weite Strecke wanden wir uns durch dornige Gebüsche oder
kurze, nackte Sandflächen, überschritten mehrere steile, trok-
kene Chors, bis wir in einem grofsen, breiten Chorbett unser
Nachtlager aufschlugen. Die heulenden Hyänen liefsen ihre
melancholischen schauerlich klingenden Stimmen erschallen,
und eine derselben packte den kaum 20 Schritte vom Lagerfeuer
entfernten Esel an, der, jämmerlich schreiend, nur durch
schnelle Hülfe von seinem Feinde befreit wurde. Das Thier
wurde danach zwischen den beiden Lagerfeuern angebunden
und die Nacht verging ohne weitere Störung.
Freitag, den 11. November 1864. Ein leichter Wolkenschleier
bedeckte den nordöstlichen Himmel und ein reichlicher
Thau war während der Nacht gefallen. Unsere Haden-
doa waren halb erfroren,- und erst nach Sonnenaufgang setzten
wir unseren Marsch über Steppenland fort. Ich bemerkte
daselbst viele Mimosen-Arten, während die Schirmakazien
nun immer seltener wurden und anderen Bäumen und Gesträuchen
Platz machten. Die nahen Gebirge sahen nicht so
rauh, wild und schwarz von Farbe aus, wie die, an denen wir
früher vorbei gekommen waren; auch wüchsen kleine Gebüsche
und Bäume auf denselben. Die Vorsprünge senkten
sich nicht so steil herab, selbst Gräser bedeckten die Höhen,
nur die Wasserrinnen auf denselben hatten den Boden aufgerissen
und zeigten den nackten Felsen. Die Formation der
Berge war eine ganz verschiedene, ihr Inneres schien aus anderen
Gesteinarten zu bestehen. - Gegen 1 Uhr Mittags erreichten
wir ein grofses Thal, in dem viele Fächerpalmen
standen, und ich breitete dort meine Palmenmattendecke zur
Mittagsrast unter einer grofsen, breiten Schirmakazie aus.
Mehrere Gebüsche, von wucherndem Gactus überzogen und
erdrückt, krochen auf der Erde hin, ebenso sah ich einige
niedrige Aloepflanzen, die aus dem sandigen Boden hervorragten.
Mehrere Gazellen sprangen vorüber,, ich eilte, der
Karavane voraus, ihnen nach, erlegte mit einer einläufigen
Büchse eins der hübschen Thiere, trug es an den Karavanen-
weg und liefs es dort auf ein Kameel laden. Bis 8 Uhr Abends
ging es über sehr unebenen Boden, dann schlugen wir unser
Nachtquartier an einem sandigen Chorbette auf. Unsere Araber
hatten nicht genug Wasser von dem letzten Brunnen mitgenommen,
und auch ich hatte nur noch drei Becher in meiner
thönernen Flasche (Gulla). Erst nach ernstlichen Drohungen
gingen drei Leute mit zwei Kameelen in dexü Chor aufwärts
und kämen sehr spät mit vier gefüllten Lederschläuchen
zurück. Wir konnten nun Alle unseren Durst befriedigen, ich
bereitete bei dem Lagerfeuer die Gazellenleber und schrieb
die nothwendigen Notizen in mein Tagebuch.
Sonnabend, den 12. November 1864. Die Nacht war
sehr kalt gewesen; ich war auf meinem Lager eingeschlafen,
ohne mich mit einem Shawl zuzudecken, und zog mir eine
leichte Erkältung zu, die sich aber am nächsten Tage verlor.
Gegen 8 Uhr Morgens verliefsen wir den Lagerplatz, unseren
Weg weiter verfolgend, der uns durch zwei kleine, mit Fächerpalmen
bewachsene sandige Thäler führte. Die starke Hitze
wurde durch einen angenehmen ONO.-Wind gemildert. Kurz
nach 12. Uhr Mittags erreichten wir in der Nähe mehrerer
Brunnen ein trockenes Chorbett, wo wir während der heifse-
sten Stunden ruhten und die Wasserschläuche füllen liefsen.
Von einigen Hirten erhielten ‘wir'gegen Tabak viele Ziegenmilch
und machten an Ringeltauben, welche die Gebüsche bei
unserer Lagerstätte bevölkerten, reiche Beute. Ueber ein mageres
Durrafeld sah ich mehrere Perlhühner laufen, konnte
aber keins derselben erlegen. Aufserdem belebten mancherlei
bunte Vögel jene Gegend, später kamen auch grofse Viehheer-
den an die Brunnen zur Tränke. In südwestlicher Richtung
zogen wir unseres Weges fort, von einem heftigen NW.-Winde
begleitet, und liefsen uns erst ziemlich spät an einzelnen Gesträuchen
auf einer weiten nackten Sandebene nieder. Die
Hyänen strichen dicht an unserem Lager vorbei, und unsere
Araber waren sehr wachsam, aus Furcht vor den Löwen
(Azed), welche hier Vorkommen, während die Kameele ihren
Hunger an Mimosen und anderen Gesträuchen oder dürrem
Grase stillten.
Sonntag, den 13. November 1864. Unter dem frischen
Wehen der Morgenluft eilten wir über die sterile Wüste unter
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