufs Tiefgang.
An Ladung führte das Schiff im mittleren Raume 45 Ka-
meele und einige 50 Pferde, Sättelzeug, Waffen und Gepäck,
während der Schiffsboden mit Getreide für die Soldaten und
deren Thiere angefüllt war. Dazu fuhr noch ein mit vier Eingeborenen
bemanntes, schwer mit Lebensmitteln beladenes
Boot im Schlepptau hinter uns h e r.. Unter den Passagieren
machte ich die Bekanntschaft eines türkischen Rpgieiungs-
Ingenieurs, eines aufgeklärten Moslims, der langé in England