Angereb ruhende Leiebe, kein Gefolge, kein Kamerad begleitete
den Verstorbenen. Nur einige Marktweiber heulten bei
dem Vorbeitragen der Leiche ihr kurzes trillerndes Klagegeschrei,
während die vier Soldaten durch das östliche Thor
nach dem hinter dem Hospitale gelegenen Begräbnifsplatze
eilten. Nach 20 Minuten sah ich schon zwei der Soldaten mit
dem leeren Angereb wieder in die Hauptwache am Markte
zurückkehren.
Später wurden mancherlei Vorkehrungen für die nächste
Reise getroffen und noch mehrere Gegenstände auf dem
Markte in den Nachmittagstunden eingekauft. Die Hitze war
sehr empfindlich, und vor dem östlichen Stadtthore auf der
Wüste wurden zwei fast ganz gerade, langsam sieh bewegende,
dünne Windhosen sichtbar, die mehrere hundert Fufs
hoch waren und einige Stunden über jener Stelle hin und her
zogen. Diese Erscheinung bemerkte ich einige Monate später
wieder auf jenem Platze in noch gröfserer Ausdehnung
und war besonders erstaunt über ihre lange Dauer und die
Langsamkeit, mit der sie sich weiter bewegte.
Sonnabend, den lO.December 1864. Um Sonnenaufgang
war es mir bei-17 Grad Reaumur Wärme doch zu kalt, ich
warf daher einen Shawl über meine gewöhnliche Kleidung
und ging auf die Bastion, um das Wetter zu beobachten. Als
ich später mit Einpacken und Zusammenbinden verschiedener
Gegenstände beschäftigt war, brachte ein Soldat einen
Geleitsbrief des Gouverneurs an den Schech der Homraner
für unsere dorthin beabsichtigte Reise. In den Nachmittagstunden
kamen die verlangten Führer und zwei, von uns später
bezahlte Soldaten in unseren Hof geritten. Wegen der
Unsicherheit des Weges stellten sich Furcht und Bedenken
ein, und Rie-Abreise wurde deshalb auf den nächsten Morgen
verschoben. Die fertigen Gepäckstücke, von unseren Dienern
und den Soldaten bewacht, blieben einstweilen während der
Nacht auf dem Hofe hegen.
Sonntag, den 11. December 1864. Mit der Morgendämmerung
wurde es lebendig im Hofe-, und kaum hatte ich in
aller Eile einen Becher Thee getrunken und etwas Brot
gegessen, als unsere Karavane beladen und zur Abreise
bereit war. Dieselbe bestand aus meinem Reisegefährten,
mir, vier Dienern, zwei Führern, zwei Soldaten, drei Kamee-
len und drei Eseln und bewegte sich, von vielen neugierigen
Gaffern umringt, durch die engen Gassen über den Marktplatz
zu dem östlichen Thor hinaus. Zunächst hielten wir uns, zwischen
der Stadtmauer und dem Hospitale hinziehend, südlich
und gelangten über dieWüste in den Palmenwald. Der gewöhnliche
Weg führte uns an dem Begräbnifsplatze unter dem Gebirge
vorbei, theils zwischen grofsen Felsblöcken, theils durch
hohes, grünes Büschelgras und dichte Gebüsche bis an einen
weiten, offenen Platz. Hinter diesem erschien ein Arm des
trockenen, sandigen Bettes der Chor el Gash, in welchem sich
eine schmale, mit Palmen und Tamarisken bewachsene Insel
erhob. Wir überschritten letztere und den dort 215 Schritte
breiten Chor el Gash und gelangten an den jenseitigen, höher
gelegenen Uferrand. Kurze Zeit hielten wir in dem Flufsbett,
um unsere Thiere aus einem dort von Arabern gegrabenen
Wasserloche etwas zu trä n k e n ich selbst fand das Wasser abscheulich
von. Geschmack. Um 10 Uhr Morgens setzten wir
unsere Reise fort. Bald darauf entdeckten wir, däfs einer der
Führer sich heimlich entfernt hatte pnd behielten nun den
Zweiten im Auge, dafs er nicht auch etwa aus Furcht vor den
Räubern davon laufe und uns mit unseren Dienern allein liefse.
Der Weg selbst war oft ziemlich breit und, von den vielen,
hin und her ziehenden Karavanen ausgetreten, leicht erkennbar.
Wir folgten den vielen Fährten und zogen den ganzen
Vormittag zwischen Mimosengebüschen hin. Eine Menge verschiedener
Tauben, Zwergäntilopen, Abu Dik-Dik genannt,
und andere Wildarten belebten die Gebüsche in der Nähe des
Flufsufers. Der Boden war zum Theil von der Sonne aufgerissen
und zerspalten, doch schien er von sehr guter Beschaffenheit
zu sein. Um 12 Uhr etwa rasteten wir unter einigen,
wenig Schatten bietenden, dornigen Gesträuchen. Auf der
Weiterreise betraten wir eine grofse, mit hohen, dürren Grashalmen
bewachsene Steppe, in der wir drei Stunden lang in