blieben etwas rechts von uns liegen, und nach einer Stunde
Weges, der uns durch einige schmale Chors hindurchführte,
standen wir schon unter den steil aus der Ebene aufsteigenden
Felsen. Mit Hypsometer, Thermometer, Compafs und
Uhr stellten wir hier unsere Beobachtungen an und klommen
dann an den sich jäh aufthürmenden Felsen aufwärts, An
Höhlen vorbei, durch Schluchten, über steile Felswände,
zwischen dornigem Gestrüpp auf holperigem, mit Steinen dicht
bedeckten Boden ging es in Bogenlinien an den Bergen immer
höher hinauf. Nach etwa zwei Stunden lagerten wir in einer
Spalte, .hier beobachteten wir unsere Instrumente und fanden
die Höhe der nur durch eine Kluft von uns getrennten Spitze
etwa 1250 Fufs über der Ebene. Ein kleines Frühstück, unter
einer Felsenplatte eingenommen, kräftigte die ermatteten Körper,
und die herrlichste Aussicht belohnte unseren, hauptsächlich
der Messung dieser Berge wegen gemachten Ausflug.’
Aufser der in der Mitte liegenden höchsten Spitze erheben
sich nach Norden und Süden, sowie nach Nordost ein-
zielne unersteigliche Felsblöcke , und dies ganze Gebirge mag
einen Umfang von 2 — 3 Stunden haben. Hinter der Stadt
Kassala zieht sich das breite-, sandige Bett des Chor el Gash
hin, während unabsehbare Gebüsche nach Westen und Norden
die Ebene bedecken. In Süden steigen die gewaltigen Massen
des Djebel Kassala auf; während die westliche Seite jener
Berge von einem Palmenwalde, ist die östliche von einzelnen.
Mimosen-Gesträuchen umgeben. Nach derselben Richtung
breitet sich eine weite, hin und wieder mit Gesträuch bedeckte,
sandige Ebene bis an die etwa sechs Stunden entfernten Gebirge
von Sabderat aus, und der Djebel Gulsa, die Berge von
Elit und manche vereinzelte Felsen schliefsen denHorizont auf
dieser Seite ab. Aufser Raben sah ich auch kleinere Vögel,
Murmelthiere huschten zwischen den aufgeschichteten Felsenspalten
und am unteren Theile dieser Berge zeigten sich auch
mehrere Hyänenbaue. Das Herabsteigen ging wohl etwas
schneller, doch mufste ich, um die kahle Felswand zu pas-
siren, meine Stiefel ausziehen und in Strümpfen, theilweise
auch auf allen Vieren über die gefährlichste Stelle hinüber zu
kommen suchen. Schluchten, dichte Gebüsche und grofseFels-
stücke legten sich uns in den Weg, doch langte ich endlich
glücklich hinter meinem Begleiter wieder bei den Reit-
thieren an. Von da ging es in der heifsen Sonne über die
Wüste nach der Stadt zu. Bevor ich in das östliche Thor
eintrat, sah ich zwischen dem Djebel Kassala und Mokran,
da wo der Weg nach Sabderat führt, eine schöne Luftspiegelung
über der glänzenden Einöde. Von dem kleinen Ausflug
ziemlich ermüdet, suchte ich mein kühles Zimmer auf, und
widmete später meine Zeit den Notizen meiner Erlebnisse und
dem Abbalgen einiger kleinen Vögel. Die Abendstunden verplauderte
ich mit den Franzosen und hörte von ihnen weitere
Angaben über ihre verunglückte Expedition und mancherlei
Aeufserungen der Unzufriedenheit gegen den Unternehmer.
Sonnabend, den 26. November 1864. Ich hatte in Erfahrung
gebracht, dafs in den Morgenstunden allerlei Raubvögel
sich auf dem Schlachtplatze, der vielen Fleischabfälle, Knochen
und Eingeweide wegen, aufhielten. Mit einer kleinen
Büchse bewaffnet, lauerte ich, hinter einigen Oshär-Gesträuchen
versteckt, und feuerte auf einen starken Marabut (Lep-
toptilos Argala), der sofort im Feuer liegen blieb. Weitere
Versuche blieben erfolglos, und ich begab mich mit meiner
Beute in meine Wohnung zurück. Dort balgte ich den gro-
fsen sehnigen Vogel mit vieler Mühe ab und empfing dann
einen längeren Besuch der Herren Munzinger und Pater Stella,
deren Hoffnungen, bei dem Gouverneur etwas durchzusetzen,
immer mehr schwanden.
Als ich Nachmittags über den Markt ging, hörte ich die
Schläge eines Tambourins und erblickte eine Menge dunkelfarbiger
Eingeborener an einer Stelle versammelt. Ich näherte
mich den Leuten und bemerkte in einem kleinen Kreise zwei
Männer, jeder ein einfaches Tambourin in der Hand haltend
und die Zuschauer zum Tanz auffordernd. Der Aeltere, von
kleiner schmächtiger Figur, hatte schwarzes Haar, welches
ohne Bedeckung in feinen, dicht geringelten Locken, gleich
schmalen Zöpfen, bis auf die Schulter herabhing. Die ver