der hinter ihren Felsen stehenden Sonne mit goldigen Lichtreflexen
umstrahlt. Wir gelangten nach fünfzehn Minuten
über die sandige Wüste an einzelne Fächerpalmen, eine
Strecke weiter bildeten sie geschlossenen Wald und zogen
sich bis dicht unter die steilen Felsen des Djebel Kassala hin.
Als wir nahe dem nach Süden gelegenen Dorfe Hatomie an
dem Gebirge vorüber gekommen wären und einige grofse
Felsblöcke hinter uns gelassen hatten, sahen wir linker Hand
eine sich an die Felsen anlehnende Begräbnifsstätte. Viele
tiefe Löcher und in der Sonne bleichende Knochen bewiesen,
dafs die Hyänen hier öfteren Leichenschmaufs gehalten hatten;
durch die aufgehängten, • flatternden Zeugstreifen oder
zusammen gelegten grofsen Steine waren sie nicht abgehalten
worden, ihrem nächtlichen Raube nachzugehen. Der Weg
wendete sich bei der Todtenstätte nach Osten, indem er über
die vor uns liegenden Felsen hinauf kletterte und sich durch
eine enge, ziemlich steile Schlucht weiter zog. Gewaltige
Steinblöcke bedeckten die unteren Theile der Gebirge zu beiden
Seiten dieses, beschwerlichen Passes, während darüber
glatte Felsenwände fast senkrecht sich herabstürzten, kr
ihren Spalten nur wenigen Gesträuchen oder verdorrten
Grashalmen Raum gewährend. Nach etwa zwanzig Minuten
hatten wir die Schlucht durchzogen und hielten uns südöstlich,
um an einen in dortiger Gegend gelegenen Teich zu gelangen.
Auf dieser kurzen Strecke standen die hageren Mimosen
in voller Blüthe und ihre runden, büschelartigen, gelben
Blümchen dufteten uns lieblich entgegen. Ein Dorf Schech
Sherif, einige hundert Schritte von dem Gebirge entfernt und
von Abkömmlingen der Halenga-Araber bewohnt, blieb nördlich
liegen. Nachdem wir so etwa eine und eine halbe Stunde
von Kassala aus zurückgelegt hatten, waren wir an dem seichten
Rande des sumpfigen Teiches angekommen. In diesem
wuchsen viele Mimosen, Palmen, und andere starke Bäume,
dazwischen schwammen oder flatterten wilde Enten-, Gänse,
Reiher, Störche, Marabuts,, Schnepfen; und eine Unzahl anderer
buntgefiederter Vögel belebten das ganze Gewässer und
seine buschigen Ufer. Von dem nähen Dorfe kamen viele
Wasserträgerinnen, Kinder und Ziegenheerden herbei, aber
die zwitschernden, schreienden oder melodisch singenden
Vögel liefsen sich durch diese täglichen, gewohnten Besucher
nicht stören.
Zum Zwecke einer Sammlung hatte ich schon mehrere
kleine Vögel erlegt, auch aufserdem gute Jagdbeute gemacht
und safs bei einigen herbei gekommenen Arabern in eifriger
Betrachtung- der mich umgebenden fremden Welt. Meine Begleiter
waren zum Theil noch auf der Jagd, die anderen lagen
ermüdet auf dem Boden. Einer der Araber sagte mir, dafs
die in den Felsen wohnenden Affen, nun bald zum Wasser
herab kommen würden nnd ich leicht eine Jagd auf dieselben
machen könnte.
Durch diese Nachricht wurde mein Jagdeifer angespornt,
ich ergriff schnell entschlossen mein Jagdgewehr, lud in jeden
Lauf eine Kugel und folgte der bezeichneten Richtung. Etwa
zehn Minuten war ich so geräuschlos als möglich an dem
Teichrande entlang auf die nächst gelegenen Felsen zugegangen
und verfolgte mit meinen Blicken einige schön gezeichnete,
grofse Schmetterlinge, als meine Aufmerksamkeit plötzlich
auf einen anderen Gegenstand gelenkt wurde.
Etwa 80 bis 100 Schritte von mir sehe ich drei, sieben,
zwölf und zuletzt achtzehn Affen verschiedener Gröfse; ich
bleibe stehen, um dieselben in ihren possierlichen Spielen und
ihren menschenähnlichen Bewegungen zu beobachten. Die
alten, grofsen Männchen treten selbstbewufst auf und blicken
höchst komisch mit gewisser Grandezza auf ihre sie umgebenden
Gefährten herab. Eine Mütter nimmt ihr Junges auf den
Rücken und theilt einige Hiebe an neckende Kameraden aus,
während ein anderes halbwüchsiges Thier,-an einen Baum
gelehnt, sehr eifrige Jagd auf seinem behaarten Körper anstellt.
Einige, possierliche Sprünge mehrerer junger Affen erregen
mein Interesse, ich gehe einige Schritte näher, aber
plötzlich ertönt eine A rt Gebell, — sämmtliche gröfsere Thiere
stutzen und sehen sich um, die Jüngeren stürzen in eiliger
Flucht den nahen Felsen zu. Die Affen stellen, wie alle wilden
Thiere, die in Familien leben, stets einen, älteren Kamera-
Grf. Kr o c k ow, Reisen u . Jagden. I. 7-