rung an die scheuen Thiere vereitelt und mich von jedem
ferneren Vorgehen abgehalten hätte. — Die b.este Jagdzeit,
in der das Steppenwild zur Tränke an den Flufs geht, rückte
immer näher heran; die Sonne stieg höher und sandte ihre
hellen Strahlen immer glühender herab. Nach einiger Zeit
hörte ich auch schon ein nahes Geräusch, sah einige flüchtige
Gazellen und wollte denselben eben nachgehen, als Hassan
etwas aufgeregt nach einer Gegend hindeutete, wo ein prasselndes
Geräusch hörbar wurde. Mein Diener sagte mir etwas
Unverständliches und ging hinter mir h e r, während ich mit
gespannter Büchse vorausschritt. Nach vierzig bis fünfzig
Schritten sehe ich unerwartet eine grofse Schlange, die ein
Thier umwickelt hat, sich auf dem Boden wälzen. Indem
ich mir eine gute Schufslinie aussüehe, nähere ich mich
auf etwa dreifsig Schritte, da bemerkt mich die Boa, hebt
den Kopf in die Höhe und scheint mich annehmen (angreifen)
zu wollen. Doch ein-guter Schufs trifft die Schlange
nebst der von ihr. umwickelten Gazelle. Die Erstere läfst die
Beute los und macht sich mühsam an meine Verfolgung. Ich
schiefse vergeblich meine Pistolen auf das mir nachsetzende
Thier ab, mein Diener hält sich indefs rathlos in einiger Entfernung.
Ich lade im Retiriren meine Doppelbüchse mit
Schrot und Posten und warte dann einen Augenblick ab, wie
die Schlange sich wendet. In etwa fünfzehn Schritt Distance
feuere ich dann auf das gewaltige-Gewürm, welches stürzt
und schnell den Kopf empor richtet. Durch einen zweiten
Schufs zerschmettert sinkt auch dieser zur Erde. In grofsen
Ringen wälzte sich das Thier im Todeskampfe, ich machte
ihm noch vollends den Garaus und nahm ein Stück Haut als
Beute mit. Die Boa mafs wohl sieben bis acht Ellen in der
Länge und war mit breiten Schuppen bedeckt. Nach der
von ihr gefangenen Gazelle mich umsehend, bemerke ich
meinen Diener im Begriff, derselben die Gurgel abzuschneiden.
Da mir dieser mohamedanische Brauch bekannt war,
so störte ich ihn nicht, sondern liefs ihn ruhig sein Werk beenden,
Die Gazelle deckten wir dann mit dürrem Grase zu,
üt
nachdem wir sie ausgeweidet hatten; das Gescheide warfen
wir auf den todten Körper der Schlange.
Mit geladenen Waffen ging es dann durch das hohe Gras
auf einige entfernte einzelne Büsche zu, hinter denen ich ein
Paar Hälse von Straufsen hervorragen, sah. Mein Diener gewahrte
ebenfalls die grofsen Vögel., ich gab ihm schnell eine
meiner Pistolen mit dem Aufträge in einem Bogen die Thiere
zu umgehen, und nach einiger Zeit durch Abfeuern der Pistole
sie möglichst mir zuzutreiben. Ich steckte aufserdem meinen
Stock in den harten, schwarzen Boden, befestigte oben ein
Grasbüschel und band ein weifses Tuch darüber, dann kroch
ich in entgegengesetzter Richtung ganz vorsichtig etwa hundert
Sehritte vorwärts. Die scheuen, scharfsichtigen Thiere
beobachteten den von mir ausgesteckten Stock, noch mehr
aber den sich um sie bewegenden Diener und kamen langsam
auf mich zu. Durch das gebückte Kriechen in etwas zu gro-
fser Eile war ich aufser Athem gekommen, ich fand mich weiter
vorgedrungen, als ich anfangs beabsichtigt hatte, bemerkte
aber nichts von den beiden Straufsen. Um wieder ruhiges
Blut zu bekommen, setzte ich mich jedoch eine Weile auf den
Erdboden. Bald darauf höre ich den von meinem Diener ab-
gefeüerten Pistolenschufs fallen. Ich lauschte in gespannter
Erwartung, gleichmäfsige, flüchtige Tritte näherten sich, ein
schwacher Schatten von den fliehenden Thieren fällt durch
das dichte Steppengras. Schon im Anschläge liegend, gebe
ich Feuer, aber zu meinem Aerger sehe ich die beiden Straufse,
nicht sehr entfernt, in anderer Richtung vorübereilen, ohne
mir Gelegenheit zu einem zweiten Schufs zu geben.
Auf der Stelle, wohin ich meine Kugel gerichtet hatte,
bemerkte ich Antilopenspuren, doch kehrte ich erst zurück,
um meinen ausgest'eckten Stock sammt dem Tuche wieder
zu holen. Während dieser Zeit kam auch mein Diener heran
und erzählte mir, dafs er mehrere Rudel Antilopen und die
flüchtigen Straufse nicht sehr entfernt wieder gesehen habe.
Wenige Minuten ruhend, löschte ich durch einige lange Züge
aus dem Lederschlauche meinen empfindlichen Durst und